Vor einer Woche verteilte der führende Aggregator dezentraler Börsen auf der Solana-Blockchain, Jupiter, eigene JUP-Token im Wert mehrerer hundert Millionen USD an über eine Million aktiver Nutzer. Was einige als grössten "Airdrop" in der Blockchain-Geschichte feierten, enthüllte auch die dunklen Seiten der Branche.
Eine dezentrale Börse (Decentralized Exchange, DEX) ist eine Blockchain-basierte Plattform, die Nutzern den direkten Handel mit Kryptowährungen unter Umgehung traditioneller zentraler Finanzintermediäre wie Banken oder Maklerfirmen ermöglicht. Auf verschiedenen Blockchain-Netzwerken gibt es zahlreiche dezentrale Börsen, die Aggregatoren in einer Schnittstelle zusammenfassen. Dabei ist Jupiter die führende DEX-Plattform auf der Solana-Blockchain. Ein Blick auf die Geschehnisse der vergangenen Wochen.
Jupiter etabliert sich als führenden DEX-Aggregator
Dezentrale Börsen hatten ihren Start auf der Ethereum-Blockchain. Über die ersten Jahre nach Lancierung der Smart Contract-Blockchain versuchten verschiedene Projekte ihre eigene Version der dezentralisierten Liquiditätsbereitstellung. Der Durchbruch gelang dem Uniswap-Protokoll im Jahr 2019 mit dem Automated Market Maker (AMM) Modell. Seither etablierten sich DEXes als Kernstück jedes Blockchain-Netzwerks. Ohne eine eigene dezentrale Börse wären Nutzer vollständig auf zentralisierte Akteure angewiesen, deren Risiken nach dem FTX-Kollaps offensichtlicher denn je sein sollten.
Nach dem Start der Solana-Blockchain Mitte 2020 war die Konkurrenz im DEX-Bereich entsprechend hoch. Uniswap generierte bereits damals hunderte Mio. USD an Handelsvolumen pro Tag und konnte aufgrund der unterschiedlichen Programmiersprachen (Ethereum: Solidity, Solana: Rust) nicht so leicht auf das neue Netzwerk kopiert werden. Raydium, Bonfida, Saber, Orca und viele weitere lancierten eigene dezentrale Börsen. Erst ein Jahr später ging der Aggregator Jupiter an den Start, der die Liquidität aller Handelsplätze vereinen konnte. Stand heute wickelt Jupiter rund 500 Mio. USD an täglichem Volumen ab, was mittlerweile alle der Ethereum-basierten Gegenstücke übertrifft.
Vorbereitungen für JUP-Airdrop dauern drei Monate
Ähnlich wie alle der führenden dezentralen Börsen enthüllte Jupiter im November 2023 einen eigenen Governance-Token: JUP. Die eigene Kryptowährung sollte an aktive Nutzer des Aggregators verteilt werden und für zukünftige Abstimmungen über die Zukunft des Protokolls genutzt werden. Genaue Details wollte das Entwicklerteam noch nicht preisgeben. Erst im Januar 2024 wurden Nutzer über die Einzelheiten des JUP-Airdrops aufgeklärt. Über den Januar hinweg ("Jupuary") werde das Team experimentelle Testmünzen lancieren. Die Krönung sollte der JUP-Start am 31. Januar sein.
Der erste Token mockJUP ("Pseudo-JUP") sollte zur Erprobung des Airdrop-Mechanismus dienen. Am 16. Januar verteilte das Team die Token an aktive Solana-Nutzer. Innerhalb weniger Minuten erstellen Teilnehmer einen Liquiditätspool und die laut dem Gründer Meow "wertlose Testmünze" konnte auf dezentralen Börsen gehandelt werden. Das Team selbst stellte keine Liquidität bereit, um Anschuldigungen eines Betrugs souverän abwehren zu können. Dass Nutzer auf den Preis von mockJUP spekulieren werden, war allerdings vorhersehbar. Kurzzeitig handelte die Testmünze auf einer Marktkapitalisierung von über 200 Mio. USD. Seit dem Höchststand ist der Preis um -80% eingebrochen.
Zehn Tage später lancierte das Jupiter-Team den nächsten Token. Der "WEN" Memecoin (Krypto-Jargon für wann, engl. = when) sei der erste echte Token des Entwicklerteams, um das eigene Launchpad zu testen. Als Memecoin habe WEN zwar keinen Nutzen, sollte jedoch einen Wert besitzen. Statt einem klassisch zweiseitigen Liquiditätspool von WEN und USDC nutzte das Jupiter-Launchpad einen einseitigen Pool. Das Entwicklerteam stellte nur WEN-Token bereit. Durch Käufe von Nutzern füllte sich das Token-Paar mit USDC. Auch WEN fiel seit seinem Höchststand um -75%.
Jupiter-Team nimmt mit JUP-Airdrop hunderte Millionen ein
Nach den zwei erfolgreichen Testläufen war endlich der Governance-Token JUP an der Reihe. Über eine Million einzelne Wallets qualifizierten sich für den Airdrop. Die Hälfte der Token erhielten aktive Jupiter-Nutzer, die andere Hälfte verwaltet das Entwicklerteam. Die Aufteilung gestaltete sich wie folgt: 50% Airdrop, 20% Team-Mitglieder, 20% strategische Reserve des Teams, 10% für Anfangsliquidität. Für den Start nutzte das Team denselben einseitigen Poolmechanismus, der mit dem WEN-Memecoin erprobt wurde.
10% aller Token stellte das Team als einseitigen Pool in einer bestimmten Preisspanne bereit. Jegliche USDC kamen einmal mehr von Nutzern. Doch anders als bei jeglichen bisherigen Token-Initiativen sollte die JUP-Liquidität nicht eingeschlossen werden. Nur sieben Tage nach Start durfte das Entwicklerteam die Liquidität - sowohl JUP als auch USDC - aus dem Pool entfernen. Hinter einem innovativen Launchpad-Mechanismus versteckte sich ein einfacher Token-Verkauf zu einer Bewertung von vier bis sieben Milliarden US-Dollar. Durch die einseitige Liquidität nahm das Entwicklerteam über 100 Mio. USD ein. Was viele nicht wussten: Bereits vor Jupiter hatte dasselbe Entwicklerteam zwei Token für die Liquiditätsplattform Meteora (zuvor Mercurial Protocol) lanciert.
Team only sold 250m ?? 💀 pic.twitter.com/kTFd0flRQO
— veH👁️rny 🐇 (@veH0rny) February 1, 2024
Auf der anderen Seite wurden alle Parameter vor dem Start offengelegt. Zwar mussten Nutzer dafür durch etliche Blog-Beiträge, Tweets und Discord-Nachrichten des Gründers buddeln. Doch letztendlich ist immer davon abzuraten, in Projekte oder Mechanismen zu investieren, die man nicht vollständig versteht. Trotz dem kontroversen Start des Token ist Jupiter nach wie vor die führende dezentrale Börse auf der florierenden Solana-Blockchain.