Der Markt für US-Dollar-Stablecoins ist aktuell in den Händen zweier Firmen konzentriert: Tether und Circle. Neu möchte Ripple Blockchain-Zahlungen mit einem Dollar-Stablecoin über den XRP Ledger ermöglichen. Wirft das Unternehmen das Handtuch für die eigene Kryptowährung XRP?
Ripple wurde 2012 als Krypto-Startup mit dem Ziel gegründet, ein dezentralisiertes digitales Zahlungssystem zu schaffen. Das Unternehmen wollte kostengünstige grenzüberschreitende Transaktionen ermöglichen und sich von Bitcoin durch eine skalierbarere Lösung unterscheiden. Grundlage dieses Zahlungsnetzwerks sollte die Kryptowährung XRP sein - früher auch unter dem Namen "Ripple" bekannt. Über die vergangene Dekade hatte die Firma allerdings Mühe, XRP als Zahlungsmittel zu etablieren. Stattdessen möchte Ripple jetzt den lukrativen Stablecoin-Markt in Angriff nehmen.
Stablecoins: ein Milliardengeschäft
Stablecoins sind eine Art von Kryptowährung, die das Beste aus beiden Welten bieten soll: die sofortige Verarbeitung und Sicherheit von Krypto-Zahlungen sowie die stabilen Bewertungen von Fiat-Währungen. Grundsätzlich wird der Wert eines Stablecoins deshalb an eine Fiat-Währung wie den US-Dollar gebunden. So sind sie beliebt als Basispaare für den Krypto-Handel an zentralisierten sowie dezentralisierten Börsen. Aktuell befinden sich beeindruckende 154 Milliarden US-Dollar in Stablecoins im Umlauf.
Die führenden Stablecoins werden durch zentrale Anbieter verwaltet und mit liquiden Dollar-Äquivalenten unterlegt. Der USDT-Stablecoin des ersten und grössten Akteurs, Tether, steht bei über 100 Milliarden US-Dollar. Davon sind laut der eigenen Website rund 65% in US-Staatsanleihen angelegt. Die restlichen 35% sind durch Reverse-Repo-Geschäfte, Geldmarktfonds und kleinere Einzelpositionen gedeckt. Generierte Renditen gehen alle an Tether selbst, Nutzer des Stablecoins erhalten keine Ausschüttung. Schätzungen zufolge erzeugte Tether mit dieser Strategie 6.2 Mrd. USD im vergangenen Jahr; enorme Zahlen für ein Unternehmen mit nur 100 Angestellten. Es ist also nachvollziehbar, weshalb Ripple in das Stablecoin-Geschäft einsteigen möchte.
USDT @tether_to produced an estimated $6.2 billion in net income in 2023.
That's 78% of the number Goldman Sachs did ($7.9bn) and 72% of Morgan Stanley's ($8.5b).
They have ~100 employees. GS has 49,000. MS has 82k.
Source @MaelstromFund pic.twitter.com/4GjVZZHjBr
— Teddy Fusaro (@teddyfuse) April 7, 2024
Ripple lanciert eigenen Stablecoin
Der Ripple-Stablecoin sollte ebenfalls 1-zu-1 durch Dollar-Äquivalente gedeckt sein, wie CBNC berichtete. Die Firma werde die Mischung aus Dollar-Einlagen, US-Staatsanleihen und Cash-Äquivalenten selbst bestimmen. Alle Reserven würden in öffentlich zugänglichen monatlichen Bescheinigungsberichten ausgewiesen. Die Konkurrenten Tether und Circle veröffentlichen ähnliche Berichte, wobei das Ausbleiben eines umfassenden Audits des USDT-Stablecoins seit Jahren für Diskussionen sorgt. Ripple nannte ebenfalls keine Audit-Firma.
Laut Ripple-CEO Brad Garlinghouse steigt das Unternehmen als Antwort auf die Bindungsverluste der vergangenen Jahre in das Stablecoin-Geschäft ein. Im letzten März stürzte USDC kurzfristig auf unter 80 Cents ein, als einer der Verwahrer der hinterlegten Assets - Silicon Valley Bank (SVB) - Konkurs anmeldete. USDT wich ebenfalls leicht von der 1 USD Marke ab, als der algorithmische Stablecoin TerraUSD (TUSD) im Jahr 2022 einbrach. Garlinghouse implizierte ausserdem, es bestehe gewisse Unsicherheit über die Deckung durch Tether.
Gibt Ripple die Kryptowährung XRP auf?
Seit Jahren möchte Ripple Finanzinstitute davon überzeugen, XRP als Zahlungsmittel zu nutzen. Auf der Website des Unternehmens werden einige der weltgrössten Banken als Partner genannt. Die tatsächliche Adoption der Kryptowährung hinkt allerdings der Marktbewertung hinterher. Die zugrundeliegende Blockchain XRP Ledger wickelt pro Monat durchschnittlich 20 Mrd. USD an Volumen ab. Zum Vergleich: Bitcoin verarbeitet denselben Betrag alle zwölf Stunden. Und die überwältigende Mehrheit des On-Chain-Volumens ist auf Token-Spekulation zurückzuführen.
Doch die Einführung eines eigenen Stablecoins bedeute nicht, dass Ripple die Kryptowährung XRP als Zahlungstoken aufgegeben hat, meinte CEO Brad Garlinghouse. Es handle sich vielmehr um ein komplementäres Produkt für das XRP-Ökosystem.
"Wir sind der Meinung, dass native Liquiditätspools auf dem XRP-Ledger das XRP-Ökosystem ergänzen und zum Wachstum beitragen. Tatsächlich ist die häufigste Anfrage, die wir von der XRP-Community erhalten, die Einführung eines USD-gedeckten Stablecoins auf dem XRP-Ledger." - Brad Garlinghouse, Ripple-CEO