Ein zusammenfassender wöchentlicher Rückblick auf die Geschehnisse an den Kryptomärkten mit Fokus auf Trendsektoren, Liquidität, Volatilität, Spreads und mehr in Zusammenarbeit mit Marktdatenanbieter Kaiko.
Die letzten 7 Tage auf den Krypto-Märkten:
- Preisbewegungen: Die Token des Solana-Ökosystems haben inmitten mehrerer Rückschläge im Netzwerk unverhältnismässig stark gelitten.
- Orderbuchliquidität: Das über die grössten Börsen aggregierte Altcoin-Volumen ist von einem Höchststand von 71% im letzten Jahr auf nur noch 43% des Gesamtvolumens gefallen.
- Derivate: Das Open Interest hat sich im Juli leicht erholt und die Refinanzierungssätze haben sich wieder auf neutral eingestellt.
- Makro-Trends: Die inverse Korrelation zwischen Bitcoin und USD hat sich im Laufe des Jahres 2022 vertieft, während der Greenback ein 20-Jahres-Hoch erreicht.
Bitcoin erholt sich mässig trotz anhaltendem Fiasko
Die Kryptomärkte haben sich in der vergangenen Woche leicht erholt. Trotz den Behauptungen einer neuen Reihe von Unternehmen, die an der Krise von 3AC beteiligt waren. Sowohl Blockchain.com als auch Deribit gaben bekannt, dass sie Gläubiger des angeschlagenen Hedgefonds sind. Berichten zufolge wurden 60% ihres Kreditbuchs an den Fonds vergeben und Voyager Digital meldete offiziell Konkurs an. Die Celsius-Saga vertiefte sich diese Woche weiter, nachdem ein pseudonymer DeFi-Vermögensverwalter eine Klage einreichte. Er behauptet, der Kreditgeber habe ihn nicht für seine Dienste bezahlt. Ausserdem wird ein extrem schlechtes Risikomanagement und eine fehlende Absicherung von Kundengeldern aufgeführt, welche in risikoreichen DeFi-Protokollen angelegt sind und von einem externen Vermögensverwalter verwaltet werden. Während der Einbruch des Kryptomarktes weiter anhält, konnte Bitcoin (BTC) die Woche über 20'000 USD und Ethereum (ETH) über 1'100 USD schliessen.
Solana-Ökosystem kämpft mit Verlusten
Solana, eine der führenden alternativen Layer-1-Blockchains, hat ein besonders schwieriges Jahr hinter sich. Es wurde durch mehrere Netzwerkunterbrechungen und einer sinkenden Nutzung geprägt. Laut Solscan bewegten sich die täglichen Transaktionen zu Beginn des Jahres um die 80 Millionen; diese Zahl ist auf 35 Mio. gesunken. Dies spiegelte sich in der Preisentwicklung der Token der meisten wichtigen Solana-Protokolle wider. Das Spitzenprotokoll Tulip ist für die Renditenaggregation zuständig und ist um fast 98% gefallen. Währenddessen ist Raydium, laut DeFiLlama der zweitgrösste DEX nach TVL, um fast 95% gefallen.
Dem SOL-Token von Solana erging es ähnlich wie vielen der darauf aufbauenden Protokolle: Serum (DEX), Solend (Kreditvergabe) und Mango (Derivatehandel) sind im Jahresverlauf alle um über 85% gefallen. Erst letzte Woche sah sich das Netzwerk mit weiteren Komplikationen konfrontiert. Ein SOL-Investor reichte eine Klage ein. Nach diesen Behauptungen zufolge ist der Token ein nicht registriertes Wertpapier, von dem nur Insider profitiert hätten.
Altcoins verlieren während des jüngsten Abschwungs Marktanteile
Der volumenmässige Marktanteil der Altcoins, d. h. aller Währungen ausser Bitcoin und Ethereum, ist von einem Höchststand von 71% im April 2021 auf nur noch 43% gesunken. Im gleichen Zeitraum haben ETH und BTC ihren Marktanteil von 13% auf 24% bzw. von 16% auf 33% verdoppelt. Dies spiegelt das typische Bärenmarkt-Narrativ wider. Händler und Anleger wenden sich von spekulativeren Token ab und wenden sich den beiden etablierten Token zuwenden. Die Volumina von BTC und ETH wurden auch durch eine Reihe von Ereignissen gestützt, darunter der Zusammenbruch von Terra und die Probleme von Celsius mit Lido Staked Ether. Kürzlich haben Binance und Binance.US die Handelsgebühren für BTC-Paare abgeschafft; als weltgrösste Börse wird dies wahrscheinlich einen spürbaren Einfluss auf den Marktanteil des Gesamtvolumens haben.
Voyager Digital meldet Konkurs an
Das börsennotierte Unternehmen Voyager Digital ist der jüngste Dominostein in der Kryptokreditkrise und hat letzte Woche Insolvenz nach Kapitel 11 angemeldet. Die Toronto Stock Exchange hat den Handel mit den Aktien des Unternehmens ausgesetzt. Sie sind seit ihrem Höchststand im März 2021 um 99% gefallen. Das Kreditunternehmen und die Maklerfirma gaben der anhaltenden Volatilität als auch dem Krypto-Winter die Schuld an ihren Schwierigkeiten. Es wurde jedoch gemunkelt, dass auch sie dem Hedgefonds Three Arrows Capital 650 Millionen Dollar mit wenig bis gar keinen Sicherheiten geliehen haben. Die Insolvenzanmeldung erfolgte, nachdem der Broker alle Aktivitäten auf der Plattform eingestellt und Alameda Research eine Kreditlinie in Höhe von 500 Millionen Dollar gewährt hatte. Mit dieser Aktion versuchten sie die Liquiditätskrise zu überstehen. Alameda hatte schon 75 Millionen investiert und besass 9% der Voyager-Aktien, welche angesichts des Konkursantrags auch in einer schwierigen Lage zu sein scheinen.
Die Korrelation von Bitcoin mit dem US-Dollar sinkt
Die Korrelation von Bitcoin mit dem US-Dollar ist im vergangenen Jahr gesunken und lag im zweiten Quartal bei durchschnittlich -0.3. Vor einem Jahr lag diese noch bei nahezu null. Dies spiegelt sich auch in der steigenden Korrelation von Bitcoin mit Tech-Aktien wider. Der US-Dollar-Index (DXY) ist in der vergangenen Woche um 1.8% gestiegen, als Folge des durch die Rezessionsängste hervorgerufenen 20-Jahres-Tief des Euros. Dieser macht fast 60% des Index aus. Die EUR/USD-Paarung hat sich der Parität genähert und stellt eine wichtige psychologische Schwelle dar. Bei deren Überschreiten könnte die Volatilität auf dem Markt zunehmen. Insgesamt hat sich der Dollar im vergangenen Jahr besser entwickelt als die meisten anderen Anlageklassen, da er angesichts der weltweiten Risikoscheu von Zuflüssen in sichere Häfen profitierte.