Was sind Krypto-Währungen, wozu dienen sie und was sind die Unterschiede zwischen Blockchain und Bitcoin? Diesen und weiteren grundlegenden Fragen ist man am Webinar vom 15. Juli auf den Grund gegangen.
Die Webinarserie, welche Grundwissen zu den Themen Blockchain und Krypto-Währungen vermittelt, ist eine Kooperation zwischen CVJ.CH und dem auf digitale Assets spezialisierten Anbieter 21 Shares AG. In einer aufbauenden Serie von sechs Blöcken an 30-minütigen Sessionen soll zu einem Grundverständnis zu dem Geschehen rund um Krypto-Assets verhelfen.
In einem interaktiven Dialog werden die verschiedenen Themen von Experten behandelt. Im Anschluss wird eine Fragerunde mit den Teilnehmern abgehalten. Der erste Block fand vergangene Woche statt. Dabei ging es um allgemeine Grundthemen: Was Kryptowährungen genau sind, wozu sie dienen und was die Unterschiede zwischen Blockchain und Bitcoin sind. Aber auch Infrastruktur, den Aufbau und die Preisfindung von digitalen Werten, sowie deren Investitions- und Aufbewahrungsmöglichkeiten wurden behandelt.
Sina Meier (Managing Director Head of Business Development bei 21 Shares) und Hansen Wang (Senior Associate bei 21 Shares) führten in einem Gespräch durch die Themen.
Woher kommen Krypto-Währungen?
Die Kryptowährung Bitcoin – erklärt Wang – gebe es schon seit 2009. Entstanden ist Bitcoin kurz nach der letzten grossen Finanzkrise im Jahr 2008. Wer genau Bitcoin entworfen hat ist bis heute mit grosser Unklarheit verbunden. Von Satoshi Nakamoto – einem Pseudonym – wurde 2008 das Bitcoin-White-Paper publiziert, in welchem er seine revolutionäre Idee für ein neues Geldsystem erläuterte. Welche Personengruppe bzw. welche Person sich hinter diesem Pseudonym verbirgt, ist bis heute unbekannt. Zwar haben mehrere Personen Satoshi Nakamotos Identität für sich beansprucht, ein Beweis konnten sie dennoch nicht erbringen. Mittlerweile gibt es neben Bitcoin ca. 5000 andere Krypto-Währungen.
Was sind Krypto-Währungen?
Obwohl es mittlerweile viele verschiedene Krypto-Währungen gibt, bleibt eine Gemeinsamkeit bestehen: sie basieren auf der Blockchain-Technologie. Insgesamt gibt es drei Grosskategorien von Krypto-Währungen, die Wang nennt.
Erstens, Währungen und Zahlungstoken – wie zum Beispiel Bitcoins, die dazu gedacht sind, Zahlungen zu tätigen.
Zweitens, Utility Tokens. Diese werden als Finanzierung eines Projektes/Netzwerks verwendet, indem es Käufern garantiert, eigene Produkte dieses Netzwerkes nutzen zu können. Wäre Airbnb beispielsweise auf einer Airbnb-Blockchain aufgebaut, würde – um Häuser, Wohnungen etc. mieten zu können – mit dem Airbnb Token bezahlt werden.
Drittens, Security Tokens – die ähnlich einem Wertpapier strukturiert sind (beispielsweise Aktien oder Obligationen), mit Ausnahme der Implementierung auf der Blockchain.
Was ist der Unterschied zwischen Blockchain und Bitcoin?
Die Blockchain kann als die zugrundeliegende Technologie der Bitcoin-Währung beschrieben werden. Zur besseren Verständlichkeit nennt Wang als Beispiel für die Blockchain und die Bitcoin-Währung, die Buchung bei Airbnb. Bitcoin ist hier die Möglichkeit der Zimmerbuchung, bei der auf dem Bildschirm aktiv die unterschiedlichen Buchungsmöglichkeiten wahrgenommen werden können. Die Präsentationsebene – in diesem Fall der Bildschirm – ist dem Betrachter somit ersichtlich. Was aber hinter dieser Präsentationsebene passiert, ist unklar.
Die Datenverarbeitung und -speicherung auf der Blockchain, geschieht im Hintergrund. Somit auch der Prozess der hinter der Zimmerbuchung stattfindet. Für Bitcoin ist die Blockchain unerlässlich. Die Blockchain kann jedoch auch ohne Bitcoin bzw. einer anderen Kryptowährung bestehen. Unter der Blockchain kann sich eine dynamische Datenbank – ähnlich wie Excel, die jede jemals durchgeführte Transaktion festhält – vorgestellt werden. Diese Datenbank ist aufgeteilt in mehrere sogenannten Blöcke, die miteinander verkettet sind (daher auch der Name Blockchain). Die Anzahl von Transaktionen innerhalb eines einzigen Blockes liegen bei ca. 2000. Eine grosse Besonderheit der Verkettung dieser Blöcke ist, dass die Verbindung zu den jeweiligen Blöcken unveränderbar sind.
Wie unterscheidet sich eine gewöhnliche Datenbank von einer Blockchain?
Wang nennt hierbei drei wesentliche Merkmale der Blockchain, um den Unterschied zu einer normalen Datenbank zu erläutern.
Erstens, die Blockchaindatenbank ist dezentralisiert. Das bedeutet, dass diese Datenbank nicht nur auf einem Server oder bei einem Unternehmen liegt, sondern über viele verschiedene Computer verteilt ist. Diese Computer haben alle die gleiche Kopie dieser Datenbank. So lässt sich auch begründen, weshalb ein Hacker-Angriff auf die Blockchain nahezu unmöglich ist.
Zweitens, jede durchgeführte Transaktion ist gänzlich transparent. Alle getätigten Transaktionen werden in der Datenbank gespeichert und sind öffentlich und zeitlich unbegrenzt für alle Nutzer einsehbar. Zwar ist die Person, die hinter der Transaktion steht anonymisiert, doch ist der Transaktionsprozess wie auch der jeweilige Betrag ersichtlich.
Drittens, es gibt keine zentrale Instanz, die Kontrolle über Transaktationen verfügt. Eine Bank beispielsweise hat die Macht Transaktionen zu blockieren oder zu stornieren. Dies ist bei der Blockchain nicht möglich.
Kann es sein, dass zwar die Blockchain bestehen bleibt, alle anderen Kryptowährungen aber aussterben werden?
Wang ist der Ansicht, dass ca. 99 Prozent der Kryptowährungen aussterben werden. Die den Krypto-Markt dominierenden Währungen wie beispielsweise Bitcoin oder Ethereum sollte dies jedoch nicht betreffen. Das Aussterben eines erheblich hohen Anteils der Kryptowährungen erklärt der Redner mit der Einfachheit, wie sie bisher entstanden sind. Dies wird anhand eines Beispiels erläutert. Man stelle sich vor, es bestehe der Wunsch nach der Gründung einer eigenen Firma. Um Geld für die Firma zu erhalten wird gewöhnlich Fundraising betrieben. Somit werden beispielsweise Anteile der eigenen Firma an Investoren verkauft, um den Aufbau der Firma zu ermöglichen.
Anders sah das Fundraising in der Blockchain-Industrie aus. Als 2017 die meisten Kryptowährungen erschaffen wurden, war der Grund vor allem die Möglichkeit Kryptowährungen anstelle von Aktien einzusetzen. Statt Anteile der Firma zu verkaufen, wurden Utility Tokens - die 90 Prozent aller Tokens ausmachen – erstellt. Hansen betont auch, dass die Blockchain zwar eine Vielzahl von Vorteilen mit sich bringt, sie aber nicht für alles Verwendung finden sollte. Vor allem geeignet sei die Blockchain für Prozesse mit hohen Geldbeträgen und Verfahren, bei denen Sicherheit, wie auch die eigene Privatsphäre zu schützen gilt.
Ist Bitcoin besser als normales Geld?
Die Annahme, dass Bitcoin eines Tages normales Geld ersetzen wird, teilt Wang nicht. Er spricht hier eher von einem komplementären Ansatz. Bitcoin eigne sich vor allem für Internetzahlungen. Dennoch fügt er drei Beispiele hinzu, in denen Bitcoin - gegenüber normalem Geld - mehr Vorteile bringen kann.
Als ersten Punkt nennt er die Inflation. In der Schweiz gibt es Nullzinsen, teils auch Negativzinsen. Auch die Währung und die Regierung sind stabil. Für viele Orte der Welt gilt dies nicht. In Venezuela hatte sich beispielweise die Inflation so stark erhöht, dass sich innerhalb von 30 Minuten der Wert der venezolanischen Währung halbierte. Bei Bitcoin ist die Inflation seit 2009 klar vorgegeben. Alle vier Jahre wird die Menge der neu erzeugten Bitcoins halbiert. Dadurch wird auch die Verfügbarkeit der neuen Bitcoins limitiert. 2140 wird der letzte Bitcoin generiert.
Der zweite Vorteil liegt gemäss Wang in der Möglichkeit des grenzüberschreitenden Zahlungsverkehrs. Beim Verlust der eigenen Bankkarte während eines Auslandaufenthalts, wird - um den Aufenthalt fortführen zu können - eine Geldüberweisung aus dem Heimatland benötigt. Die Geldüberweisung dauert für gewöhnlich 3-5 Arbeitstage, an der Exchange Rate müssen Prozente abgegeben werden und es ist von einer hohen Transaktionsgebühr auszugehen. Bei Bitcoin werden wenige Cents an Transaktionsgebühren gezahlt und die Dauer der Überweisung liegt bei ungefähr 10 Minuten. Bedauerlicherweise werden Bitcoins als Zahlungsmethode nur beschränkt angeboten.
Der dritte Vorteil, den Wang erläutert, betrifft vor allem Menschen, die keinen Zugang zu üblichen Finanzdienstleistungen haben. In einem Land, in dem der grossteil der Menschen mit einem niedrigen ökonomischen Status zu kämpfen hat, lohnt sich die Eröffnung einer Lokalbank für Grossbanken oftmals nicht. Diesen Menschen könnte man durch Bitcoin Zugang zum Finanzsystem ermöglichen. Ein Mobiltelefon sowie Internetzugang ist das Einzige, was dafür benötigt wird.
Wie kann man Kryptowährungen kaufen?
Der Erwerb von Bitcoins (und anderen Kryptowährungen) kann auf zwei Arten erfolgen. Entweder direkt an einer Börse oder indirekt über ein Finanzinstrument. Wie auch gewöhnliche Börsen, gibt es in der Kryptoszene Kryptobörsen. Um nur einige zu nennen: Coinbase, Binance oder Kraken. Auf diesen Kryptobörsen können, nach dem Erstellen eines Accounts, Bitcoins gegen Schweizer Franken getauscht werden. Diese Bitcoins können dann entweder auf der Börse gelassen oder auf einem eigenen Wallet verwahrt werden.
Wie verwahre ich Bitcoin?
Bitcoins lassen sich entweder auf Kryptobörsen oder eigenen Wallets aufbewahren. Wallets sind digitale Geldbörsen, die sich mit einem gewöhnlichen Bankkonto vergleichen lassen. Auf der Bitcoin-Blockchain haben Walletbesitzer – ähnlich wie eine E-Mail Adresse – eine öffentliche Adresse. Jede Person, die über die Adresse anderer verfügt, kann an sie Bitcoins verschicken. Diese öffentliche Adresse wird Public Key genannt. Um auf die Bitcoins der Wallets Zugriff zu erlangen, wird ein Passwort benötigt. Dieses Passwort wird Private Key genannt.
Zwar haben Personen, die über ein eigenes Wallet verfügen, mehr Macht und Kontrolle über ihr Vermögen, doch es erhöht sich somit auch die Eigenverantwortung. Da es im Gegensatz zu traditionellen Banken bei Wallets keine Drittpartei gibt, die Kontrolle über Gelder verfügt, besteht die Möglichkeit beim Verlust eines Private Keys nicht, diesen zurückzuholen. Vermögen auf der Wallet ist ohne Passwort nie mehr abrufbar.
Wie ist es mit Finanzprodukten geregelt?
Es gibt verschiedene Finanzprodukte auf der Welt. Zertifikate und Hedge Fonds beispielsweise sind für Menschen gedacht, die den Besitz eines Wallets ablehnen. Wichtig ist gemäss Wang dennoch, dass auf einige Dinge beim Kauf eines Finanzproduktes geachtet wird. Das Finanzinstrument soll die Performance von Bitcoin implizieren und nicht davon abweichen. Auf die Counterparty Risk sollte ebenso geachtet werden.
Wie sicher ist die Blockchain?
Wang betont immer wieder, dass die Blockchain sehr sicher sei. Die Bitcoin-Blockchain beispielsweise wurde aufgrund ihrer Dezentralität noch nie gehackt. Nehmen wir an, dass 50 000 Computer die Blockchain-Datenbank aufrechterhalten. Theoretisch müsste auf 25 001 Computer zugegriffen werden, um diese hacken zu können. In der Blockchain-Industrie gab es bereits Hacking-Angriffe. Die Blockchain direkt wurde jedoch bisher noch nie Opfer eines Angriffs. Der wohl bedeutsamste Hacker-Angriff auf Kryptowährungen fand Anfang 2014 auf die damals weltgrösste Bitcoin-Börse Mt. Gox statt. Hier wurde der Private Key der Börse selbst gehackt. Menschliche Fehler sind somit der einzige Grund, weshalb es Hacking-Angriffe in der Blockchain-Industrie überhaupt gibt.