Mit den deutschen Sparkassen und der belgischen KBC integrieren zwei weitere Schwergewichte Bitcoin und Ethereum direkt ins Onlinebanking – und erleichtern damit den Zugang zu digitalen Vermögenswerten im klassischen Bankensystem.
Mit dem erklärten Ziel, zur globalen Kryptonation Nummer eins zu werden, und dem Eintritt der grössten Finanzinstitute in den Markt für digitale Vermögenswerte, wirken die USA wie eine Insel der Entschlossenheit. Doch auch in Europa zeichnet sich ein Wandel ab – wenn auch leiser, aber strukturell nicht weniger bedeutend. Immer mehr europäische Banken integrieren digitale Assets direkt in ihr Onlinebanking – ein Paradigmenwechsel mit Signalwirkung.
Sparkassen und KBC setzen neue Impulse
Neu auf der Krypto-Landkarte: die deutschen Sparkassen und die belgische KBC Bank. Über die DekaBank planen die Sparkassen ein Pilotprojekt, das es Privatkunden ab Sommer 2026 ermöglichen soll, Bitcoin und Ethereum direkt über die Sparkassen-App zu handeln. Die belgische KBC will bereits im Herbst 2025 über ihre Bolero-Investmentplattform Krypto-Käufe anbieten – vorbehaltlich regulatorischer Freigabe.
Beide Institute setzen dabei auf eine vollständige Bankintegration – samt Verwahrung und Abwicklung über regulierte Infrastrukturen. Ziel ist es, digitalen Assets den gleichen Zugang zu verschaffen wie traditionellen Anlageklassen – direkt aus dem Girokonto heraus.
Frühe Bewegungen im europäischen Bankenraum
Noch bevor die jüngsten Vorstösse grösserer Institute bekannt wurden, haben mehrere europäische Banken erste Angebote für digitale Vermögenswerte geschaffen. In der Schweiz etwa wurden Bitcoin und Ethereum bereits früh in das Dienstleistungsangebot von Privatbanken integriert – meist im Rahmen der Vermögensverwaltung oder mit eigenem Custody-Zugang. In Spanien wiederum lancierten etablierte Banken bereits ab 2021 erste Brokerage-Modelle. Parallel dazu begannen Neobanken wie Revolut und N26, Krypto-Trading direkt in ihre Apps einzubetten – mit Fokus auf einfache Bedienbarkeit und Nutzerwachstum.
Diese vielfältigen Ansätze – von klassischen Vermögensverwaltern über digitale Direktbanken bis hin zu spezialisierten Custody-Anbietern – ebneten den Weg für die nun einsetzende breitere Integration im Retail- und Universalbankensektor.
MiCA: Klarheit mit Einschränkungen
Ein zentraler Treiber dieser Entwicklung ist die neue europäische MiCA-Verordnung (Markets in Crypto-Assets). Seit Juni 2024 gilt ein erster Teil der Vorschriften, ab Dezember 2024 treten die vollständigen Anforderungen für Krypto-Dienstleister in Kraft. Die CASP-Lizenz (Crypto Asset Service Provider) bietet einen einheitlichen Rahmen, der es Banken erlaubt, Krypto-Angebote rechtssicher und europaweit konsistent zu gestalten.
Allerdings ist MiCA kein Allheilmittel. Die Verordnung fokussiert stark auf den Verbraucherschutz und die Emission regulierter Token – bietet jedoch wenig Orientierung für dezentrale Protokolle, DeFi-Anwendungen oder den grenzüberschreitenden Umgang mit Stablecoins. Auch technologische Neutralität ist nicht in allen Bereichen gegeben. Dennoch: Für Banken, die klar definierte Krypto-Dienstleistungen anbieten wollen – insbesondere Custody und Handel – schafft MiCA die benötigte regulatorische Grundlage und senkt damit die Markteintrittsbarrieren erheblich.
Aus der Nische in den Alltag
Was einst spezialisierten Börsen und FinTechs vorbehalten war, wird nun Teil des klassischen Finanzalltags. Digitale Assets halten Einzug ins Onlinebanking – mit wachsender institutioneller Relevanz. Der Zugang zu digitalen Assets über etablierte Bank-Interfaces könnte mittelfristig zum neuen Standard werden.
Europa öffnet die Banktüren für Krypto – schrittweise, aber strukturell. Die Integration beginnt nicht auf Trading-Plattformen, sondern im Kern des Finanzalltags.