Ein zusammenfassender wöchentlicher Rückblick auf die Geschehnisse an den Kryptomärkten mit Fokus auf Trendsektoren, Liquidität, Volatilität, Spreads und mehr in Zusammenarbeit mit Marktdatenanbieter Kaiko.
Die letzten 7 Tage auf den Krypto-Märkten:
- Preisbewegungen: Der Preis von SOL, der eigenen Kryptowährung von Solana, bewegte sich letzte Woche kaum, nachdem ein Hack Tausende von Wallets geleert hatte.
- Marktliquidität: Das auf ukrainische Griwna lautende Krypto-Volumen ist nach wie vor robust, wobei der Grossteil des Handels inzwischen für den Stablecoin Tether abgewickelt wird.
- Derivate: Das Volumen der ETH-Optionen ist im Vorfeld des Zusammenschlusses stark angestiegen, wobei sich die Anleger auf den 3'000-Dollar-Strike stürzten.
- Makro-Trends: Die rollierende Korrelation von Bitcoin mit Anleihen und Nasdaq hat ein 3-Monats-Tief erreicht, was darauf hindeutet, dass sich die Kryptomärkte von den traditionellen Anlagen entfernt haben.
Märkte widerstandsfähig trotz Woche voller Hacks
Die Kryptomärkte haben trotz einer weiteren Runde von Hacks mit Millionenverlusten kaum eine Abschwung erlitten. Die Nomad-Brücke hat von den gestohlenen 190 Millionen, lediglich 22 Millionen Dollar wiedererlangt. Die Tausenden von Solana-Wallets, welche von einem unbekannten Angreifer geleert wurden, haben wahrscheinlich nur sehr begrenzte Regressmöglichkeiten. Bitcoin (BTC) wurde am Montagmorgen knapp über 24k USD gehandelt und Ethereum (ETH) übertrifft mit einem Anstieg von mehr als 10% in der letzten Woche weiterhin die Märkte. Die Welt der Luxusmode hat sich in dieser Woche weiter für NFTs begeistert: Gucci kündigte an, Apecoin als Zahlungsmittel zu akzeptieren und Tiffany's brachte eine eigene CryptoPunk-Schmucklinie heraus.
An der Makrofront zeigte der US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag einen sehr starken Arbeitsmarkt mit einer Arbeitslosenquote, die sich auf einem Tiefstand von einem halben Jahrhundert befindet. Dies könnte es der US-Notenbank erschweren, das Tempo der Zinserhöhungen bei ihrer nächsten Sitzung im September zu verlangsamen.
Wilde Woche für das Solana-Ökosystem
Letzte Woche erlebte das Solana-Ökosystem einen Flut an schlechten Nachrichten. Nur wenige Stunden nach dem Nomad-Exploit wurden Tausende von Solana-Wallets auf mysteriöse Weise um ca. 8 Millionen Dollar beraubt. Das schockierte das Ökosystem und die Solana-Ingenieure kamen zu dem Schluss, dass mobile Wallets die Quelle des Hacks waren. Es wurde spekuliert, ob versehentlich die privaten Schlüssel der Nutzer offengelegt wurden. Interessanterweise hatte der Hack keine nennenswerten Auswirkungen auf den Preis von SOL oder anderen Top-Tokens des Solana-Ökosystems wie Serum (siehe Grafik oben).
In einem investigativen Artikel wurde behauptet, dass ein Entwickler, welcher für das Saber-Protokoll von Solana verantwortlich war, unter 11 verschiedenen Pseudonymen zu Protokollen beigetragen hatte. Auf ihrem Höhepunkt machten die von ihm erstellten Protokolle den Grossteil des Total Value Locked (TVL) von Solana aus. Im Artikel wurde auch erwähnt, dass der Entwickler plant, zu Aptos zu wechseln. Die Blockchain wird von ehemaligen Facebook-Mitarbeitern betrieben und nahm vor kurzem 150 Millionen Dollar ein. Der SBR-Token von Saber schoss Ende Juli um mehr als 100% in die Höhe. Danach wurden Gerüchte über eine Expansion nach Aptos verbreitet. Nach dem Exposé von CoinDesk kehrte der Preis auf das Niveau vor den Gerüchten zurück.
Griwna Krypto-Volumen trotz Einschränkungen robust
Mehr als sechs Monate nach dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine ist das Handelsvolumen der ukrainischen Griwna (UAH) in Kryptowährungen nach wie vor robust. Dies deutet auf eine starke lokale Nachfrage hin. Dies obwohl die ukrainische Zentralbank im April Kryptotransaktionen in der lokalen UAH-Währung verboten hat, um Währungsabflüsse zu reduzieren.
Das wöchentliche Volumen von BTC-UAH und USDT-UAH stieg auf Binance nach Beginn des Krieges sprunghaft an und bewegt sich seitdem zwischen 100-200 Millionen UAH täglich (~3-5 Mio. USD). Der Anstieg wurde vor allem durch steigende Transaktionen für den Stablecoin Tether angetrieben, der sich seit Januar im Durchschnitt verdreifacht hat und schneller als der BTC-Handel anstieg. Heute entfällt die Mehrheit der auf UAH lautenden Transaktionen auf Tether, was darauf hindeutet, dass der Stablecoin angesichts der starken Abwertung der lokalen Währung und der Störungen auf dem Devisenmarkt gefragt ist.
Seit Beginn des Krieges hat die ukrainische Zentralbank (NBU) den Wechselkurs der Griwna gegenüber dem US-Dollar fixiert, um die Inflation zu begrenzen und das Finanzsystem des Landes zu stabilisieren. Die Kryptomärkte haben jedoch weiter funktioniert. Es ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie dezentralisierte Märkte trotz staatlicher Einschränkungen eine Preisfindung ermöglichen können. Der Preis des an den US-Dollar gekoppelten Stablecoins Tether, ausgedrückt in UAH, ist seit Ende Februar um fast 40% gestiegen. Dies deutet darauf hin, dass die Griwna gegenüber dem US-Dollar weiter an Wert verloren hat. Dies obwohl der offizielle Wechselkurs der Zentralbank nicht verändert wurde.
Erst letzte Woche gab die NBU einen neuen Wechselkurs für die UAH bekannt und setzte 1 USD auf 36 UAH fest. Das enstrpach etwas einem Anstieg von 25%. Unterdessen weicht der Preis für 1 USDT auf den Kryptomärkten weiter ab.
Bitcoin-Slippage inmitten hoher Volatilität erhöht
Die beiden grossen Volatilitätsereignisse des Jahres, der Zusammenbruch von Terra und die Kryptokreditkrise, hatten grosse Auswirkungen auf die Bitcoin-Slippage an allen Börsen. Bei der Untersuchung der Slippage für einen simulierten 100k-USD-Verkaufsauftrag führte der Terra-Zusammenbruch bei den meisten Börsen zu einem starken Anstieg und einer schnellen Rückkehr zur Normalität. Der Zusammenbruch von Celsius und die sich ausbreitende Kreditkrise führten zu einem Ausschlag, der nicht so schnell wieder abfiel. Die Slippage für BTC-USD-Paare bleibt an den meisten Börsen auf einem hohen Niveau, was darauf hindeutet, dass die Market Maker weiterhin vorsichtig sind.
Die gute Nachricht ist, dass die Slippage in den letzten Wochen tendenziell wieder gesunken ist. Damit gibt es Hinweise dafür, dass die Liquidität an die Börsen zurückkehrt. Wahrscheinlich weil es weniger Zwangsverkäufe und Volatilität vorhanden sind. Sofern keine bedeutenden neuen Ereignisse eintreten, ist zu erwarten, dass sich dieser Trend fortsetzt und die Slippage wieder das Niveau von vor dem Terra-Crash erreicht.
ETH-Optionsvolumen steigt beim $3k-Strike an
Im Vorfeld des Merge ist die Aktivität bei ETH-Optionen sprunghaft angestiegen. Wobei das Open Interest zum ersten Mal die BTC-Optionen übertrifft. Seit dem 1. Januar dieses Jahres stürzen sich ETH-Optionsanleger sowohl auf der Kauf- als auch auf der Verkaufsseite auf den Ausübungspreisbereich von 2'500 bis 3'000 USD, mit einem Volumen von fast 15 Milliarden Dollar allein in diesem Bereich. Interessanterweise ist dies der erste Bereich, in dem das Call-Volumen das Put-Volumen übersteigt und es scheint ein entscheidender Preispunkt für ETH-Anleger im Vorfeld des Merge zu sein. Nach dem Basispreis von 3'000 USD dominieren die Call-Optionen das Volumen der Put-Optionen, da die Anleger nach dieser Spanne am Aufwärtspotenzial der Calls teilhaben wollen. Wir haben beobachtet, wie wichtig mentale Preiszahlen für Optionsanleger bei runden Zahlen oberhalb des aktuellen Preises sind: $3k, $2.5k, $2k waren die drei wichtigsten Strikes in Bezug auf das gehandelte Volumen.
Je näher der Merge im September rückt, desto mehr Aufmerksamkeit wird von den Optionsanlegern seit dem 1. Juli dem Bereich von 1-1.5k USD gewidmet. Dabei übersteigt das Put-Volumen in diesem Preisbereich das Call-Volumen. Bei den Käufern von Puts in diesem Bereich handelt es sich um Anleger, die entweder ihr Engagement vor dem Merge absichern wollen oder einfach gegen ETH wetten. Sie rechnen mit einer negativen Preisentwicklung, falls sich der Merge verzögert oder nicht zustande kommt. Nach dem Bereich von $1.5k handelt es sich bei der überwiegenden Mehrheit der gehandelten Volumina um Kaufoptionen, obwohl ETH seit Mitte Juli im Bereich von 1'500 USD oder darüber liegt.
Leichte Zuflüsse in börsengehandelte BTC-Produkte
Bitcoin-Spot- und Future-ETFs haben seit Ende Juni einen Anstieg ihres verwalteten Vermögens verzeichnet. Der Trend könnte durch eine Erholung der Bitcoin-Spotpreise erklärt werden. Er könnte aber auch auf eine gewisse Erholung der Risikobereitschaft und eine Neupositionierung hindeuten, nachdem die Anleger ihre Portfolios aggressiv reduziert haben. Während der BetaPro Inverse Bitcoin ETF (BITI), welcher ein Short-Engagement in Bitcoin bietet, hat er in den Tagen nach seiner Auflegung Anfang Juli massive Zuflüsse verzeichnete. Dieser Trend hat sich seitdem deutlich verlangsamt. Das verwaltete Vermögen von BITI ist zwischen dem 29. Juni und dem 4. August nur um 2% gestiegen, während der Bitcoin-Kassakurs im gleichen Zeitraum um 15% zulegte. Im Gegensatz dazu haben die kleinsten und billigsten ETFs - VanEck Bitcoin Strategy und Fidelity Advantage Bitcoin - mit 24% bzw. 50% den grössten Zuwachs an verwaltetem Vermögen verzeichnet.
Korrelation von BTC mit Anleihen und Aktien erreicht 3-Monats-Tief
Die rollierende 30-Tage-Korrelation von Bitcoin mit dem Gesamtanleihenindex (AGG) und dem technologielastigen Nasdaq 100 ist in den letzten Wochen auf ein Dreimonatstief gesunken. Dies könnte darauf hindeuten, dass idiosynkratische Variablen zunehmend eine Rolle bei der Kursentwicklung von Bitcoin spielen. Sowohl Aktien als auch Anleihen verzeichneten seit Anfang 2022 ungewöhnlich starke Rückgänge, was zu historisch niedrigen Renditen bei einer der gängigsten Formen diversifizierter Anlagen - dem 60/40-Portfolio - führte. Im gleichen Zeitraum verlor der Bitcoin 70% seines Wertes und bewegte sich damit im Einklang mit der globalen Risikostimmung. Der Zusammenbruch des Terra-Ökosystems, dem einige der grössten Unternehmen der Branche folgten, hat jedoch zu einer Divergenz geführt. Sie hält offenbar an, während die Märkte nach einer Richtung suchen.