Unit Bias ist eine Denkweise, die dazu führt, dass Anleger "günstige" Kryptowährungen bevorzugen, weil sie den Wert einer ganzen Einheit höher einschätzen als einen Bruchteil eines teureren Coins. Viele glauben, dass ein Coin für 0.01 USD mehr Potenzial hat als Bitcoin bei über 100'000 USD.
Unit Bias ist deshalb ein Trugschluss, da der Preis einer einzelnen Einheitnichts über den tatsächlichen Wert eines Projekts aussagt. Besonders Anfänger im Krypto-Markt lassen sich von niedrigen Preisen täuschen und denken, dass günstige Kryptowährungen bessere Chancen auf Gewinne haben. Dabei sind andere Faktoren wie die gesamte Marktkapitalisierung wichtiger, die sich aus dem Preis und der Anzahl der ausgegebenen Token zusammensetzt. Einige Krypto-Projekte nutzen diesen Denkfehler bewusst, um mehr Kleinanleger anzulocken.
Unit Bias beeinflusst Krypto-Investitionsentscheidungen
In traditionellen Finanzmärkten wird der Wert eines Vermögenswerts anhand seiner Marktkapitalisierung, seines Nutzens und anderer fundamentaler Kennzahlen bewertet. Im Krypto-Bereich hingegen führt Unit Bias dazu, dass viele Investoren primär auf den Preis pro Coin achten, anstatt auf die Gesamtbewertung eines Projekts. Ein ähnliches Phänomen liess sich an den traditionellen Finanzmärkten mit sogenannten Penny-Stocks beobachten - also Aktien mit einem Einheitspreis von unter einem Dollar.
Ein klassisches Beispiel ist die Annahme, dass ein Token, der für 0.001 USD gehandelt wird, mehr Wachstumspotenzial hat als ein Coin, der 1'000 USD kostet – unabhängig davon, ob der erstgenannte Token eine Umlaufmenge in Billionenhöhe hat und somit eine realistische Wertsteigerung unwahrscheinlich ist. Gleichzeitig ignorieren viele Investoren, dass auch ein Bruchteil eines wertvollen Coins wie Bitcoin oder Ethereum dieselbe prozentuale Wertsteigerung erzielen kann wie eine ganze Einheit.
Most people buying TRUMP are normies that do not care what marketcap means
All they know is that trump launched a token and it’s only at $40 while bitcoin is at a $100K
So it’s pretty undervalued to them.
— The Wolf Of Crypto Streets (@W0LF0FCRYPT0) January 19, 2025
Wie Projekte den Unit Bias für sich nutzen
Einige Krypto-Projekte entwickeln ihre Tokenomics bewusst so, dass sie den Unit Bias ausnutzen. Ein weit verbreitetes Vorgehen ist die Ausgabe extrem hoher Token-Mengen, um einen künstlich niedrigen Preis pro Einheit zu erzeugen. Dies erweckt bei Kleinanlegern den Eindruck, dass sie viele Coins zu einem "günstigen" Preis erwerben können, was ihre Kaufentscheidung beeinflusst.
Beispielsweise besitzt Shiba Inu (SHIB) eine Umlaufmenge in der Grössenordnung von mehreren hundert Billionen Token, wodurch einzelne Einheiten extrem günstig erscheinen. Dennoch ist die Gesamtmarktkapitalisierung entscheidend für die tatsächliche Werthaltigkeit eines Projekts. Für einen Einheitspreis von einem Dollar pro SHIB müsste die Marktkapitalisierung auf knapp 600 Billionen USD ansteigen. Zum Vergleich: der gesamte US-Aktienmarkt wird auf etwas über 100 Billionen USD bewertet.