Ein zusammenfassender wöchentlicher Rückblick auf die Geschehnisse an den Kryptomärkten mit Fokus auf Trendsektoren, Liquidität, Volatilität, Spreads und mehr in Zusammenarbeit mit Marktdatenanbieter Kaiko.
Die letzten 7 Tage auf den Krypto-Märkten:
- Preisbewegungen: BTC hat am frühen Montagmorgen ein starkes Comeback hingelegt und wurde zum ersten Mal seit 10 Tagen über 22'000 USD gehandelt. ETH ist in der letzten Woche um 30% gestiegen.
- Orderbuchliquidität: Das Handelsvolumen von BTC-EUR ging im Vergleich zu BTC-USD zurück, da der Euro die Parität mit dem Dollar erreicht hat.
- Derivate: Das Open Interest an BTC stieg und die Finanzierungssätze drehten ins Positive, da sich die Marktstimmung verbesserte.
- Makro-Trends: Die Verbraucherinflation in den USA stieg im Juni auf 9.1 % und erreichte damit einen neuen Höchststand seit vier Jahrzehnten.
Kryptomärkte erholen sich trotz Inflationsnachrichten leicht
Der Kryptowinter legte am Wochenende eine kurze Pause ein, nachdem die Märkte eine beachtliche Erholungsrallye hingelegt hatten. Ethereum (ETH) entwickelte sich deutlich besser als Bitcoin (BTC). Dies nachdem durch die Bekanntgabe des Merges des Netzwerks zu Proof-of-Stake für den 19. September geplant ist. Deshalbe wurde von den Anlegern ein positives Signal interpretiert. In der Zwischenzeit nahm die Celsius-Saga eine neue Wendung, nachdem der angeschlagene Kreditgeber schliesslich Konkurs anmeldete. Dabei wurde bekannt, dass das Unternehmen mehr als 100'000 Gläubiger hat und mehr als 439 Millionen Dollar Schulden einer privaten Kreditplattform gegenüber. Schliesslich verlor Uniswap bei einem Phishing-Angriff ETH im Wert von über 8 Millionen Dollar und der Euro erreichte zum ersten Mal seit 20 Jahren eine 1:1-Parität mit dem US-Dollar.
Der AXS-Token von Axie Infinity ist der schlechteste Performer
Metaverse- und Play-to-Earn-Projekte waren in den letzten Monaten einer der am stärksten betroffenen Sektoren in der Kryptowirtschaft. Play-to-Earn-Spiele nutzen In-Game-Token, welche oft als Belohnungen ausgegeben werden. Zum Beispiel wären da MANA von Decentraland, SLP- und AXS-Token von Axie Infinity und SAND von Sandbox. Der Wertverfall dieser Belohnungen in den letzten Monaten hat weitreichende Folgen für die Wirtschaft im Spiel, welche sich wiederum auf die Spieler in der realen Welt auswirken.
AXS ist mit einem Minus von mehr als 34% seit dem 1. Juni nach einem verheerenden 600-Millionen-Dollar-Hack des Spielnetzwerks im April der schlechteste Wert. SAND, MANA, ENJ und APE sind ebenfalls zweistellig gesunken, obwohl BTC noch schlechter abschneidet. Die grösste Nutzerbasis von Axie befindet sich auf den Philippinen. Dort hat die Zahl der wöchentlichen Nutzer zu einem bestimmten Zeitpunkt einen Höchststand von 2.7 Millionen erreicht. Die Zahl ist seither auf ein paar Hunderttausend gesunken. Der drastische Wertverlust verdeutlicht, wie schwer es für Play-to-Earn-Spiele ist, die Nutzer während eines Marktabschwungs zu halten.
BTC-USD-Volumen gewinnt Marktanteil, während der Euro sinkt
Der Anteil des in Euro denominierten Bitcoin-Handelsvolumens ist auf den niedrigsten Stand seit 2016 gesunken. Es war eine Folge auf die Parität, die letzte Woche von EUR/USD zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten erreicht wurde. Obwohl der Dollar nach wie vor der bevorzugte Kurswert für den Handel zwischen Fiat- und Kryptowährungen ist, blieb der Anteil von BTC-EUR in den letzten fünf Jahren stabil bei rund 20%. Dies scheint sich jedoch nach dem Markteinbruch im Mai 2021 geändert zu haben. Der Marktanteil von BTC-EUR ging laufend auf nur noch 7% zurück. Der Trend deutet darauf hin, dass die Anleger angesichts der zunehmenden Risikoscheu und FX-Volatilität zunehmend den Handel in Dollar bevorzugen.
Das wBTC-Volumen hat im Juni neue Höchststände erreicht
Das wöchentliche Handelsvolumen von Wrapped Bitcoin (wBTC) an zentralen Börsen erreichte ein Allzeithoch von 4 Milliarden US-Dollar. Es war infolge des Stopps von Abhebungen des Krypto-Kreditgeber Celsius Anfang Juni. wBTC ist ein ERC-20-Token, welcher einen Bitcoin auf der Ethereum-Blockchain repräsentiert und BTC-Inhabern die Teilnahme an DeFi-Anwendungen ermöglicht. Insbesondere Celsius profitierte von den Erträgen, welche durch die Einzahlung von wBTC in DeFi-Lending-Protokolle erzielt werden konnten. Deshalb sind die wBTC-Volumina im Moment von grosser Bedeutung. Celsius hat vor kurzem seine Schulden bei den grössten DeFi-Kreditgebern - Aave, Maker und Compound - beglichen. Dadurch wurden über 1 Milliarde US-Dollar an Sicherheiten, hauptsächlich in wBTC und stETH, frei. wBTC ist kein sehr liquider Markt (ähnlich wie stETH) und es stell deshalb ein Problem dar. Das Tauschen von Celsius' wBTC-Bestände in BTC wird ohne hohe Kursschwankungen wohl kaum möglich sein. Metriken wie die Markttiefe deuten darauf hin, dass die wBTC-Märkte an zentralen Börsen sehr illiquide sind.
wBTC-Besitzer haben die kommenden Liquiditätsprobleme wahrscheinlich bereits im Juni vorausgesehen. Als die Kryptobestände von Celsius einer eingehenden Prüfung unterzogen wurden. Dies führte zu einem sprunghaften Anstieg der Volumina an den zentralen Börsen. wBTC-Handelsvolumina sind wieder auf das Niveau von Anfang des Jahres zurückgegangen. Im Umkehrschluss hat Celsius seine Bestände wahrscheinlich noch nicht liquidiert.
Coinbase legt BTC-USD- und BTC-USDC-Orderbuch zusammen
Coinbase hat sein BTC-USDC-Paar am 13. Juli offiziell stillgelegt. Das Paar wies eine deutlich geringere Liquidität auf als das BTC-USD-Paar. Zum Zeitpunkt der Einstellung befanden sich nur 63 BTC im Vergleich zu 300 BTC innerhalb von 0.5% des Mittelkurses; innerhalb von 1% des Mittelkurses lag die Zahl bei 80 BTC bzw. 800 BTC. Coinbase könnte möglicherweise die beiden Auftragsbücher bereits zusammengeführt haben. Die Markttiefe für das Paar BTC-USD tendiert nach oben. Dennoch geht sie nicht über seinen normalen Bereich hinaus. Selbst wenn die gesamte Liquidität aus dem BTC-USDC-Paar in das BTC-USD-Paar verschoben würde, hätte dies nur relativ geringe Auswirkungen auf die Markttiefe.
Die US-Inflation übertrifft die Schätzungen und lässt die Wetten auf eine Zinserhöhung steigen
Der US-Dollar hat in der vergangenen Woche gegenüber seinen Konkurrenten weiter an Wert gewonnen. Zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten hat EUR/USD die Parität erreicht. Der Dollar-Index (DXY), welcher die Wertentwicklung des Greenback gegenüber seinen Konkurrenten misst, ist in diesem Jahr bisher um mehr als 12% gestiegen. Währenddessen sind die meisten anderen Safe-Haven-Anlagen zweistellig gefallen. Die Kombination aus einer aggressiven Straffung der Fed und seinem Status als Reservewährung hat es dem Dollar ermöglicht, Zuflüsse in sichere Häfen anzuziehen. Unterdessen haben Anleihen und Gold seit Anfang April einen Abwärtstrend verzeichnet.
Der Dollar setzte seine Rekordrallye fort, als die Zahlen zur Verbraucherpreisinflation in den USA eine Beschleunigung auf 9.1% verkündeten. Dies übertraf die Erwartungen der Ökonomen und löste eine drastische Anpassung der Zinserwartungen der Fed aus. Der Schritt der Fed wird von den anderen grossen Zentralbanken genau beobachtet werden. Sie werden ebenfalls ihre Zinserhöhungen beschleunigt haben (siehe Abbildung unten).
Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, mit einer Erhöhung der Zinsen auf der FOMC-Sitzung im Juli um 100 Basispunkte zu rechnen. Sie ist von 7% vor der Inflation auf satte 86% gestiegen. In den USA hat die Fed das Tempo der geldpolitischen Straffung bereits beschleunigt und die Zinsen im letzten Monat um 75 Basispunkte statt der ursprünglich geplanten 50 Basispunkte erhöht. Dies hat andere Zentralbanken unter Druck gesetz. Sie wollen dem Beispiel natürlich folgen. Infolgedessen hat die Bank of Canada letzte Woche die Zinsen um 100 Basispunkte erhöht.