In einem aktuellen Bericht der Europäischen Zentralbank werden Krypto-Assest bezüglich ihres CO2-Fussabdrucks kritisiert. Das Institut fürchtet zudem ein erhöhtes Übergangsrisiko für das Finanzsystem und will durch politisches Engagement den Bereich souverän regulieren.
Im kürzlich veröffentlichten Bericht der Europäischen Zentralbank (EZB) werden Kryptowährungen kritisiert, da sie nach ihren Recherchen zufolge durch ihren hohen CO2-Fussabdruck schädlich für das Klima sind. Dies mache ihre Bewertung besonders anfällig für die Klimapolitik. Bei Ländern, die durch klimaneutrale Engagements ihren CO2-Fussabdruck versuchen zu mindern, werden die Bemühungen durch das Mining von Kryptowährungen angeblich wieder negiert. Des Weiteren könne der Krypto-Bereich ein erhöhtes Übergangsrisiko für das Finanzsystem mit sich bringen. Deshalb schlägt die EZB vor, Krypto über politische Entscheidungen klar zu definieren und darüber zu entscheiden, ob das Konzept im Allgemeinen umsetzbar ist.
Bitcoin macht Energieeinsparnisse zunichte?
Der EZB zufolge haben die grössten Kryptowährungen wie Bitcoin (BTC) oder Ethereum (ETH) einen ähnlich grossen Emissionsausstoss wie mittelgrosse Länder. Durch diesen hohen Energieverbrauch sollen angestrebte Einsparungen von Ländern des Euroraums zunichtegemacht werden. Für das Jahr 2030 versucht die EU mit der Netto-Null Politik auf möglichst viel CO2-neutrale Energieproduktion umzustellen. Somit würden Treibhausgasemissionen (THG) eingespart werden und man könnte den Klimawandel in einem gewissen Rahmen halten. Kryptowährungen würden diese Ziele jedoch wieder aufheben, da der Energieverbrauch einfach zu hoch sei.
Der Grund für den hohen Energieverbrauch bei Kryptowährungen wie BTC oder ETH ist der sogenannte Proof-of-Work Konsensalgorithmus. Dies wird zur Validierung von Transaktionen benutzt und muss komplexe mathematische Werte dafür berechnen. Um diese Berechnungen durchzuführen, werden wiederum Grafikkarten verwendet, welche den Stromverbrauch erzeugen. Da sich die Technologie aber ebenfalls weiterentwickelt, wird die Effizienz und der Energieverbrauch dieser Hardware stetig besser. Auch in Bezug auf kryptografische Protokolle gibt es alternative Lösungen.
Diese werden mit dem Merge von Ethereum bereits von der Community angestrebt. Der Versuch von Proof-of-Work (PoW) auf Proof-of-Stake (PoS) zu wechseln, soll noch bis Ende September dieses Jahres umgesetzt werden. Damit würde die Rechenleistung die benötigt wird, dramatisch sinken und die Validierunge der Transaktionen verbräuchte erheblich weniger Energie.
"Proof of Stake" Konsensalgorithmus als Aussicht auf eine Lösung?
Die EZB kritisiert somit PoW-Tokens stark. Sie heben jedoch hervor, dass die Umstellung der Kryptoindustrie auf hauptsächlich PoS basierte Tokens eine gute Lösung wäre. Damit könnte laut den Schätzungen der Ethereum Foundation bis zu 99.95% des gesamten bisherigen Stromverbrauchs eingespart werden. Das Problem bis dato sei aber, dass nahezu 80% der gesamten Marktkapitalisierung des Sektors auf PoW-Protokollen basiere. Mit der Umstellung würde der Energieverbrauch auf schätzungsweise den einer Kleinstadt mit circa 2'100 Häusern schmelzen.
Bis diese Umstellung vonstattengehe, verbrauche man dennoch eine Menge an Strom. Kryptowährungen stellen deshalb nach der Meinung der EZB ein Risiko für den grünen Wandel in den europäischen Staaten dar. Sie verbrauchen den mit klimaneutral erzeugten Strom, welcher eigentlich für andere Zwecke benutzt werden sollte wie zum Beispiel öffentliche Dienstleistungen.
Aus diesem Grund hat die schwedische Finanzaufsichtsbehörde ein Verbot gegen Krypto-Miner erwägt. Diese könnten die Einhaltung des Pariser Abkommens gefährden. Ebenso hat das europäische Parlament die europäische Kommission dazu aufgefordert, bis 2025 einen Legislativvorschlag vorzulegen. Dieser soll Mining-Aktivitäten in die EU-Taxonomie für nachhaltige Aktivitäten integrieren. China hingegen hat bereits im letzten Jahr ein Verbot von Mining und Krypto-Transaktionen eingeführt. Ihrer Meinung nach fördere dies die Finanzkriminalität und schade dies der Finanzstabilität als auch der Umwelt in ihrem Land.
Abschliessende Erkenntnisse der EZB
In ihrer Konklusion gibt die EZB klar ihre Vorsicht gegenüber digitalen Assets wieder und will deutlich auf den nicht akzeptablen Energieverbrauch verweisen. Es sei jedem Investor und Anleger selbst überlassen, ob dieser es für angemessen empfinde, in volatile und nicht klimaneutral Anlagen zu investieren. Dennoch werden sie naher Zukunft Regulierungen bezüglich Kryptowährungen einführen. Ein Verbot der Benutzung fossiler Brennstoffe wird bis 2035 ausbleiben und somit sollte auch der Krypto-Sektor noch in sicheren Häfen gedeihen. Sie sehen aber die akute Dringlichkeit der Regulierung des digitalen Finanzbereichs, was regulatorische Rahmenbedingungen wie zum Beispiel die MiCA zum Ausdruck bringen.