Ein weiteres Halving steht vor der Tür. Voraussichtlich am 12. Mai, wird die Belohnung die Miner zur Sicherstellung des Netzwerks in Form von neu geschaffenen Bitcoins erhalten halbiert. Welche Konsequenzen bringt dieses Ereignis mit sich? Die wichtigsten Informationen auf einen Blick.
Was ist das Halving?
Bitcoin als digitale Währung hat vorgegebene Grenzen, was die Angebotsseite betrifft. So ist die im Code verankerte maximale Anzahl Bitcoins auf 21 Millionen limitiert. Davon sind aktuell knapp 18,32 Mio Coins bereits im Umlauf. Neu geschaffene Bitcoins werden als Entgelt den Minern ausgeschüttet, welche Rechenleistung zur Sicherstellung des Blockchainsystems beisteuern. Diese Belohnung halbiert sich alle 4 Jahre, daher der Begriff «Halving». Demnach reduziert sich stetig die Zahl der neu geschaffenen Bitcoins, bis rein rechnerisch im Jahre 2140 die maximale Menge von 21 Mio Bitcoins erreicht ist. Wir stehen demzufolge vor dem dritten Halving in der Geschichte des Bitcoins. Die ursprüngliche Belohnung für das «Mining» lag bei 50 BTC pro erschaffenem Block. Im November 2012 waren es noch 25 BTC und um Juli 2016 dementsprechend 12,5 BTC. Ab dem 12. Mai werden 6.25 BTC für jeden erschaffenen Block ausgeschüttet.
Welche Auswirkungen hat ein Halving auf den Bitcoin Preis?
Bitcoin ist als limitiertes digitales Gut, ähnlich wie Silber oder Gold entworfen worden. Sein Preis hängt von Angebot und Nachfrage ab. Durch das «Halving» kommen weniger Bitcoins in Umlauf, das Angebot wird somit knapper. Die Ausgabegeschwindigkeit respektive die Inflationsrate reduziert sich zunehmend.
Aktuell werden jeden Tag etwa 1.800 neue Bitcoins im Wert von gut 16 Millionen Dollar geschaffen und an die Miner verteilt. Die Miner ihrerseits verkaufen üblicherweise einen grossen Teil der erhaltenen Belohnungen in Form von Bitcoins, um ihre Infrastruktur finanzieren zu können. Der Markt hatte demnach in den letzten vier Jahren ein neu geschaffenes tägliches Angebot 1800 Bitcoins zu absorbieren. Dieses Angebot halbiert sich nächste Woche und es kommen theoretisch nach aktuellem Kurs nur noch 8 statt 16 Mio USD pro Tag auf den Markt.
Auf mittlere Sicht ist eine Angebotsverknappung grundsätzlich positiv, so lautet ein Prinzip an den Finanzmärkten – Seltenheit steigert den Wert. Ein Ansatz welcher diese These zur Geltung bringt, ist beispielsweise das Stock-to-Flow Modell. Kurzfristig ist es schwierig, auf ein «Halving» zu spekulieren. Während den letzten «Halvings» war eher ein «buy the rumor sell the fact» Verhalten am Markt zu beobachteten. Allerdings erfuhr Bitcoin vor allem NACH den vergangenen Halvings eine massive Preissteigerung.
Effekt auf die Wahrnehmung und Reichweite von Bitcoin und Krypto-Währungen
Bereits jetzt ist ein spürbares Anziehen nach dem Suchbegriff „Bitcoin Halving“ bei Google zu beobachten. Durch das Ansteigen der weltweiten Geldmengen führt ein gegenteiliges Konzept zwangsläufig zu Interesse. Nicht zuletzt stolpern Anleger, die an harten Assets wie Gold interessiert sind, früher oder später über Bitcoin. Das Halving bringt die Präsenz von Bitcoin auf das Parkett zurück und führt zu einem gesteigerten Interesse.
Natürlich ist auch die Spekulation ein Faktor, warum sich um Halving Ereignisse wieder mehr Leute für die Krypto-Währung interessieren. Die letzten zwei Halvings haben in den Monaten danach jeweils zu neuen Allzeithochs des Bitcoinkurs geführt.
Was bedeutet das Halving für die Bitcoin Mining Industrie?
Das Bitcoin Mining erfordert eine grosse Menge an Energie. Zum einen für die Durchführung der Berechnungen als auch für die Kühlung der Computer, die diese Operationen durchführen. Die Mining-Industrie priorisiert somit hauptsächlich Standorte wo billiger Strom verfügbar ist. Die Kosten für das Bitcoin Mining liegen zwischen $3.500 und $6.500, abhängig von den Aufwendungen für Ausrüstung, Elektrizität und den verwendeten Immobilien für die Unterbringung der Hardware. Halbiert sich nun der Entgelt den die Miner bekommen, muss der Bitcoin Preis sich verdoppeln, damit wieder gleiche Verhältnisse wie vor dem Halving herrschen. Trotz der vergangenen zwei Halvings, ist die Gesamtrechenleistung die dem Netzwerk zur Verfügung steht seit Jahren am Steigen und nahe dem Allzeithoch (siehe nächster Abschnitt).
Der Sektor steht also im ständigen Wettbewerb. Dieser wird durch das Halving zweifelsohne intensiviert. Verglichen mit dem letzten Halving im Juli 2016, lässt sich aber folgendes feststellen: Es gibt mehr grosse Akteure im Bereich des Minings, effizientere Miningausrüstungen und einen stärkeren Wettbewerb, als je zuvor. Ein grosser Teil der Mining-Unternehmen steht in China, aber auch Kanada, Island und die USA sind mit von der Partie. Nach dem Halving dürften aufgrund der Profitabilität kurzfristig einige Miner ihre Rechner ausschalten. Wird der Bitcoin Preis künftig wieder Ansteigen, werden auch wieder mehr Miner an den Markt zurückkehren.
Welche Rolle spielen die Miner und wie beinflussen sie das Bitcoin Netzwerk
Bei einem Proof of Work Konsensalgorithmus auf welchem das Bitcoin Netzwerk basiert, müssen Computer eine spezielle Art von mathematischen Problemen (oder Millionen von ihnen) lösen. Die Berechnungen die nötig sind, um einen Block "herstellen" zu können, werden bisweilen fast ausschliesslich durch anwendungsspezifische Geräte (ASIC) vorgenommen. ASIC-Systeme werden mit dem Ziel hergestellt, eine effizientere und schnellere Produktion in einem spezifischen Gebiet zu ermöglichen.
Bitcoin-Mining basiert auf dem SHA-256 Algorithmus. Die Blockproduktion erfordert aufwendige Rechenoperationen. Dazu muss ein mathematisches Rätsel gelöst werden. Hierzu werden Tausende oder sogar Millionen von "Vermutungen" (hashes) pro Sekunde gestellt, um die richtige Antwort zur Lösung des Blocks zu finden. Die Hashrate ist die Messeinheit dieser Rechenleistung und wird in Terahashes TH (1 Billion Rechenoperationen) pro Sekunde gemessen. Die Hashrate des Bitcoin Netzwerks ist also die Gesamtleistung der partizipierenden Mining-Geräte. Daraus lässt sich ablesen wieviele Rechenoperationen pro Sekunde für das Mining zur Verfügung stehen.
Damit die Blockzeiten von rund 10 Minuten gewährleistet sind, finden im Bitcoin Netzwerk alle zwei Wochen Anpassungen der Berechnungsschwierigkeit statt. Die Schwierigkeit (Difficulty) ist ein Parameter, den Bitcoin und andere PoW-Kryptowährungen verwenden, um die durchschnittliche Zeit zwischen den Blöcken konstant zu halten, falls sich die Hash-Leistung des Netzwerks ändert. Einfach gesagt: Je mehr Rechenleistung (Hashing-power), desto höher ist die Schwierigkeit (Difficulty Rate). Nimmt die Anzahl der Miner, respektive die Rechenleistung im Netzwerk ab, reduziert sich die Schwierigkeit der Block-Berechnungen. Die nachfolgende Grafik der Schwierigkeit, korreliert dementsprechend sehr eng mit der Gesamt-Hashrate im Netzwerk.