Ein zusammenfassender wöchentlicher Rückblick auf die Geschehnisse an den Kryptomärkten mit Fokus auf Trendsektoren, Liquidität, Volatilität, Spreads und mehr in Zusammenarbeit mit Marktdatenanbieter Kaiko.
Die letzten 7 Tage auf den Krypto-Märkten:
- Preisbewegungen: Privacy-Token haben sich seit Ende Februar besser entwickelt als ETH und BTC.
- Handelsvolumen: Das Handelsvolumen ukrainischer Kryptowährungen ist auf das Niveau vor der Invasion zurückgegangen, nachdem die Zentralbank den Kauf von Kryptowährungen verboten hat.
- Orderbuchliquidität: Trotz der niedrigsten Anzahl von ETH an Börsen seit 2018 ist die Markttiefe stabil geblieben.
- Derivate: Die Finanzierungsraten sind während des bärischen Pullbacks ins Negative gefallen.
- Makro-Trends: Die realen Renditen drehten zum ersten Mal seit März 2020 ins Positive.
Krypto-Trends im Abwärtstrend, während Aktien einen Ausverkauf erleben
Bitcoin (BTC) und Ethereum (ETH) beendeten die vergangene Woche im Minus, während Aktien nach den hawkishen Kommentaren des US-Notenbankchefs Jerome Powell den grössten Einbruch an einem Tag seit 2020 erlitten. Letzte Woche heizten sich die Stablecoin-Kriege auf, nachdem Justin Sun, Gründer von TRON, die Schaffung eines algorithmischen Stablecoins für das Netzwerk namens Decentralized USD (USDD) ankündigte. Er soll den UST-Mechanismus von Terra nachahmen und einen Zinssatz von 30% bieten, welcher mit den 19.5% von Anchor konkurrieren soll. NEAR Protocol wird voraussichtlich ebenfalls einen algorithmischen Stablecoin mit einem Zinssatz von 20% auf den Markt bringen, was die zunehmende Beliebtheit dezentraler Stablecoins zur Förderung der Netzwerknutzung unterstreicht. Schliesslich veröffentlichte Coinbase eine Beta-Version seines NFT-Marktplatzes, der soziale Funktionen betont und es den Nutzern ermöglicht, Einkäufe mit einer Kreditkarte zu tätigen.
Privacy-Coins übertreffen seit Februar viele Erwartungen
Die beiden nach Marktkapitalisierung führenden Privacy-Coins - Monero und Zcash - haben sich nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine Ende Februar schneller erholt als Bitcoin und Ethereum. Russland ist infolge des Einmarsches mit schweren Sanktionen konfrontiert, von denen viele speziell auf Kryptowährungen abzielen. Zuletzt sanktionierte das US-Finanzministerium Bitriver, einen in Russland ansässigen Bitcoin-Miner; Anfang dieses Monats schalteten die USA und Deutschland Hydra aus, eine berüchtigte Schwarzmarktbörse.
Russische Bürger sind zunehmend von den traditionellen Finanzdienstleistungen abgeschnitten. Grosse Börsen wie Binance haben Massnahmen ergriffen, um ihren Zugang zu beschränken. Dies hat zu einem perfekten Sturm geführt, welche den Privacy-Coins Auftrieb geben, obwohl unklar ist, ob sie tatsächlich zur Umgehung von Sanktionen verwendet werden. Monero und Zcash liegen immer noch 50% bzw. 95% unter ihren Allzeithochs.
Layer-2-Token kämpfen, während Layer-1-Token mit ETH mithalten
Layer-2-Token haben sich seit Anfang 2022 schwer getan. Sowohl Ethereum als auch Layer-1-Token haben sich unterdurchschnittlich entwickelt. Wir haben simulierte Körbe von Top-Layer-1-Tokens (SOL, LUNA, ADA, AVAX und BNB) und Layer-2-Tokens (DYDX, LRC, METIS, BOBA und MATIC) seit Anfang des Jahres erstellt. Die Layer 2-Token haben sich schwer getan und sind nach einem besonders schwierigen Februar und März um über 40% gefallen. Mit den Andeutungen des Teams, dass Optimism (viertgrösster L2 nach TVL) einen Token herausgeben wird, ist es möglich, dass das Interesse an L2s wieder aufleben wird. Es gab auch kryptische Nachrichten vom Arbitrum-Team (zweitgrösster L2 nach TVL), dass es einen Token herausgeben wird.
Wichtige Layer-1-Token haben sich im Laufe des Jahres an ETH angenähert, obwohl Ethereum weiterhin an TVL Marktanteilen verloren hat. NEAR Protocol, der siebtgrösste Layer-1-Token nach Marktkapitalisierung, hat sich besser entwickelt als die anderen und ist ungefähr da, wo er zu Beginn des Jahres stand.
Ukrainisches Krypto-Handelsvolumen fällt nach Verbot der Zentralbank auf den niedrigsten Stand seit vor der Invasion
Am vergangenen Donnerstag verbot die ukrainische Zentralbank den Kauf von Kryptowährungen in der Landeswährung, um "unproduktive Kapitalabflüsse aus dem Land zu verhindern". Die Auswirkung auf das Handelsvolumen in Hyrvnia war fast augenblicklich. Das BTC- und USDT-Handelsvolumen auf Binance fiel auf den niedrigsten Stand seit der Zeit vor dem Einmarsch Russlands und sank von umgerechnet etwa 5 Millionen Dollar täglich auf etwa 2 Millionen Dollar an diesem Wochenende. Trotz des Verbots hat sich die Ukraine während des Krieges für Kryptowährungen stark gemacht. Im letzten Monat wurde die Verwendung von Kryptowährungen legalisiert und es wurden mehr als 50 Millionen Dollar an BTC- und ETH-Spenden gesammelt.
Das Handelsvolumen von US Terra zeigt die Nischenverwendung von dezentralisierten Stabelcoins
Letzte Woche wurde US Terra (UST) zum drittgrössten Stablecoin nach Marktkapitalisierung mit rund 18 Milliarden Dollar und verdrängte damit BUSD von Binance (zum Vergleich: die grössten Stablecoins USDT und USDC haben Marktkapitalisierungen von 83 bzw. 50 Milliarden Dollar). Trotz der höheren Marktkapitalisierung ist das tägliche Handelsvolumen von UST an zentralen Börsen deutlich geringer als das von BUSD, welches bei etwa 4 Milliarden Dollar pro Tag liegt, verglichen mit ~ 140 Millionen Dollar.
Dieser Unterschied spricht für die unterschiedlichen Absichten und Konzepte des wachsenden Stablecoin-Bereichs: BUSD wurde von der grössten Börse der Welt, Binance, geschaffen, welche den Stablecoin durch niedrigere Handelsgebühren fördert, wenn die Nutzer mit ihr Transaktionen durchführen. UST wurde als dezentraler, DeFi-nativer Stablecoin auf dem Terra-Protokoll entwickelt.
Ein genauerer Blick auf die Aufschlüsselung der UST-Nutzung zeigt jedoch, dass fast 67% des Angebots im Verleih- und Ausleihprotokoll Anchor hinterlegt sind, in welchem die Nutzer mehr als 19% APY verdienen können. Die Nachhaltigkeit dieses Modells, das Kapitalinfusionen erfordert, um die hohen Renditen aufrechtzuerhalten, wird immer wieder in Frage gestellt. UST mag zwar mittlerweile der drittgrösste Stablecoin sein, sein jüngstes Wachstum wurde jedoch hauptsächlich durch die hohen Renditen von Anchor angetrieben.
BTC- und ETH-Finanzierungsraten sinken ins Negative
Die Bitcoin- und Ethereum-Finanzierungsraten haben sich über das Wochenende wieder neutralisiert, nachdem sie in der vergangenen Woche aufgrund erneuter geldpolitischer Straffungsängste und Sorgen um Chinas Wachstumsaussichten ins Negative gedreht hatten. Wir zeigen die durchschnittlichen BTC- und ETH-Finanzierungsraten an vier Börsen - Binance, Bitmex, Bybit und FTX. Die Finanzierungsraten gelten als Gradmesser für die Marktstimmung. Positive Finanzierungsraten deuten darauf hin, dass mehr Händler Long-Positionen eingehen und eine starke Nachfrage besteht (und umgekehrt). Trotz der Erholung in den letzten Tagen sind die Finanzierungsraten für Bitcoin-Perpetual-Futures in der letzten Woche stärker gefallen als die für Ethereum und erreichten ein Monatstief. Insgesamt befinden sich die Finanzierungsraten für beide Vermögenswerte seit Dezember in einem stetigen Abwärtstrend.
Reale Renditen sind zum ersten Mal seit März 2020 positiv
Die Rendite 10-jähriger inflationsgeschützter Staatsanleihen (TIPS) wird als die reale, inflationsbereinigte, risikofreie Alternative zum Besitz risikoreicher Anlagen angesehen. Wenn die realen Renditen steigen, erhöhen sich die Opportunitätskosten des Haltens risikoreicherer Vermögenswerte, wodurch risikoreichere Investitionen schwieriger zu rechtfertigen sind. Die reale Rendite ist nun zum ersten Mal seit 2020 positiv, was bedeutet, dass das Umfeld für risikoreiche Anlagen so unattraktiv geworden ist wie seit einigen Jahren nicht mehr.
Wenn wir jedoch nicht die TIPS-Rendite, sondern den seit vier Jahrzehnten höchsten Verbraucherpreisindex von 8.5% als Massstab für die realen Renditen heranziehen, ist die reale Rendite mit -5.5% immer noch deutlich negativ. Man könnte argumentieren, dass dies darauf hindeutet, dass es in der realen Welt immer noch viele Anreize gibt, in risikoreiche Vermögenswerte zu investieren, oder dass dies einfach bedeutet, dass die Fed noch mehr Spielraum für Zinserhöhungen hat. Die realen Renditen scheinen jedoch nur kurzfristig zu steigen, da die Fed der Eindämmung der Inflation offenbar Vorrang vor der Anpassung des Wachstums einräumt.