Ein interessantes Jahr neigt sich dem Ende zu. Die Blockchain Technologie und digitale Währungen fanden nicht nur bei institutionellen Anlegern eine breitere Akzeptanz. Die wichtigsten Entwicklungen des abgelaufenen Jahres im kompakten Jahresrückblick 2021.
DeFi entfesselt Innovation in der Finanzwelt
Ohne Zweifel war die dezentrale Finanzwelt (DeFi) ein starker Treiber der Kryptomärkte gegen Ende 2020 und am Anfang des vergangenen Jahres. Die Architektur des dezentralen Finanzwesens kann ein interoperables Finanzsystem mit beispielloser Transparenz und wenig Bedarf an Drittparteien schaffen. Die St. Louis Federal Reserve Bank hat eine ausführliche Studie über den DeFi Sektor veröffentlicht. Sie schlagen ein mehrschichtiges Framework vor, um die implizite Architektur und die verschiedenen DeFi-Bausteine zu analysieren. Zu den Bausteinen gehören Token-Standards, dezentrale Börsen und Kreditmärkte, aber auch Blockchain-Derivate und On-Chain-Vermögensverwaltungsprotokolle ohne Verwahrer.
Der DeFi-Bereich erreichte 2021 über 100 Milliarden US-Dollar an hinterlegten Geldern und erweckte das Interesse von Institutionen. Der Boom dezentraler Finanzanwendungen rief allerdings auch die Regulierungsbehörden auf den Plan. Sie nehmen den jungen Teilbereich der Kryptoindustrie zunehmend unter die Lupe. Der Chef der US Commodity Futures Trading Commission (CFTC) hat sich dabei kritisch zu DeFi geäussert. Den Sektor in die gleiche Kategorie wie den Klimawandel zu stellen, unterstreicht die Ernsthaftigkeit des Themas. Der regulatorische Druck auf das dezentrale Finanzsystem blieb dabei das ganze Jahr bestehen.
In DeFi-Staking-Systemen werden oft Stablecoins verwendet, Krypto-Token mit einer Wertbindung an Fiatwährungen wie den US-Dollar. Sie werden in einem sogenannten Smart Contract eingebunden, um Vermögen zu verdienen oder an der Entscheidungsfindung eines Protokolls teilzunehmen. Sie standen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Regulatoren, die Stablecoins als Gefahr für das Finanzsystem wahrgenommen haben.
NFT – Neue Möglichkeiten für ein digitales Zeitalter
Obwohl das ursprüngliche Konzept für nicht fungible Token (NFTs) auf das Jahr 2015 zurückgeht, war es nicht vor 2017, als die ersten Projekte auf der Ethereum-Blockchain auftauchten. In den nächsten zwei Jahren wurden weitere NFT-Standards entwickelt und genutzt. Mit diesen erweiterten Token-Standards wurde es möglich, den Token individuelle Metadaten zuzuordnen. Dies ermöglichte diverse neue Anwendungen.
Kreative Künstler und Inhaltsproduzenten fanden in NFTs neue Absatzmärkte und frische Ideen. Sie bevölkern und gestalten zur Zeit das entstehende Metaversum. Die einzigartigen Informationen, welche im Smart Contract aufgezeichnet sind, können nicht direkt durch einen anderen Token ersetzt werden. Mit einigen Ausnahmen sind nicht fungible Vermögenswerte auch nicht teilbar. Sie sind dafür gedacht, als Ganzes zu existieren und gehandelt zu werden. Diese einzigartigen Token haben sich effektiv zum Goldstandard für die Zuordnung von Eigentum auf der Blockchain entwickelt. Echtes Eigentum ist eine der entscheidenden Schlüsselkomponenten von NFTs und der digitalen Wirtschaft.
China verbannt Krypto endgültig
Die Bank of China (BoC) hat am 23. März auf ihrem offiziellen WeChat-Konto vor der Investition in Krypto-Währungen gewarnt. Im Mai haben die chinesischen Finanzbehörden ihren Finanzinstituten und Zahlungsunternehmen verboten, Dienstleistungen im Zusammenhang mit Kryptowährungen anzubieten. Seit Juni werden in sozialen Medien Suchergebnisse zensiert und die Konten beliebter kryptobezogener Inhaltsersteller gesperrt.
Stattdessen entwickelt die Chinesische Regierung eine digitale Zentralbankwährung (CBDC) in Form eines Blockchain-Token. 2021 wurde der digitale Yuan in unterschiedlichen Grossstädten getestet. Die chinesische Zentralbank People’s Bank of China (PBoC) plant nämlich, den digitalen Yuan während den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking für internationale Kunden bereitzustellen.
Konkurrenz für Ethereum
Layer 1 Blockchains sind die Grundlage der heutigen dezentralen Ökosysteme. Diese Projekte sind darauf ausgelegt, jede Transaktion im Netzwerk abzuwickeln. Das bedeutet, dass alle Transaktionsdaten in der Blockchain aufgezeichnet und gespeichert werden. Eine naheliegende und schon früh genutzte Skalierungsmethode ist die Erhöhung der Transaktionsanzahl pro Minute kombiniert mit tiefen Transaktionskosten. Meist erfolgt dies durch einen Kompromiss in Sachen Dezentralisierung und Sicherheit.
Es sind diverse Smart Contract Plattformen (Layer 1) entstanden, die in der einen oder anderen Form mit Ethereum konkurrieren möchten. Ältere Beispiele wie Tron und EOS nutzten den klassischen Ansatz mit einem Wechsel des Konsensmechanismus auf Proof-of-Stake (PoS) und einer Erhöhung der Transaktionen pro Minute. Konkurrent Solana implementierte ein neues Konsensprotokoll, das einen noch höheren Durchsatz ermöglicht. Auch Projekte wie Polkadot, Cardano und Avalanche wenden eine mehrschichtige Architektur an, die ähnlich wie Ethereum 2.0 eine Basisschicht und angehängte Blockchains nutzt.
Institutionelles Interesse
Die Integration von digitalen Vermögenswerten in bestehende institutionelle Finanzinfrastrukturen ist inzwischen an verschiedenen Fronten zu beobachten. Insbesondere in den Vereinigten Staaten bieten mittlerweile etliche etablierte Finanzdienstleister Leistungen rund um digitale Assets an. Darunter fallen Angebote im Bereich Krypto-Handel, Verwahrung und Portfoliomanagement.
Messbar wird die fortschreitende institutionelle Adoption anhand der drei Faktoren Regulierung, Massenadoption und Makro-Umfeld. Alle drei Felder haben sich im vergangenen Jahr ausnahmslos verbessert. Als aktuellste Treiber einer voranschreitenden institutionellen Adoption dienen die jüngsten Bitcoin ETF Zulassungen in den Staaten sowie eine aufkeimende Angst vor einer unkontrollierbaren Inflationswelle.
Nebst dem Eintritt prominenter Fintech Unternehmen wie Paypal oder Square traten im Jahr 2021 vermehrt Banken dem aufstrebenden Kryptogebiet bei. Nachdem namhafte US-Investmentbanken wie Goldman Sachs, JPMorgan und Wells Fargo ihrer Kundschaft Dienstleistungen rund um digitale Assets anboten, kam in Europa mit den deutschen Sparkassen ein weiterer mächtiger Bankenverbund dazu. Bereits im nächsten Jahr soll der Verband mit seinen 50 Millionen Kunden Leistungen im Bereich bereitstellen.
Zahlungsprotokoll Lightning Netzwerk
Die weit verbreitete Verwendung von Bitcoin als Geld setzt voraus, dass die Kryptowährung auch als solches nützlich ist. Damit Bitcoin seine endgültige monetäre Form erreicht, reicht es nicht aus, nur ein Wertaufbewahrungsmittel zu sein (wie es derzeit bei Gold der Fall ist). Es muss auch ein brauchbares Tauschmittel sein. Bitcoin ist nicht für schnelle und billige Zahlungen geeignet und ist auf externe Lösungen angewiesen, von denen das Lightning Netzwerk die bekannteste ist.
Das Lightning Netzwerk fungiert als zweite Schicht über Bitcoin, in der jeder Teilnehmer dieselbe native Einheit anerkennt und sie für den Handel verwendet. Wichtig ist, dass Lightning als Zahlungsprotokoll von Bitcoin keine eigene Blockchain benötigt. Vielmehr verlässt es sich auf Bitcoin, um Transaktionen sicher abzuschliessen. Auf diese Weise bietet Lightning einen Vermittlungsdienst an, bei dem die Bitcoin-Basisschicht (Layer 1) als letzte Instanz für alle Streitigkeiten auf der Lightning-Ebene (Layer 2) fungiert. Das Lightning Netzwerk hat dieses Jahr ein Rekordwachstum verzeichnet, unter anderem durch die Adoption in Entwicklungsländern.
Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel
Auf einer Konferenz in Miami kündigte der Präsident von El Salvador an, dass er Bitcoin zu einem gesetzlichen Zahlungsmittel machen will. Der Gesetzesentwurf, den er dem Kongress vorlegte, beförderte Bitcoin zur offiziellen Währung. So könnte El Salvador das erste Land der Welt werden, das ein Krypto-Asset formell als Zahlungsmittel einführte. Der Kongress nahm das Gesetz mit einer klaren Mehrheit von 62 zu 84 Stimmen an. Bukele kündigte ausserdem den Bau einer „Bitcoin-Stadt“ ohne Einkommens- und Vermögenssteuer an. Der Bau der Stadt soll durch staatliche Bitcoin-Anleihen und später durch eine Mehrwertsteuer finanziert werden.
Die Entscheidung, Bitcoin in das Finanzsystem des Landes zu integrieren, stiess beim Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen auf harsche Kritik. Daher eher unerwartet zeige die Bank of America (BofA) die Vorteile der Bitcoin Adoption in El Salvador auf und stellte viel Positives fest. Etwa wie Bitcoin den Menschen und Unternehmen im Land Inklusion ermöglicht, aber auch die internationalen Zahlungen vergünstigen und vereinfachen kann. Der einfache Zugang zu elektronischen Zahlungen durch Bitcoin habe einen „fortschrittlichen Touch“, stellten die Analysten der Bank of America fest. Eine weitere positive Auswirkung sei die progressive Digitalisierung und die Demokratisierung der Finanzen. Mehr als 70% der erwachsenen Bevölkerung in El Salvador haben nämlich kein Bankkonto.
Ein Metaversum entsteht
Das Metaversum ist dieses Jahr in aller Munde und gewinnt immer mehr an Signifikanz. Es ist kein Spiel und hat kein festgelegtes Ziel, vielmehr stellt das Metaversum eine eigene, digitale Realität dar. Das Metaversum ist ein Raum in dem die Nutzer mit einer computergenerierten Umgebung und mit anderen Nutzern interagieren können. Das Metaversum umfasst damit weit mehr Bereiche des Lebens als das heutige Web 2.0.
Führende Firmen auf der ganzen Welt haben begonnen, das Potenzial zu erkennen und für sich zu nutzen. Durch die neuen Möglichkeiten von Token-Ökonomien und einzigartigen Gegenständen in der Form von NFTs die dem Krypto-Bereich entstammen, öffnen sich neue Anwendungsmöglichkeiten, insbesondere im Gaming-Bereich. Videospiele wie The Sandbox und Decentraland entwickeln sich zu einem NFT-basierten, offenen Metaversum, in dem Inhalte, Wirtschaft und Verwaltung in den Händen der Spieler und Schöpfer liegen, die zur virtuellen Welt beitragen.
Regulierung und Adoption
Im vergangenen Jahr sind in der Branche der digitalen Vermögenswerte eine Reihe wesentlicher Faktoren aufgetaucht, die bisher nicht existierten. Diese Aspekte führen uns zu der Frage, ob wir an der Schwelle zur institutionellen Bitcoin-Adoption stehen. Ein bedeutender Faktor ist die Regulierung, die das Spielfeld für den Markt vorgibt. Nach dem jüngsten Verbot durch China am 24. September blickte die Welt auf die Vereinigten Staaten, um von den Regulierungsbehörden und Gesetzgebern Klarheit über ihre Haltung gegenüber Kryptowährungen zu erhalten.
Die Geschäftsführer von sechs Kryptowährungsunternehmen sprachen sich vor dem Ausschuss für Finanzdienstleistungen des Repräsentantenhauses über die Verheissungen, Gefahren und den Nutzen von Kryptowährungen und Stablecoins aus. Einige der Führungskräfte versuchten, den Ausschuss davon zu überzeugen, dass er sich auf die falschen Fragen konzentriert und über das Gesamtbild nachdenken sollte.