Ein zusammenfassender wöchentlicher Rückblick auf die Geschehnisse an den Kryptomärkten mit Fokus auf Trendsektoren, Liquidität, Volatilität, Spreads und mehr in Zusammenarbeit mit Marktdatenanbieter Kaiko.
Die letzten 7 Tage auf den Krypto-Märkten:
- Preisbewegungen: Der virtuelle Landverkauf von Yuga Labs überlastete das Ethereum-Netzwerk und liess ApeCoin in die Höhe schnellen, bevor er gleich danach wieder einbrach.
- Orderbuchliquidität: Das türkische Lira-Krypto-Handelsvolumen stieg angesichts der rekordverdächtigen Inflation.
- Derivate: Die Finanzierungsraten stiegen während des spotgetriebenen Ausverkaufs am vergangenen Donnerstag sprunghaft an.
- Makro-Trends: Die Korrelation von Bitcoin mit dem technologieorientierten Nasdaq ist fast so hoch wie seine Korrelation mit Ether.
Bitcoin handelt auf 10-Monats-Tiefs
Seit Montagmorgen wird Bitcoin (BTC) auf einem 10-Monats-Tief gehandelt. Dies ist das jüngste Anzeichen dafür, dass der makroökonomische Gegenwind und die restriktive Politik der US-Notenbank in naher Zukunft weiterhin auf Risikoanlagen lasten könnten. Aktien erging es nicht viel besser: Der Nasdaq Composite verzeichnete den grössten Tagesverlust seit 2020, was seine Korrelation mit Bitcoin auf historische Höchststände brachte. Trotz der allgemeinen Baisse hatte Binance eine sehr gute Woche. Die Börse erhielt die behördliche Genehmigung, in Frankreich zu operieren, trug 500 Millionen Dollar zum Übernahmeangebot von Elon Musk auf Twitter bei und liess seinen Stablecoin BUSD beim Konkurrenten Coinbase listen.
TerraUSD entkoppelt, was das Risiko algorithmischer Stablecoins verdeutlicht
Der UST-Stablecoin von Terra verlor am Wochenende kurzzeitig seine Bindung an den US-Dollar aufgrund des starken Verkaufsdrucks nach einer Reihe von UST-Verkäufen in Millionenhöhe. Der Grossteil der Verkäufe wurde auf der auf Stablecoins spezialisierten dezentralen Börse Curve und der zentralisierten Börse Binance durchgeführt. Unten verdeutlicht ein Diagramm den UST-Kurs gegenüber Tether (USDT) und dem US-Dollar, aggregiert über alle UST-Paare an CEXs und DEXs.
Gegen 23 Uhr am 7. Mai wurde UST mit einem Kurs von nur 0.988 für 1 USDT gehandelt. Das tägliche UST-USDT-Volumen stieg ebenfalls sprunghaft an und erreichte ein Rekordniveau von über 1 Milliarde USD, was Binance dazu zwang, die UST-Kreditaufnahme vorübergehend einzustellen. Letzten Monat wurde UST zum drittgrössten Stablecoin nach Marktkapitalisierung mit rund 18 Milliarden Dollar und verdrängte damit BUSD von Binance. Das enorme Wachstum wurde jedoch hauptsächlich durch das Kreditprotokoll Anchor des Terra-Ökosystems angetrieben, welches den Nutzern attraktive Renditen im zweistelligen Bereich bietet. Trotzdem wirft das Protokoll Fragen zur Nachhaltigkeit dieses Modells auf.
ApeCoin stürzt nach Otherside Landverkauf ab
Yuga Labs, das Unternehmen hinter der NFT-Sammlung Bored Ape Yacht Club, betrat letzte Woche das Metaversum mit einem virtuellen Grundstücksverkauf für seine kommende Metaversum-Plattform Otherside. In nur 24 Stunden wurden virtuelle Grundstücke im Rekordwert von 561 Millionen Dollar verkauft, welche mit dem zugehörigen Token ApeCoin (APE) bezahlt wurden. Dies führte zu einer Art "Pump and Dump", bei welchem der Wert von APE im Vorfeld der Auktion auf ein Allzeithoch stieg, bevor er um mehr als 50% einbrach. Auch die Finanzierungsraten fielen sprunghaft, was darauf hindeutet, dass viele Händler gegenüber dem Token, nach dem Abschluss des heiss begehrten Verkaufs, short waren.
Nach dem NFT-Start änderte Elon Musk kurzzeitig sein Twitter-Profilbild in einen Bored Ape, was den APE-Kurs um 20% in die Höhe trieb, bevor er twitterte: "I dunno ... seems kinda fungible" (Ich weiss nicht ... scheint irgendwie fungibel zu sein), woraufhin der Kurs auf das vorherige Niveau zurückkehrte.
Nicht nur APE-Inhaber haben während der Auktion schlecht abgeschnitten, sondern das gesamte Ethereum-Netzwerk wurde überlastet. Dadurch stiegen die Gasgebühren auf ein Niveau an, welches seit dem DeFi-Sommer 2020 nicht mehr gesehen wurde. Transaktionen im Zusammenhang mit dem Landverkauf verbrauchten mehr als 180 Millionen Dollar an Gasgebühren. Yuga Labs wurde für die chaotische Handhabung der Auktion heftig kritisiert und hat versprochen, die fehlgeschlagenen Transaktionsgebühren zu erstatten.
Türkische Krypto-Nachfrage steigt inmitten rekordhoher Inflation
Der jüngste Rückgang der Bitcoin-Spotpreise und die geopolitischen Unruhen fördern die Akzeptanz von Kryptowährungen in inflationsgeplagten Schwellenländern wie der Türkei, wo das Volumen im April auf ein Jahreshoch stieg. Die Bitcoin-Prämie an den türkischen Märkten stieg Anfang Mai auf 1.7%, als die Inflation im April schwindelerregende 70% erreichte. Dies spiegelt sich in einem stetigen Anstieg des Handelsvolumens von BTC-TRY und USDT-TRY seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine wider. Es deutet darauf hin, dass geopolitische Spannungen bei der Steigerung der lokalen Kryptonachfrage ebenfalls eine Rolle gespielt haben.
Der schnell wachsende türkische Markt hat die Aufmerksamkeit grosser Kryptobörsen wie Binance und Coinbase auf sich gezogen. Sie versuchen, trotz den Versuchen der Türkei die Branche zu regulieren, ihre Geschäfte im Land auszuweiten.
Euro-Stablecoin-Volumen steigt an, obwohl es weiterhin gering ist
Das Volumen der Euro-Stablecoins ist im Jahr 2022 auf ein Allzeithoch gestiegen, obgleich es immer noch um Grössenordnungen unter dem Volumen ihrer USD-Gegenstücke liegt. Es gibt heute nur eine Handvoll Euro-Stablecoins auf dem Markt. Die beiden grössten sind oben abgebildet: Tether und Stasis Euros. Beide werden von privaten, zentralisierten Unternehmen betrieben; Tether Euros ist ein an den Euro gekoppelter Stablecoin, welcher von Tether unterstützt wird.
EURT hat eindeutig den grössten Anteil am Volumen an zentralisierten Börsen. Dieses Volumen ist in diesem Jahr ziemlich dramatisch angestiegen, wenn auch von einer Basis aus, die deutlich niedriger ist als der gesamte Stablecoin-Markt. Man kann davon ausgehen, dass das Euro-Volumen grösser sein wird, da europäische Händler bei ihren Geschäften jegliches Währungsrisiko vermeiden wollen. Kombiniert man dies mit dem aktuellen Volumen an Stablecoins in USD, stellt sich die Frage, warum Euro-Stablecoins nicht ähnlich schnell angenommen werden.
Darauf gibt es zwei Antworten: eine strengere europäische Regulierung für Stablecoins und ihre Sicherheiten sowie die derzeitige Regelung der anhaltenden Negativzinsen der EZB. Der Referenzzinssatz für Einlagen bei der EZB ist nun schon seit über zehn Jahren negativ. Das hat zur Folge, dass jeder, der Euro-Sicherheiten wie z.B Stablecoins hält, garantiert Geld mit seinen Anteilen verliert. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Handelsvolumina und die Annahme von Euro-Stables entwickeln werden. Letzte Woche wurde gerade erst angedeutet, das die EZB beschliessen könnte, positive Zinssätze einzufürhen. Derer jüngste Anstieg der Handelsvolumina könnte auf die Erwartung zurückzuführen sein, dass die EZB eine ähnliche Zinserhöhung wie die Fed vornehmen würde, was bisher nicht eingetreten ist.
Korrelation zwischen Bitcoin und Nasdaq auf Allzeithoch
Risikoanlagen bewegten sich in der vergangenen Woche weiterhin im Tandem und schwankten, als die US-Notenbank ihren Leitzins um 50 Basispunkte anhob - die grösste Zinserhöhung seit etwa zwei Jahrzehnten. Die rollierende Korrelation von Bitcoin mit dem technologieorientierten Nasdaq 100 erreichte mit 0.8 ein historisch hohes Niveau. Der Bitcoin nähert sich nun seiner traditionell starken Korrelation zu Ethereum, welche ebenfalls ansteigt und sich derzeit um 0.9 bewegt.
Trotz der starken Korrelation mit dem Nasdaq 100 hat sich Bitcoin jedoch seit Jahresbeginn etwas besser entwickelt. Wir haben festgestellt, dass Bitcoin bei steigenden Inflationserwartungen tendenziell besser abschneidet als Tech-Aktien, was die These von der Rolle des BTC als Inflationsschutz untermauern könnte.
Wir stellen das Verhältnis von Bitcoin zu Nasdaq-Kursen neben den 5-Jahres-Inflationserwartungen dar - ein marktbasiertes Mass für die erwartete Inflation in den nächsten 5 Jahren - und können diesen Trend in Aktion beobachten. Es könnte jedoch auch bedeuten, dass Bitcoin als risikoreicherer Vermögenswert wahrgenommen wird und stärker leidet, wenn die Fähigkeit der Fed, die Inflation einzudämmen, angezweifelt wird.
Bitcoin-Mining-Aktien sind volatiler als Bitcoin
Bloomberg berichtete letzte Woche, dass Bitcoin-Miner "Bitcoin-Call-Optionen verkaufen, um ihren Beständen Geld abzuringen und sich dabei einer Strategie zuwenden, welche in der konventionellen Finanzwelt zur Renditegenerierung eingesetzt wird". Diese Strategie beinhaltet den Verkauf von Kaufoptionen auf BTC, die häufig wertlos verfallen und dem Miner eine Rendite einbringen. Sollte der Preis von BTC jedoch schnell steigen, wäre der Spielraum der Miner nach oben begrenzt. Man würde also erwarten, dass Miner unter sonst gleichen Bedingungen eine relativ geringere Volatilität aufweisen als BTC selbst. Wie in der obigen Grafik zu sehen ist, sind sie jedoch alle volatiler, insbesondere das chinesische Unternehmen Canaan, welches aufgrund der regulatorischen Änderungen im Land erhebliche Schwankungen erlebt hat.