Ein zusammenfassender wöchentlicher Rückblick auf die Geschehnisse an den Kryptomärkten mit Fokus auf Trendsektoren, Liquidität, Volatilität, Spreads und mehr in Zusammenarbeit mit Marktdatenanbieter Kaiko.
Die letzten 7 Tage auf den Krypto-Märkten:
- Preisbewegungen: BTC und ETH rutschten über das Wochenende unter $18k bzw. $1k ab, erholten sich aber über Nacht wieder.
- Orderbuchliquidität: Die ETH-Markttiefe bei FTX bleibt trotz der grossen Celsius-Zuflüsse stabil.
- Derivate: Das Open Interest an BTC und ETH sinkt, da die Märkte die Hebelwirkung verringern.
- Makro-Trends: Die US-Notenbank beschliesst die grösste Leitzinserhöhung seit 28 Jahren.
Bitcoin rutscht unter $18k, niedrigster Stand seit 2020
Letzte Woche erlebten die Kryptomärkte ihre Version einer Kreditkrise, als klar wurde, dass Unternehmen wie Celsius und Three Arrows Capital zu viel Risiko auf sich genommen hatten und infolgedessen zum Verkauf gezwungen wurden. Three Arrows Capital musste Berichten zufolge 400 Mio. USD liquidieren und prüft derzeit Optionen, zu denen auch ein Bailout gehört. Mehrere kleinere Plattformen wie Babel Finance stoppten ebenfalls ihre Abhebungen mit der Begründung eines ungewöhnlichen Liquiditätsdrucks. Die Preise von Bitcoin (BTC) und Ethereum (ETH) fielen über das Wochenende unter die psychologische Grenze von 18'000 bzw. 1'000 USD, bevor sie sich am Montagmorgen wieder leicht erholten. Inmitten der Krisenängste auf den Kryptomärkten erhöhte die US-Notenbank ihren Leitzins um 75 Basispunkte, die grösste Zinserhöhung seit fast 30 Jahren, und löste damit einen breiten Ausverkauf bei Risikoanlagen aus.
Bitcoin verzeichnete 2022 die meisten negativen Renditen an Donnerstagen und Freitagen
Der Preis von Bitcoin und den meisten Altcoins ist seit Jahresbeginn zweistellig gefallen, da die Anleger ihr Risiko aggressiv reduziert haben. Die Renditen von Bitcoin waren an den meisten Wochentagen negativ, wobei jeweils Donnerstag und Freitag die schlechteste Performance zu verzeichnen war. Dies ist besonders interessant, da die meisten makroökonomischen Daten am Ende der Woche veröffentlicht werden, was darauf hindeutet, dass das schwierige makroökonomische Umfeld eine wichtige Triebfeder für die Bitcoin-Kursentwicklung war.
Handelsvolumen sinkt im Jahr 2022
Betrachtet man die Mengen im Vergleich zum letzten Jahr, so ist BTC nach wie vor rückläufig; die Wochentage liegen bei etwa der Hälfte der Werte von 2021. Der grösste Unterschied ist an den Wochenenden zu beobachten, wo das Volumen etwa ein Drittel des Wertes von 2021 beträgt. Diese Muster bestätigen erneut den oben beschriebenen Trend, dass der BTC-Handel immer stärker von makroökonomischen Veröffentlichungen abhängt. Die Händler scheinen weniger bereit zu sein, an den Wochenenden zu handeln, wenn es weniger solcher Katalysatoren gibt.
wBTC-BTC-Volumen erreicht höchsten Stand seit dem Absturz im Mai 2021
Die Volumina für wBTC-Paare, die in nativen Einheiten ausgedrückt werden, stiegen sprunghaft an. Dies da Celsius ankündigte, Abhebungen auszusetzen. So erreichte das wBTC-BTC-Paar am 18. Juni mit fast 4'000 BTC seinen Höhepunkt. Interessanterweise war das wBTC-ETH-Volumen deutlich (mehr als siebenmal) niedriger als während des Crashs im Mai 2021, was darauf hindeutet, dass die Händler eher in BTC oder USD investieren wollten. wBTC-wETH, das auf DEXs gehandelte Paar, hatte mit fast 130k BTC ebenfalls seine beste Woche in der Geschichte.
Open Interest an Bitcoin- und Ethereum-Futures sinkt, da die Märkte die Hebelwirkung verringern
Das Open Interest an Bitcoin- und Ethereum-Futures ist seit dem 12. Juni drastisch gesunken, da die Kassapreise auf den tiefsten Stand seit Jahren gefallen sind. Das hat zu einem Abbau von Fremdkapital und Zwangsliquidationen an den Derivatebörsen geführt. Die Zahl der offenen Kontrakte an den Bitcoin-Märkten sank um 34% auf rund 5 Mrd. USD, während das Open Interest an Ethereum etwas langsamer zurückging (-27%). FTX verzeichnete den dramatischsten Rückgang, was darauf hindeutet, dass die Händler grosse Mengen an Hebelwirkung eingesetzt haben.
Ethereum-Finanzierungsraten drehen ins Negative
Trotz des starken Rückgangs des Open Interest an den meisten Börsen bleiben die Finanzierungsraten für Bitcoin-Perpetual-Futures nahezu neutral, ganz im Gegensatz zu Ethereum, dessen Finanzierungsraten negativ wurden. Der Trend deutet darauf hin, dass Ethereum stärker vom Celsius-Debakel betroffen ist. Der Krypto-Kreditgeber wurde zum Zwangsverkauf seiner Ether gezwungen und hat seine Bestände letzte Woche verkauft.
MicroStrategy gerät unter Druck
Das Unternehmen mit der grössten Bitcoin-Investition - das Business Intelligence-Unternehmen MicroStrategy - wurde in der vergangenen Woche aufgrund zunehmender Befürchtungen von Nachschussforderungen verstärkt unter die Lupe genommen. MicroStrategy hat bereits im August 2020 damit begonnen, Bitcoin in seine Bilanz aufzunehmen und hat die rasante Ausweitung seiner BTC-Bestände mit einem Bitcoin-gesicherten Kredit in Höhe von 200 Mio. Dollar finanziert. Dies hat Spekulationen genährt, dass das Unternehmen gezwungen sein könnte, Sicherheiten hinzuzufügen oder sich einem Margin Call zu stellen. Dies nachdem der BTC-Preis auf den niedrigsten Stand seit 18 Monaten gefallen ist. MicroStrategy hat seit 2020 im Gleichschritt mit Bitcoin gehandelt und stark von der Krypto-Hausse 2020 profitiert. In den letzten anderthalb Jahren konnte sich der Kurs der Aktie jedoch nicht gut halten.
Risiko-Assets stürzen ab, während Zentralbanken weltweit die Geldpolitik verschärfen
Risikoanlagen fielen letzte Woche aufgrund wieder aufkeimender Rezessionsängste, nachdem die Zentralbanken weltweit die Geldpolitik verschärft hatten, um die rekordhohe Inflation einzudämmen. Die Fed hob ihren Leitzins um 75 Basispunkte an, die grösste Erhöhung seit fast drei Jahrzehnten. Dieser Schritt folgt auf mehrere grosse Zinserhöhungen anderer grosser Zentralbanken in diesem Monat. Der Rückgang von Bitcoin hat sich in den letzten zwei Monaten noch verstärkt, was durch den Zusammenbruch von Terra Anfang Mai und die jüngsten Bedenken hinsichtlich der Zahlungsfähigkeit der Krypto-Kreditgeber Celsius und Three Arrows Capital noch verstärkt wurde. Anleihen und Aktien fielen im Gleichschritt, wobei der S&P 500 letzte Woche offiziell in den Bereich eines Bärenmarktes eintrat - definiert als ein Rückgang von 20% oder mehr gegenüber dem jüngsten Höchststand. Im Gegensatz dazu haben die restriktive Haltung der Zentralbanken und die geopolitischen Spannungen die Nachfrage nach Bargeld angekurbelt, und der US-Dollar verzeichnete die beste Performance in diesem Jahr.
Volatilität nimmt zu
Der heftige Marktabschwung der letzten Wochen hat zu einem sprunghaften Anstieg der Volatilität geführt. Die 20D-Volatilität von BTC ist letzte Woche auf den höchsten Stand seit fast einem Jahr gestiegen, nachdem sie Ende Mai leicht zurückgegangen war. Die 180D-Volatilität von Bitcoin befindet sich seit dem Sommer 2021 in einem kontinuierlichen Abwärtstrend. Anfang Juni scheint sie jedoch diesen Trend nach oben zu durchbrechen. Der Anstieg der Volatilität wird wahrscheinlich die Liquidität zusätzlich belasten, da sich Händler und Market Maker in Zeiten der Marktturbulenzen vom Markt fernhalten.