Ein zusammenfassender wöchentlicher Rückblick auf die Geschehnisse an den Kryptomärkten mit Fokus auf Trendsektoren, Liquidität, Volatilität, Spreads und mehr in Zusammenarbeit mit Marktdatenanbieter Kaiko.
Die letzten 7 Tage auf den Krypto-Märkten:
- Preisbewegungen: USDT wird weiterhin mit einem Abschlag zum US-Dollar gehandelt, während die Abflüsse auf 10 Mrd. USD ansteigen.
- Orderbuchliquidität: Die Markttiefe von BTC und ETH hat sich nach einem Anstieg der ETH-Liquidität auseinanderentwickelt.
- Derivate: Die BTC-Finanzierungssätze durchbrachen schliesslich ihren neutralen Trend und fielen angesichts der anhaltenden Baisse-Stimmung ins Negative.
- Makro-Trends: Die Volatilität des Nasdaq ist auf dem höchsten Stand seit März 2020.
Märkte stabilisieren sich nach extremer Volatilität
Die Marktstimmung hat sich in der vergangenen Woche deutlich stabilisiert, und sowohl Bitcoin (BTC) als auch Ethereum (ETH) handeln seit Montagmorgen über wichtigen Unterstützungsniveaus. Die Aktienmärkte hingegen sind in einen Bärenmarkt eingetreten, wobei der S&P 500 den grössten Tagesrückgang seit Beginn der Pandemie erlitt. Trotz der zunehmend pessimistischen globalen Wachstumsaussichten geht es in der Kryptoindustrie weiter bergauf. Letzte Woche kündigte FTX.US eine neue Funktion für den Aktienhandel an, Robinhood führte eine DeFi-Wallet ein, und die Mining-Aktivität in China zeigte trotz eines Verbots Anzeichen eines Wiederauflebens.
ETH zu BTC Verhältnis deutet auf sinkende Risikobereitschaft hin
Das Ethereum-Bitcoin-Preisverhältnis ist im Mai stark gesunken, was auf eine nachlassende Risikobereitschaft der Krypto-Investoren nach dem Einbruch des UST's von Terra hindeutet. Das Verhältnis kann als Indikator für die Dominanz von Bitcoin im Vergleich zu den Altcoin-Märkten verwendet werden und hat in der Vergangenheit als Gradmesser für die Anlegerstimmung gedient. Steigt es an, deutet dies darauf hin, dass Anleger ihre Mittel in Ethereum- und Altcoin-Märkte umschichten und umgekehrt. Nachdem das Verhältnis im März aufgrund einer allgemeinen Verbesserung der globalen Risikostimmung gestiegen war, nähert es sich derzeit einem Jahrestief.
Curve-Handelsvolumen erreicht Allzeithochs
Curve ist eine dezentrale Börsenplattform (DEX), welche Liquiditätspools für einen äussersts effizienten Stablecoin-Handel anbietet. Letzte Woche haben wir gesehen, wie die Stablecoin-Handelsvolumina auf Curve neue Höchststände erreichten, als UST zusammenbrach und Investoren ihre Gelder in "sicherere" Stablecoins umschichteten. Nach dem Zusammenbruch von UST erreichte das DAI-Handelsvolumen auf Curve ein Allzeithoch und eroberte schnell seinen Platz als grösster dezentraler Stablecoin zurück. USDC konnte ebenfalls einen ähnlichen Anstieg des Volumens verzeichnen. Trotz des Anstiegs der Aktivität sank der Curve-eigene Token CRV auf den niedrigsten Preis seit Januar 2021.
Spreads steigen an den Tether-Märkten nach dem Zusammenbruch von Terra
Die BTC-USDT-Märkte verzeichneten nach dem Zusammenbruch von Terra's UST und dem De-Pegging von USDT am 12. Mai einen stärkeren Anstieg der Spreads als USD-denominierte Paare. Dies steht im Einklang mit On-Chain-Ergebnissen, die darauf hindeuten, dass der Grossteil der Bitcoin-Reserven der Luna Foundation Guard (LFG) im Wert von 3 Milliarden Dollar - die zur Verteidigung von Terras UST-Bindung eingesetzt wurden - gegen USDT eingelöst wurden. Die Kauf-Verkaufs-Spanne ist ein Mass für die Kosten des Handels und ein Indikator für die allgemeine Marktliquidität. Höhere Spreads werden in der Regel mit einer sich verschlechternden Liquidität und Marktstress in Verbindung gebracht.
Das obige Diagramm zeigt die Kauf-Verkaufs-Spannen für BTC-USD und BTC-USDT auf den wichtigsten Märkten für beide Paare. Wir stellen fest, dass die BTC-USD-Spreads auf Bitfinex zwischen dem 8. und 12. Mai von 0.3 Basispunkten auf 2.3 Basispunkte gestiegen sind. Dies ist deutlich weniger als der fast neunfache Anstieg der BTC-USDT-Spreads im selben Zeitraum. Die BTC-USDT-Spreads bei FTX stiegen ebenfalls um das Sechsfache und überschritten am 12. Mai 9 Basispunkte. Im Gegensatz dazu blieb die Liquidität auf dem grössten USDT-Markt, Binance, relativ stabil. Das obowohl die BTC-USDT-Markttiefe an dieser Börse ab dem 7. Mai auf ein Allzeithoch gestiegen war, und zwar hauptsächlich auf der Kaufseite.
Finanzierungsraten durchbrechen neutralen Trend und sinken ins Minus
Bisher haben wir in diesem Jahr an allen Börsen neutrale oder sogar leicht positive Refinanzierungssätze gesehen, da die Sätze die Entwicklung des BTC-Preises ziemlich genau widerspiegelten. In der vergangenen Woche konnten wir jedoch endlich eine deutliche Abkehr von diesem Trend beobachten, als die Finanzierungssätze für BTC stark ins Negative fielen. Die Finanzierungssätze sind ein nützlicher Gradmesser für die Stimmung unter den Institutionen, welche die überwiegende Mehrheit der Anleger an den Futures-Märkten ausmachen. Aufgrund der neutralen Kurse war diese Stimmung in diesem Jahr bisher nur schwer festzustellen. Die letzte Woche hingegen war das erste Anzeichen auf den Märkten, dass die Institutionen zunehmend pessimistischer wurden. Heute Morgen haben sich die Refinanzierungssätze jedoch wieder ins Positive gedreht und sind in den Bereich zurückgekehrt, an den wir uns in diesem Jahr gewöhnt haben. Die Angst an den Futures-Märkten war vielleicht nur von kurzer Dauer.
Nasdaq-Volatilität erreicht höchsten Stand seit März 2020
Die Sorgen um das globale Wachstum haben Risikoanlagen in diesem Jahr hart getroffen, und Kryptowährungen bildeten da keine Ausnahme. Anleger, die der Volatilität von Kryptowährungen misstrauen wurden wahrscheinlich von der Volatilität des Nasdaq in diesem Monat überrascht, welche auf dem höchsten Stand seit März 2020 liegt. Nasdaq und der S&P 500 verlängerten ihre Verlustserie in der Vergangenen auf 7 aufeinanderfolgende Wochen. Grosse US-Einzelhändler wie Walmart und Target warnten vor Unternehmen, welche angesichts steigender Preise um ihre Kunden kämpfen. Die Volatilität von Bitcoin und Ethereum erreichte ebenfalls Jahreshöchststände, da der Markt nach dem Zusammenbruch von Terra grosse Ängste verspürte.
Tether-Abflüsse steigen
Der Vertrauensverlust nach dem Zusammenbruch des Terra-Ökosystems hat die Volatilität auf dem restlichen Stablecoin-Markt weiter angeheizt. Seit Anfang Mai ist das zirkulierende Angebot von Tether um 10 Milliarden Dollar gesunken, nachdem er am 12. Mai auf bis zu 0.94 Dollar gefallen war. Der Einlösungsmechanismus von Tether ist verifizierten Nutzern vorbehalten und wird nur oberhalb einer Schwelle von 100'000 Dollar ausgeführt. So sind Verkaufsaufträge am Markt der einfachste Weg für kleinere Händler ihr Geld abzuheben, was den Verkaufsdruck während der Woche noch verstärkt hat. Im Gegensatz dazu stiegen die Marktkapitalisierungen der zweit- und drittgrössten Stablecoins - USDC von Circle und USD von Binance - um 4 Milliarden bzw. 900 Millionen Dollar an. Alle Stablecoin-Preise (siehe Grafik oben) sind seit Anfang Mai überdurchschnittlich volatil geblieben.
Anhand des Kauf-/Verkaufsverhältnisses können wir erkennen, wie Händler auf die Unsicherheit an den Stablecoin-Märkten reagieren. Auf Bitfinex (der Börse, die eine gemeinsame Muttergesellschaft mit Tether hat) ist die Verkaufsquote für Tether in den letzten zwei Wochen stark angestiegen. Bei USDC stieg das Verkaufsvolumen unmittelbar nach dem Zusammenbruch des UST's an. In der letzten Woche überwogen die Käufe bei weitem die Verkäufe, was die aktuellen Angebotsdaten widerspiegelt. In einem Versuch, die Anleger angesichts der starken USDT-Abflüsse zu beruhigen, veröffentlichte die Muttergesellschaft von Tether die vierteljährlichen Reserven des Stablecoins, welche einen Rückgang des Anteils der von ihr gehaltenen Commercial Papers zeigen.
Commercial Papers, kurzfristige unbesicherte Schuldtitel von Unternehmen, gelten in der Regel als weniger liquide und risikoreicher als Bargeld. Sie machen jetzt nur noch 24% der Tether-Reserven aus, im Vergleich zu den über 30% Ende 2021. Der Anteil der Geldmarktfonds ist jedoch um 8% gestiegen. Unter Risiko- und Liquiditätsgesichtspunkten sind Geldmarktfonds den Commercial Papers sehr ähnlich. Insgesamt sind die Reserven von USDC mit 77% in U.S. Treasury Bills und 22% in Bargeld viel stärker konzentriert.