Ein zusammenfassender wöchentlicher Rückblick auf die Geschehnisse an den Kryptomärkten mit Fokus auf Trendsektoren, Liquidität, Volatilität, Spreads und mehr in Zusammenarbeit mit Marktdatenanbieter Kaiko.
Die letzten 7 Tage auf den Krypto-Märkten:
- Preisbewegungen: DEX-Tokens waren am wenigsten vom Markteinbruch betroffen, während L1-Tokens am schlechtesten abschnitten, allen voran SOL.
- Marktliquidität: Uniswap v3 verzeichnete einen seiner volumenstärksten Tage überhaupt, obwohl sowohl das CEX- als auch das DEX-Volumen seither gesunken ist.
- Derivate: Binance und Bybit haben den Marktanteil von FTX bei den Perpetual Futures übernommen, nachdem die Börse zusammengebrochen war.
- Makro-Trends: Der GBTC-Abschlag erreichte ein Rekordtief von 45%, da die Angst um die Zahlungsfähigkeit der Muttergesellschaft Digital Currency Group wächst.
Märkte fallen angesichts der FTX-Kollateralschäden weiter zurück
Die Kryptomärkte haben sich über das Wochenende verschlechtert. Bitcoin (BTC) bewegt sich nun knapp über 16'000 USD und Ethereum (ETH) nähert sich 1'100 USD, dem niedrigsten Stand seit Ende 2020. Der Kollaps von FTX setzt sich fort, nachdem die Konkursanmeldung enthüllte, dass die Börse ihren 50 grössten Gläubigern satte 3 Milliarden Dollar schuldet. Die japanische Kryptobörse Liquid, welche FTX erst im März übernommen hat, ist ebenfalls vom Zusammenbruch betroffen und hat seitdem den Handel als auch die Abhebungen ausgesetzt. Die anhaltenden Auswirkungen des Abhebungsstopps bei Genesis und die Gerüchte über einen möglichen Insolvenzantrag der Muttergesellschaft Digital Currency Group werden diese Woche genau beobachtet werden.
Neben den vielen Nachrichten zu FTX, hat die Cardano-Blockchain ihren eigenen regulierungskonformen Stablecoin auf den Markt gebracht. Ausserdem plant ein 138 Milliarden Dollar schwerer Fondsmanager in die Kryptomärkte einzusteigen und Uniswap hat zwei neue Smart Contracts eingeführt.
Layer 1-Token sind besonders stark vom FTX-Debakel betroffen
Drei gleich gewichtete Portfolios, die die zusammengesetzten Renditen der fünf wichtigsten Token pro Sektor abbilden, zeigen eine starken Rückgang der Layer-1-Token seit Anfang November um 34%. Dabei erlitt SOL von Solana den grössten Verlust, da es stark von FTX/Alameda unterstützt wurde. Selbst wenn man SOL aus unserem simulierten Portfolio ausschliesst, bleiben L1-Token die schlechtesten Performer.
DEX-Token, die um 16% gesunken sind, schnitten etwas besser ab als BTC. Insbesondere der Token der dezentralen Derivatebörse dYdX stieg um 18%, was darauf hindeutet, dass der Wettbewerb auf den Derivatemärkten um die von FTX hinterlassene Lücke zunimmt. DeFi-Projekte waren ebenfalls stark von dem Stimmungsumschwung betroffen und sind um 25% gesunken.
Wöchentliches Handelsvolumen sinkt angesichts des schwindenden Vertrauens in CEXs
Die Handelsvolumina an den wichtigsten zentralen Börsen haben sich im Vergleich zur Vorwoche mehr als halbiert und fielen auf 100 Mrd. USD, da sich die Händler aus dem Markt zurückzogen. Huobi und Bitfinex verzeichneten die grössten durchschnittlichen wöchentlichen Rückgänge von 82% bzw. 75%. Die Handelsaktivität auf Gemini fiel um 56%, nachdem die Börse ihr Earn-Programm eingestellt hatte. Dies führte zu Abflüssen in Höhe von Hunderten Millionen. Bei Binance sank das wöchentliche Handelsvolumen ebenfalls um 60%.
Insgesamt hat sich der Abstand zwischen Binance und dem Rest des Marktes im Laufe des Jahres jedoch deutlich vergrössert. Folglich hat die Börse die anhaltende Baisse besser überstanden als ihre Konkurrenten. Die wöchentlichen Handelsvolumina auf Binance blieben in den letzten Monaten vor allem dank der aggressiven Gebührensenkung stabil über 80 Mrd. US-Dollar.
Die Handelsaktivität auf Uniswap v3 ging in der letzten Woche auch zurück, nachdem die Volumina in der Woche vom 7. November eines der höchsten Niveaus aller Zeiten erreichten und viele zentrale Börsen übertrafen.
Während das schwindende Vertrauen in die CEXs den dezentralen Plattformen zugutekommen könnte, sind letztere nach wie vor mit Smart Contracts und anderen Risiken behaftet. Dadurch sind sie kurzfristig nicht von der allgemeinen Risk-Off-Stimmung isoliert (eine eingehendere Analyse der Gewinner und Verlierer des FTX-Zusammenbruchs finden Sie in unserer laufenden Berichterstattung). Der allgemeine Rückgang des Handelsvolumens sowohl an der CEX als auch an den DEX könnte die Krypto-Liquidität zusätzlich belasten.
LINK/wETH Volumen auf Uniswap V3 erreicht Allzeithoch
Chainlink-Gründer Sergey Nazarov kündigte am 28. September an, dass das lang erwartete Staking-Programm des Tokens im Dezember 2022 kommen wird. Das Update wird es Langzeitinhabern ermöglichen, bis zu 7'000 LINK zu staken und Belohnungen für die Sicherung des Netzwerks zu verdienen. Nach der Ankündigung kam es zu einem Anstieg des Volumens, einschliesslich einiger grosser Verkäufe, als der Preis von LINK von 0.006 ETH auf 0.0043 ETH am 29. Oktober sank. Vor dem Zusammebruch von FTX war der LINK-Kurs Anfang November sowohl in USD als auch in ETH in die Höhe geschnellt. Seit der Ankündigung wurden bei Swaps unter 3'330 LINK (der durchschnittlichen Handelsgrösse für diesen Pool) eher Käufe getätigt, während bei Swaps über 3'330 LINK eher Verkäufe getätigt wurden. Das wiederum lässt auf ein stärkeres Interesse des Einzelhandels an dem Token schliessen.
Bei FTX konnte ein nicht identifizierter Benutzer oder Hacker Token von der Börse verschieben. Anhand der DeFi-Tick-Trade-Daten von Kaiko können wir erkennen, dass die beiden grössten LINK-Swaps von der FTX-Hack-Wallet stammten. Sie führte zwei grosse Swaps von jeweils 1 Mio. LINK gegen wETH über das CoW Protocol, einen Meta-DEX-Aggregator, durch. CoW Protocol leitete die Transaktionen durch Uniswap V3 (sowohl den USDC- als auch den wETH-Pool), Uniswap V2, Bancor und Sushiswap und tauschte schliesslich fast 1 Mio. LINK durch den LINK-wETH Uniswap V3-Pool, da dieser eine höhere Liquidität aufweist. Der LINK-Preis im Pool fiel jedoch kurzzeitig auf unter 0.0039 ETH, ein Tiefstand, der seit 2019 (mit Ausnahme des Terra-Crashs) nicht mehr erreicht wurde, bevor er sich wieder auf 0.005 ETH erholte.
Die 44 Mio. LINK, welche bisher im November in diesem Pool getauscht wurden, sind ein Allzeithoch und übertreffen bei weitem das vorherige Hoch von 28.5 Mio., das im September erreicht wurde.
Binance schnappt sich FTX-Marktanteil von BTC-Perpetuals
Bevor FTX zusammenbrach, beherrschte sie ~10% des täglichen Volumens von BTC-Perpetual-Futures. Jetzt kämpfen die Derivatbörsen um diese 10% des Volumens. Es ist nicht überraschend, dass Binance gewinnt. Seit Anfang November hat Binance seinen Marktanteil am BTC-Perpetual-Volumen um 7% von 56% auf 63% erhöht und damit den Grossteil des von FTX zurückgelassenen Volumens gewonnen. Bybit hat die restlichen 3% des von FTX zurückgelassenen Volumens gewonnen, während OKX und Deribit keinen Marktanteil gewinnen konnten.
CRO-Befürchtungen gehen zurück
Als in der vergangenen Woche Ängste über die erschütterten Märkte sich verbreiteten, richtete sich die Aufmerksamkeit der Anleger auf Crypto.com und seinen nativen Token. CRO. Befürchtungen über eine mögliche Insolvenz und Spekulationen, dass die Börse von CRO genauso abhängig sei wie FTX von FTT, beunruhigten die Anleger. Die Refinanzierungssätze für den ewigen Futures des Tokens fielen auf -3%, was bedeutete, dass Short-CRO-Händler einen Aufschlag von 3% für ihre Positionen zahlen mussten. Das starke Ungleichgewicht auf der Short-Seite scheint sich jedoch in den letzten Tagen umgekehrt zu haben, da die Finanzierungssätze wieder neutral sind und das Open Interest seit dem Höchststand um 4 Mio. USD gesunken ist. Dadurch hat sich die negative Stimmung rund um die Börse etwas gelegt.
Baisse-Stimmung um GBTC vertieft sich inmittend der FTX-Krise
Die Baisse-Stimmung um den Grayscale Bitcoin Trust (GBTC) hat sich in der vergangenen Woche verstärkt. Es wird befürchtet, dass die Muttergesellschaft - die Digital Currency Group (DCG) - ebenso wie ihre andere Tochtergesellschaft Genesis Liquiditätsprobleme haben könnte. GBTC ist nach wie vor das bei weitem grösste BTC-Investmentvehikel, das BTC im Wert von über 10 Mrd. USD hält. Zum Vergleich: Der grösste US-amerikanische Futures-ETF, ProShares Bitcoin Strategy ETF (BITO), verwaltet ein Vermögen von rund 540 Mio. US-Dollar.
Seit Anfang November haben die GBTC-Aktien 26% ihres Wertes verloren und sich damit deutlich schlechter entwickelt als BTC. Dies verschärfte den so genannten GBTC-Abschlag, der sich nach dem Zusammenbruch von FTX und Alameda drastisch ausweitete und letzte Woche ein Rekordtief von 45% erreichte. Der Abschlag ist die Differenz zwischen den Aktienkursen von GBTC und dem Marktwert seiner BTC-Bestände.
Vor Februar 2021 profitierte GBTC von einer starken institutionellen Nachfrage und wurde mit einem zweistelligen Aufschlag auf den Nettoinventarwert gehandelt, was eine interessante Arbitragemöglichkeit für grosse institutionelle Akteure bot. Zugelassene Aktienersteller konnten BTC leihen oder kaufen und GBTC-Aktien nach einer Sperrfrist von sechs Monaten mit einem Aufschlag verkaufen. Der GBTC-Aufschlag verwandelte sich jedoch im Februar 2021 in einen Abschlag, da die Kaufnachfrage nachliess, was für viele Anleger zu Verlusten führte.
Der idiosynkratische Marktschock der letzten Woche führte zu einem breiten Ausverkauf bei Kryptowährungen und kryptogebundenen Vermögenswerten. Das Handelsvolumen von BITO erreichte den höchsten Stand seit der Auflegung des ETF im Oktober 2021, während das verwaltete Vermögen seit dem 7. November um 19% gesunken ist. Trotz des sprunghaften Anstiegs von rund 30 Mio. USD auf über 150 Mio. USD blieb das tägliche Handelsvolumen von GBTC um Grössenordnungen unter dem Durchschnitt des Jahres 2021. Da sich die Handelsströme im vergangenen Jahr von GBTC entfernt haben, ist DCG eingesprungen und ist derzeit der grösste GBTC-Inhaber, gefolgt von BlockFi und ARK Investment Management.