Im heutigen Handelsgeschehen war es soweit: Der Bitcoin Preis erreichte zwischenzeitlich einen höheren Kurs als das im Bullrun 2017 erreichte Allzeithoch. In den dreijährigen Zwischenphase brauchten Investoren Durchhaltevermögen, doch fundamentale Faktoren unterstreichen den Preisanstieg.
An den verschiedenen Kryptobörsen wurde heute das Allzeithoch im Bitcoinpreis geknackt. Zwar handelt Bitcoin momentan wieder tiefer, allerdings war der intraday Ausreisser über das Allzeithoch symbolisch für den Wandel, den die älteste Kryptowährung über die letzten Jahre vollziehen konnte.
Den Weg, welcher Bitcoin in seiner kurzen Lebenszeit bereits zurückgelegt hat, ist durchaus bemerkenswert. Das limitierte Angebot, die deflationäre Struktur, sowie Wertspeicher Eigenschaften kombiniert mit grenzenloser, zensurresistenter Transfermöglichkeit, gekoppelt mit 24/7 Handelbarkeit, geben Bitcoin eine ernst zu nehmende Daseinsberechtigung. In seiner elfjährigen Existenz legte nicht nur der Preis stetig zu, sondern es konnte auch eine stark wachsende Infrastruktur rund um die Währung beobachtet werden.
Breitere institutionelle Wahrnehmung
Die digitale Währung hat in den letzten Jahren durch Regulierung eine breitere Adoption als Wertaufbewahrungs- und Zahlungsmittel erfahren. Waren 2017 noch hauptsächlich Einzelinvestoren am Preisanstieg beteiligt, gesellten sich insbesondere im Jahr 2020 mehr und mehr institutionelle Anleger dazu. Bitcoin kämpft sich langsam aber sicher als akzeptierte Assetklasse in die traditionelle Finanzwelt. Zahlreiche Adoptionen der Handelbarkeit von traditionellen Finanzhäusern, aber auch regulatorische Entwicklungen wie beispielsweise in den USA und Deutschland sprechen diese Sprache.
Wenige institutionelle Anleger haben erst seit kurzem Zugang zu dieser neuen Anlageklasse. Während immer mehr Menschen die einmaligen Atribute von Bitcoin zu schätzen wissen, ist ein zunehmendes Angebot von Dienstleistungen um digitale Assets bei innovativen Banken und Investmenthäusern wahrzunehmen. Selbst an der Wallstreet ist Bitcoin seit Längerem salonfähig. So können seit geraumer Zeit Derivate in der Form von Futures und Optionen über grössere Börsenbetreiber wie beispielsweise der CME gehandelt werden. Aber auch die findige Struktur des Grayscale Bitcoin Trust findet im teils schwerfällig regulierten US-Markt den Weg in spezialisierte Depots und verzeichnete dieses Jahr Rekordzuflüsse.
Auch scheint die Kryptowährung als Liquiditätsersatz bei Unternehmen zunehmend beliebt zu werden. Der US-Amerikanische Softwarehersteller MicroStrategy kündigte im August an, 21’454 Bitcoins für 250 Millionen USD im Rahmen ihrer neuen Anlagestrategie erworben zu haben. Bitcoin wäre somit ihre primäre Wertanlage, um sich gegen Entwertung von Geld und anderen Assets zu schützen. Dem Gebaren von Microstrategy folgten weitere Unternehmen und es dürften nicht die Letzten gewesen sein.
Digitales Gold und Verwendbarkeit über traditionelle Zahlungsanbieter
Bitcoin wurde als harte Währung entworfen und besitzt einzigartige Attribute, welche bis anhin von keinem Vermögenswert abgedeckt werden konnte. Die digitale Währung wurde als ein neues monetäres Gut erschaffen, welches an Edelmetall-Geldformen angelehnt ist. Das besondere daran ist die über die Zeit abnehmende Inflation. Bleibt die Nachfrage über die Zeit konstant, ist mittelfristig mit einem Preisanstieg zu rechnen. Als Antwort auf die aufflammenden monetären Eingriffe der Zentralbanken während der Finanzkrise 2008 entworfen, könnten die dazumal berücksichtigten Eigenschaften von Bitcoin im heutigen Zeitgeschehen nicht passender sein.
Bitcoin dringt in traditionelle Finanzbereiche vor und wird als Anlageobjekt immer öfter wahrgenommen. Als digitales Zahlungsmittel ist die Kryptowährung zwar vereinzelt einsetzbar, es fehlt aber an Anwendungen für die breite Masse. Diesem Manko wirkte im Oktober Paypal entgegen. Ab Anfang 2021 können Kunden ihre Kryptowährungsbestände nutzen, um bei den 26 Millionen Händlern von PayPal auf der ganzen Welt zu bezahlen. Die Akzeptanz von Kryptowährungen durch Zahlungsgiganten wie PayPal ist ein grosser Wurf und wird eine breite Adaption wesentlich vorantreiben. Weitere Zahlungsanbieter dürften 2021 folgen.
Allzeithoch, Preis Volatilität und Ausblick
Die fundamentalen Tatsachen stehen gut für Bitcoin. Das aktuelle Geschehen an den Weltmärkten und das entsprechende Handeln der Zentralbanken qualifiziert limitierte Assets weiterhin zu attraktiven Anlagen. Bitcoin konnte seine Feuerprobe dieses Jahr bestehen. Mit dem erneuten Erreichen des Allzeithochs, welches zuletzt vor über 1000 Tagen gesehen wurde, rechneten im März diesen Jahres wohl nur wenige. Wir erinnern uns: Mitten im Coronaschock brachen die Märkte weltweit ein. Auch die grösste Kryptowährung nach Marktkapitalisierung kam in den Strudel der Abwärtsspirale und verlor innert kürzester Zeit 60% seines Werts. Der „Risk off“ Welle konnte sich Bitcoin nicht entziehen und es wurden Befürchtungen laut, die Kryptowährung sei nur ein zum Aktienmarkt korreliertes Spekulationsobjekt. Mit dem erneuten Erreichen des Allzeithochs liefert Bitcoin ein kräftiges Gegenargument - Wohlgemerkt ohne Hilfe von Offenmarktgeschäften der Zentralbanken.
Der Bitcoin Preis hat über seine kurze Zeit bereits eine ungesehne Wertsteigerung erfahren. Die Aussichten auf eine Fortsetzung stehen gut. Das Risiko von Kursrückschlägen darf dabei aber nicht vergessen werden. Selbst in den vergangenen Bullenphasen mussten Investoren zwischenzeitliche Korrekturen von 60% oder mehr hinnehmen. Oft zu viel für Trader und nervöse Investoren. Neben einer angemessenen Gewichtung in einem Gesamtportfoliokontext, stellt für individuelle Investoren eine «Dollar cost averaging» Strategie eine Alternative zu einer einmaligen Investition dar. Dabei wird mit kleineren Investments über die Zeit ein Durchschnittspreis erzielt und man ist damit nicht einer einzigen Preiskonstellation ausgeliefert. Die Komponente Verkraftbarkeit eines Verlustes sollte aber wie bei jeder Anlageentscheidung im Vordergrund stehen.