Ein zusammenfassender wöchentlicher Rückblick auf die Geschehnisse an den Kryptomärkten mit Fokus auf Trendsektoren, Liquidität, Volatilität, Spreads und mehr in Zusammenarbeit mit Marktdatenanbieter Kaiko.
Die letzten 7 Tage auf den Krypto-Märkten:
- Preisbewegungen: Zum ersten Mal seit April wird Lido Staked Ether (stETH) nun gleichauf mit ETH gehandelt.
- Marktliquidität: Coinbase meldete aufgrund eines anhaltenden Einbruchs des Handelsvolumens geringere Gewinne als erwartet.
- Derivate: Das Volumen der ewigen ETH-Futures ist jetzt höher als das BTC-Volumen, da sich die Händler auf die erneute Volatilität stürzen.
- Makro-Trends: Die Korrelation von BTC mit Gold hat ein 2-Jahres-Hoch erreicht.
Bitcoin hält sich inmitten der Aktienvolatilität stabil
Die Kryptomärkte stiegen gegen Ende der Woche, trotz einer weiteren Zinserhöhung durch die Fed. Dies wohl aufgrund positiver Wirtschaftsindikatoren, wie eines besser als erwarteten Arbeitsmarktberichts. Auf der institutionellen Seite führte JP Morgan seinen ersten Blockchain-basierten Handel durch, Fidelity startete Krypto-Handelsdienste für seine Kunden und Twitter stoppte seine Pläne zum Aufbau einer Krypto-Wallet. Ausserdem ist Deribit, die grösste Börse für Krypto-Optionen, gehackt worden. Bei diesem Angriff wurden 28 Mio. USD entwendet.
Meta setzt auf dezentralisierte Datenspeicherung
Letzte Woche kündigte die Facebook- und Instagram-Muttergesellschaft Meta an, dass sie ihren Nutzern die Erstellung und den Verkauf von NFTs an ihre Fans ermöglichen wird. Das Unternehmen will Transaktionen über die Layer-2-Skalierungslösung Polygon abwickeln und das dezentrale Datenspeicherprotokoll Arweave verwenden.
Arweave zielt darauf ab, den Datenspeicherbedarf von Web3-Projekten zu decken, indem es permanente Datenspeicherung und -abruf mit einer einmaligen Zahlung anbietet. Es verwendet dazu eine Kombination aus Blockchain-Technologie und wirtschaftlichen Anreizen für Speicheranbieter. Sein nativer Token AR, der für Zahlungen und Belohnungen innerhalb des Ökosystems verwendet wird, stieg aufgrund dieser Nachricht um über 60%. Andere dezentralisierte Datenspeicherlösungen wie das Peer-to-Peer-Netzwerk Filecoin und das Cloud-Speicher-Netzwerk Storj beendeten die Woche ebenfalls positiv und stiegen um 3% bzw. 4%.
Es ist unklar, ob die wachsende Akzeptanz der sozialen Medien ausreichen wird, um eine nachhaltige marktweite Rallye im NFT-Bereich anzustossen. Dieser wurde von der Krypto-Baisse besonders hart getroffen. Die positive Stimmung nimmt jedoch zu. Das Open Interest an ewigen Futures für AR- und FIL-Token stieg am 2. November um 50% bzw. 20%, während sich die Finanzierungsraten positiv entwickelten, was darauf hindeutet, dass die Händler Long-Positionen eingehen.
Der stETH-Abschlag ist Geschichte
Fast zwei Monate nach dem erfolgreichen Merge haben Lido Staked ETH (stETH) und Ethereum (ETH) zum ersten Mal seit April Parität erreicht. Der stETH-Abschlag erreichte im Frühsommer einen Höchststand von über 6%, als die Branche vom Zusammenbruch von Krypto-Handels- und Kreditfirmen zurückschreckte. Einige hielten stETH und mussten ihre Positionen auflösen. Es ist wichtig anzumerken, dass stETH als Rebase-Token funktioniert. Das bedeutet, dass die Menge an stETH in der Wallet eines Benutzers jeden Tag in Übereinstimmung mit der Rendite steigt. Daher sollten stETH und ETH theoretisch im Gleichgewicht bleiben. Sofern keine bedeutenden Entwicklungen eintreten, ist es wahrscheinlich, dass der Abschlag sehr gering oder gar nicht vorhanden sein wird.
Coinbase meldet Q3-Verlust inmitten sinkender Handelsvolumina
Coinbase, die grösste US-amerikanische Börse, meldete im dritten Quartal einen unerwartet hohen Nettoverlust von 545 Mio. USD, welcher auf sinkende Transaktionseinnahmen zurückzuführen ist. Seit dem Börsendebüt im April 2021 hat sich das tägliche Volumen der Börse von durchschnittlich rund 5 Mrd. USD auf 2 Mrd. USD im Oktober 2022 mehr als halbiert. Im gleichen Zeitraum ist der Aktienkurs von Coinbase um mehr als 80% gesunken.
Interessanterweise ist das Kerngeschäft von Coinbase - der Kryptohandel - zwar rückläufig, aber die Beteiligung am USD Coin (USDC) Ökosystem ist zunehmend lukrativ und federt die Auswirkungen des anhaltenden Bärenmarktes ab. Die Zinserträge, welche hauptsächlich aus den USDC-Reserven generiert werden, haben sich als zweite Einnahmequelle nach den Transaktionseinnahmen herauskristallisiert. Sie sind im Vergleich zu Q2 um über 200% auf 102 Mio. USD gestiegen.
Laut Coinbase ist die schlechte Performance im dritten Quartal auch auf die regulatorische Unsicherheit in den USA zurückzuführen, welche zu einem stärkeren Rückgang des Kryptohandels an den in den USA ansässigen Börsen im Vergleich zum Rest der Welt geführt hat.
Betrachtet man das durchschnittliche stündliche Handelsvolumen von BTC auf Coinbase von 2021 bis 2022, so ist die Handelsaktivität während der Überschneidung zwischen den EU- und den US-Geschäftszeiten (12-16 Uhr UTC) relativ stabil geblieben. Im Gegensatz dazu ist der Handel am Ende der US-Geschäftszeiten (21 Uhr UTC) und zwischen 23 Uhr und 2 Uhr UTC - was den Öffnungszeiten in Asien entspricht - im Jahresvergleich stark zurückgegangen. Dieser Trend könnte darauf hindeuten, dass die in Asien ansässigen Händler die Börse verlassen haben. Dies ist wahrscheinlich auf die gestiegene Kostensensibilität von Händlern und Market Makern zurückzuführen.
ETH-Futures-Volumen übersteigt das von BTC
Im Vorfeld des Ethereum Updates berichteten wir, dass ETH im Vergleich zu BTC den höchsten Marktanteil an Perpetual Futures aller Zeiten erreichte. Kurz nach dem Merge eroberte BTC seine Dominanz zurück und besass über 60% des Volumens. In den letzten Wochen ist der Anteil des Volumens von ETH an den ewigen Termingeschäften jedoch aufgrund der erhöhten Preisvolatilität im Vergleich zu BTC sprunghaft angestiegen und liegt nun bei 54%. Wenn die Volatilität ansteigt, folgen die Volumina an den Märkten für ewige Termingeschäfte. Dies da die Anleger versuchen, sich sowohl abzusichern als auch auf die wilden Preisbewegungen zu spekulieren.
Als relativ neue Anlageklasse befindet sich der Markt für Perpetual Futures noch in der Reifephase und die Zusammensetzung der Börsen, die das Volumen kontrollieren, ändert sich ständig. Vergleicht man das Q3-Volumen der meisten Börsen mit dem des letzten Jahres, so sind die Volumina deutlich zurückgegangen. Die meisten dieser Rückgänge waren in der Regel um mehr als 50%. Dies deckt sich mit den sinkenden Spotvolumina bei Kryptowährungen in diesem Bärenmarkt im Vergleich zu den höheren Volumina um diese Zeit im letzten Jahr, als der Bullenmarkt zu Ende ging. Darüber hinaus haben die meisten Kryptobörsen seit dem Bullenmarkt 2021 Leverage-Beschränkungen durchgesetzt, wobei FTX von 100x Leverage auf 20x ging. Dies reduziert nicht nur die Liquidationen und die Volatilität auf dem Futures-Markt, sondern auch die gehandelten Volumina bei Perpetual Futures.
Interessanterweise hat OKX seine Volumina in ewigen Futures ab Q3 2021 erhöht, im Fall von ETH-Perps um über 100%. Das Derivatvolumen von Huobi hat am meisten gelitten, da die Börse mit regulatorischen Kämpfen beschäftigt ist. Bitmex kündigte letzte Woche an, sich auf ihre Derivatstrategie zu konzentrieren und Entlassungen in anderen Bereichen vorzunehmen. Denn ihr BTC- und ETH-Volumen ist im Vergleich zum dritten Quartal des letzten Jahres um über 50% gesunken.
Die Fed erhöht die Zinssätze um weitere 75 Basispunkte
Die Märkte gerieten in der vergangenen Woche ins Taumeln, nachdem die US-Notenbank ihre restriktive Haltung beibehielt und die Zinsen in der vierten Sitzung in Folge um 75 Basispunkte anhob. Trotz der Andeutung, dass künftige Zinserhöhungen geringer ausfallen werden, werden sie mit ziemlicher Klarheit die Zinsen weiter anheben und der Spitzenzinssatz (oder Endsatz) wird über den bisherigen Erwartungen liegen. In nur neun Monaten hat die US-Notenbank die Zinsen um insgesamt 375 Basispunkte angehoben, so schnell wie noch nie. Zum Vergleich: Der ähnliche Zinserhöhungszyklus von 2004 bis 2006 erstreckte sich über 28 Monate.
Bitcoin (BTC) zeigte sich relativ unempfindlich gegenüber den Turbulenzen an den Aktienmärkten, beendete die Woche bei über 21'000 USD und entwickelte sich besser als der technologielastige Nasdaq 100, der am Tag nach der FOMC-Sitzung der Fed um 2% fiel.
Korrelation zwischen Bitcoin und Gold erreicht Zwei-Jahres-Hoch
Im vergangenen Monat hat sich die Korrelation von BTC mit dem US-Aktienmarkt deutlich abgeschwächt und liegt nur noch bei 0.4 und damit unter den Höchstständen vom September. Im Gegensatz dazu ist die Korrelation mit Gold seit Beginn des dritten Quartals angestiegen. Trotz der starken Nachfrage seitens der Zentralbanken ist der Goldpreis in der zweiten Jahreshälfte gesunken, nachdem er im ersten Quartal aufgrund steigender Zinsen und eines erstarkenden US-Dollars auf ein Mehrjahreshoch gestiegen war.