Ein zusammenfassender wöchentlicher Rückblick auf die Geschehnisse an den Kryptomärkten mit Fokus auf Trendsektoren, Liquidität, Volatilität, Spreads und mehr in Zusammenarbeit mit Marktdatenanbieter Kaiko.
Die letzten 7 Tage auf den Krypto-Märkten:
- Preisbewegungen: Die Kryptomärkte entwickelten sich im 3. Quartal trotz des Ausverkaufs nach dem Merge im September besser als traditionelle Anlagen.
- Marktliquidität: Nachdem Kucoin eine Reihe von Wettbewerben zum 5. Jahrestag durchgeführt hatte, stieg das Handelsvolumen auf ein Allzeithoch. Die Börsen werden immer kreativer inmitten eines weit verbreiteten Einbruchs des Handelsvolumens.
- Derivate: Das Open Interest an Luna Classic hat sich im September verdreifacht und die Refinanzierungssätze haben sich stark ins Negative gedreht, nachdem Interpol eine rote Markierung für Do Kwon ausgestellt hat.
- Makro-Trends: Die Korrelation von Bitcoin mit Gold erreicht den höchsten Stand seit über einem Jahr.
Kryptomärkte halten sich besser als Aktien
Es war eine weitere Woche mit starker makroökonomisch-bedingter Volatilität, insbesondere an den Märkten für Fiat-Währungen, da der US-Dollar seine kometenhafte Aufwertung gegenüber praktisch allen globalen Währungen fortsetzte. Bitcoin (BTC) schloss am Sonntagabend mit einem bescheidenen Plus von 1.4%, nachdem die auf das britische Pfund lautenden Paare ein rekordverdächtiges Volumen verzeichneten. Im Grossen und Ganzen sind die Kryptowährungsmärkte in den letzten zwei Wochen unverändert geblieben, während die Aktienmärkte als Reaktion auf eine Reihe düsterer Wirtschaftsindikatoren weiter sinken. Die deutsche Inflation erreichte zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg einen zweistelligen Wert. Die Bank of England (BoE) begann vorübergehend mit dem Kauf langfristiger britischer Anleihen, um die Marktvolatilität zu verringern. Der Flash-VPI der Eurozone erreichte 10% im Jahresvergleich, was die Erwartungen für eine Zinserhöhung der EZB um 75 Basispunkte zementierte.
In der Kryptoindustrie gab es einen weiteren Ausfall von Solana, FTX erhielt den Zuschlag für den Kauf der Vermögenswerte des bankrotten Unternehmens Voyager Digital und der GBTC-Abschlag erreichte mit -36% einen historischen Tiefstand. Ausserdem kündigte das Interbanken-Nachrichtensystem SWIFT eine Partnerschaft mit Chainlink an.
Krypto entwickelt sich im 3. Quartal besser als traditionelle Vermögenswerte
Trotz starker Volatilität übertrafen die meisten Kryptosektoren im dritten Quartal andere traditionelle Vermögenswerte und erholten sich von zweistelligen Verlusten im zweiten Quartal. Wir haben mehrere gleichgewichtete Portfoliozusammenstellungen von Vermögenswerten konstruiert, um die Sektorrenditen zu berechnen. Während des Quartals legten diese bei um 60% zu, unterstützt durch den LIDO-Token. Trotz eines starken Rückschlags nach der Merge konnte Ethereum (ETH) das Quartal mit einem Plus von mehr als 20% abschliessen und übertraf damit unsere Portfolios für Layer 1 und Layer 2.
Nach einem Anstieg im August gab BTC im September den Grossteil seiner Gewinne wieder ab und beendete das Quartal nach einem Rückgang der globalen Risikostimmung leicht rückläufig. Die Nachfrage nach sicheren Häfen und die realen Renditedifferenzen trieben den US-Dollar (DXY) weiter an, welcher als einziger Vermögenswert sowohl im zweiten als auch im dritten Quartal positive Renditen verzeichnete.
Das Ende des Abschlags auf ETH-Staking?
Der ETH-Rabatt für LIDO Staked ETH (stETH), dem nach wie vor grössten liquiden Staked Service, könnte bald der Vergangenheit angehören. In den letzten zwei Wochen hat stETH nach dem erfolgreichen Abschluss des Zusammenschlusses fast die Parität mit ETH erreicht. Interessanterweise vergrössert sich die Lücke zwischen LIDOs stETH und den von zentralisierten Börsen angebotenen Ether-Token. Der cbETH von Coinbase wird weiterhin mit dem grössten Abschlag von etwa 2.7% gehandelt, obwohl er sich in den letzten Tagen deutlich verbessert hat. Der bETH von Binance wird immer noch mit einem Abschlag von 2% gehandelt. Das Verkaufsvolumen für cbETH von Coinbase ist seit dem Merge extrem hoch, was zu dem anhaltenden Abschlag beiträgt. Auf Binance übersteigt das Kaufvolumen für bETH das Verkaufsvolumen.
Der Trend deutet darauf hin, dass die Risiken der Regulierung und Zensur weiterhin hoch sind. Dies insbesondere nachdem die US-Börsenaufsichtsbehörde (SEC) angedeutet hat, dass die USA die Zuständigkeit für Ethereum haben. Der Merge hat dem liquiden Markt für Staking-Derivate einen ersten Schub verliehen und ein gewisses Risiko vom Tisch genommen. Die Kaufinteresse sowohl für cbETH als auch für bETH schnellte dabei zunächst in die Höhe. Während jedoch das Kaufvolumen von bETH-ETH das Verkaufsvolumen auf Binance übersteigt, stand cbETH auf Coinbase in der zweiten Septemberhälfte unter erheblichem Verkaufsdruck. Dies deutet darauf hin, dass cbETH relativ illiquide bleibt.
Inmitten sinkender Volumina beginnen Börsen Transaktionsgebühren zu senken
Wir befinden uns tief in einem Krypto-Bärenmarkt und die Handelsvolumina zeigen das. Im Jahresvergleich hat fast jede Börse einen starken Rückgang des Volumens gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahr 2021 verzeichnet. Nur bei drei Börsen war der Trend entgegengesetzt, wobei das Spotvolumen von FTX im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 60% gestiegen ist.
Um den sinkenden Volumina entgegenzuwirken, haben die Börsen begonnen, kreativ zu werden. Die Abschaffung von Gebühren, wird immer beliebter, ebenso wie Handelswettbewerbe. Die Aussetzung von Gebühren ist keine neue Praxis und hat die Liquidität wohl verbessert, wenn sie richtig gemacht wurde. Einige dieser Aktionen sind darauf ausgelegt, von erwarteten oder unerwarteten Marktereignissen wie dem Ethereum Merge oder der jüngsten GBP/USD-Schmelze zu profitieren. Sie könnten die Volatilität auf dem Markt erhöhen.
Letzte Woche kündigte KuCoin mehrere Kampagnen an, um sein fünfjähriges Bestehen zu feiern. Trotz einer Verzögerungen bei der Umsetzung dieser Aktionen stieg das Handelsvolumen auf der Börse nach der Ankündigung auf ein ATH von 5 Mrd. USD, bevor es in den folgenden Tagen fast um das Fünffache zurückging.
Ein ähnlicher Trend ist beim Volumen der grössten Börse Binance zu beobachten, welche ab dem 26. August für einen Monat die Gebühren für ETH-BUSD-Paare ausgesetzt hat, um vom gestiegenen Interesse am Ether-Handel im Vorfeld vom Merge zu profitieren.
Der Anteil von ETH-BUSD im Vergleich zu ETH-USDT hat sich unmittelbar nach der Einführung des gebührenfreien Handels von 34% auf 73% mehr als verdoppelt. Nach der Wiedereinführung der Gebühren am 26. September haben sie den grössten Teil der Zugewinne wieder verloren. Insgesamt ist der Marktanteil von ETH-BUSD jedoch gestiegen und liegt derzeit bei rund 48%. Dies deutet darauf hin, dass der Umzug neue Investoren angezogen und möglicherweise neue Einnahmen generiert hat. Wie z. B. Vorteile aus dem Cross-Trading von alternativen Vermögenswerten, für welche Gebühren anfallen.
Sowohl Binance Global als auch seine US-Tochterfirma Binance.US haben die Gebühren für BTC-Handelspaare dauerhaft abgeschafft, was ihr Handelsvolumen erhöht hat. Auf lange Sicht birgt dieses Modell jedoch Risiken für die Börsen, da der Verzicht auf Einnahmen schwer zu verkraften sein könnte. Andere Börsen wie Coinbase haben sich für eine andere Strategie entschieden. Sie haben ihre Gebührenstruktur überarbeitet, um Grossanleger anzusprechen und neue Dienstleistungen wie das Ethereum-Staking eingeführt.
Q3-Liquiditätsanalyse: Spread-Volatilität nimmt ab
Das 3. Quartal liegt hinter uns. Werfen wir einen Blick darauf, wie sich die Liquidität für die liquidesten BTC-USD-Handelspaare entwickelt hat. Der Terra-Zusammenbruch im Mai und die Krypto-Kreditkrise im Juni verursachten eine Welle starker Verkäufe, welche die Liquidität im zweiten Quartal stark beeinträchtigten. Die Spreads schnellten an fast allen Börsen in die Höhe und blieben wochenlang volatil, da die Market Maker das erhöhte Risiko berücksichtigten. Die Spreads haben sich im 3. Quartal weitgehend beruhigt, mit sehr geringen täglichen Schwankungen, obwohl die Märkte volatil blieben. Die grösste Verbesserung der Liquidität war bei Bitstamp zu verzeichnen, wo sich die Spreads bis Oktober von etwa 5 Basispunkten auf nur 2.5 halbierten.
Händler platzieren Wetten gegen Luna Classic
Luna Classic (LUNC), der übrig gebliebene Token des zusammengebrochenen Terra-Ökosystems, hat in den letzten Monaten eine starke Volatilität erlebt. Anfang September hat sich sein Wert mehr als verdoppelt, ist dann abgestürzt und letzte Woche um rund 60% gestiegen. Das Open Interest an LUNC-Perpetual-Futures ist ebenfalls überraschend stark angestiegen. Dies obwohl die Finanzierungssätze stark ins Negative gedreht haben. Dadurch kann davon ausgegangen werden, dass die Derivatehändler pessimistisch sind.
Die volatile Marktaktivität hängt mit mehreren Aktualisierungen in der Terra-Saga zusammen: Am 26. September kündigte die grösste Kryptobörse Binance Pläne an, das LUNC-Angebot zu reduzieren. Zeitgleich berichtete Bloomberg, dass Interpol eine rote Markierung - d.h. ein Ersuchen an die Strafverfolgungsbehörden weltweit, eine Person ausfindig zu machen und festzunehmen - für den Terra-Gründer Do Kwon herausgegeben hat. Das Open Interest für LUNC-USD Perpetual Futures verdoppelte sich fast von 30 auf 55 Millionen USD an nur einem Tag und blieb die ganze Woche über hoch.
Die britische Zentralbank beginnt erneut mit quantitativer Lockerung (QE)
Letzte Woche erlebte der britische Markt für langfristige Anleihen - bekannt als der Gilts-Markt - seine Version eines Kollapses. Nachdem das nicht finanzierte Steuerpaket der Regierung die Finanzmärkte schockierte, hatte dies einen drastischen Einbruch des britischen Pfunds (GBP) und einen Anstieg der Kreditkosten zur Folge. Seit Montagmorgen hat die Regierung ihre Pläne für Steuersenkungen in den höchsten Steuerklassen gestrichen. Die Renditen für 30-jährige Staatsanleihen - welche sich umgekehrt zu den Kursen entwickeln - überstiegen 5% und erreichten damit den höchsten Stand seit 2002.
Um den massiven Ausverkauf britischer Vermögenswerte zu stoppen, kündigte die Bank of England (BoE) eine neue Runde von Anleihekäufen an und setzte damit die quantitative Lockerung (QE) wieder in Gang. Die BoE ist nach der Bank of Japan die zweite Zentralbank, welche im September auf den Devisenmärkten interveniert. Obwohl dieser Schritt die Märkte zu beruhigen scheint, nehmen die Befürchtungen vor einer globalen Panik und einem weiteren Abbau von Risiken zu. Sowohl die Renditen der US-amerikanischen als auch der deutschen Staatsanleihen stiegen, wenn auch langsamer.