Ein Monatsrückblick über das Geschehen an den Krypto-Märkten angereichert mit institutionellem Research zu den wichtigsten Themen der Branche in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Spezialisten für digitale Assets, 21Shares AG.
Wachsende institutionelle Akzeptanz aufgrund neuer Bitcoin ETF-Anträge in den USA hat den Hype rund um Kryptowährungen erneut entfacht und Bitcoin auf den höchsten Stand seit 2022 getrieben: 31'200 US-Dollar. Im letzten Quartal stiegen Bitcoin und Ethereum um etwa 8% bzw. 5%. Skalierungslösungen hatten es hingegen schwer. Arbitrum verlor 7% und verzeichnete damit die geringsten Verluste im Vergleich zu anderen im zweiten Quartal, wie in Abbildung 1 dargestellt. Im DeFi-Bereich war Lido mit einem TVL-Anstieg von 35% führend. Dieser Anstieg könnte dem Erfolg von Lido bei der Ausführung von verwahrten ETH-Abhebungen zugeschrieben werden.
Erfolgreiche Implementierung des Shapella-Upgrades
Nach langer Wartezeit können Investoren endlich ihre zuvor gesperrten Ether abheben. Seit der Einführung des Ethereum Staking-Vertrags im Dezember 2020 mussten Investoren, die Transaktionen validieren und das Netzwerk sichern wollten, eine unbefristete Sperrfrist für ihre Ether (ETH) in Kauf nehmen. Am 12. April wurde das Shapella-Upgrade lanciert. Es soll den Kreislauf der Staking-Liquidität schliessen, indem es den Anlegern ermöglicht, ihre gesperrten Gelder endlich abzuheben. Obwohl seit dem 26. Juni etwa 73'000 Validatoren das Netzwerk verlassen haben, verzeichnete Ethereum-Staking seit dem 12. April fast 4 Millionen netto neue ETH-Einzahlungen. Dies zeigt, dass die Möglichkeit von Abhebungen das Liquiditätsrisiko für Investoren, insbesondere Institutionen, verringert hat.
Binance sieht sich regulatorischen Hürden gegenüber
Die weltweit grösste Kryptobörse und ihr Gründer stehen vor 13 Anklagepunkten, darunter der Betrieb einer nicht registrierten Börse, die Vermischung von Vermögenswerten und die falsche Darstellung von Handelskontrollen und Aufsicht der Binance.US-Plattform. Während der von der Securities and Exchanges Commission (SEC) eingereichte Rechtsstreit noch auf ein Urteil wartet, sanken die hinterlegten Kundengelder der Börse in diesem Quartal um fast 8%.
Der Verkaufsdruck könnte auch teilweise durch einige weniger angespannte Schwierigkeiten beeinflusst worden sein, denen Binance in Europa gegenübersteht. Die Börse zog sich aus den Niederlanden zurück, nachdem sie keine regulatorische Genehmigung als virtueller Vermögenswertanbieter erhalten hatte. Auch Frankreich untersucht Binance vorläufig wegen mutmasslicher Geldwäsche. Daraufhin regierte der CEO von Binance gelassen und erklärte, dass sie mit den französischen Behörden zusammengearbeitet haben. Mit dem Inkrafttreten des regulatorischen Rahmens Markets in Crypto-Assets (MiCA) zu Beginn des nächsten Jahres hat Binance freiwillig andere europäische Länder wie Österreich und Zypern verlassen, um sich angeblich auf die Einhaltung von MiCA zu konzentrieren.
Tether und MakerDAO stärken ihre Reserven
Am 17. Mai kündigte Tether an, 15% seines monatlichen Nettobetriebsgewinns für den Kauf von BTC zur Diversifizierung seines Reserveüberschusses zu verwenden. Drei Wochen später erreichte die zirkulierende USDT-Menge Tethers ein neues Allzeithoch von 83.3 Milliarden US-Dollar, während Circle's USDC und Binance's BUSD rund 50% bzw. 80% unter ihrem Höchststand im Juni bzw. November 2022 lagen. Zwar trieben Leerverkäufer die Liquidität von USDT in Curves 3Pool auf 285 Millionen US-Dollar, was mehr als 70% des Pools ausmachte. Dies führte dazu, dass der Stablecoin am 15. Juni um 0.3% von seiner Bindung abwich. USDT korrigierte jedoch schnell und brauchte nur sieben Tage, um wieder unter dem 33%-Benchmark des Pools zu liegen, was darauf hindeutet, dass die Aktionen unbegründet waren und USDT der bevorzugte Stablecoin des Marktes bleibt.
Gegen Ende des zweiten Quartals kaufte MakerDAO, die drittgrösste Geldmarktapplikation im DeFi-Bereich, zusätzliche 700 Millionen US-Dollar an Staatsanleihen, um die Reserven für ihren Stablecoin DAI zu stärken. Maker implementierte auch eine sechsmonatige US-Treasury-Strategie, bei der alle zwei Wochen Umschichtungen erfolgen, um den Ertrag zu steigern. Dies passt zu unserer These, dass die Nutzung von Real-World Assets (RWA) zur Erzielung von Erträgen eine bedeutende strukturelle Entwicklung ist, um einen realen inneren Wert zu schaffen. Mit der Erweiterung ihrer RWA-Bestände könnte Maker in den kommenden Quartalen profitabler sein.
Deutsche Bank bewirbt sich als Krypto-Verwahrer
Am 20. Juni hat Deutschlands grösste Bank einen Antrag auf eine digitale Asset-Lizenz gestellt, um als Verwahrungsdienst für Krypto-Assets tätig zu sein und ihr Gebühreneinkommen zu steigern. Das Interesse der Deutschen Bank an Kryptoverwahrung spricht Bände über die Marktchancen, die sie nutzen möchte. Es ist nicht nur eine Anerkennung unserer Billionen-Dollar-Industrie, sondern auch ein Hinweis auf das Marktsentiment. 2022 hat die Bank erstmals ihr Interesse an Kryptoverwahrung signalisiert. Mit diesem wagemutigen Schritt wird es Kleinanlegern, die nicht technisch versiert sind, sich mit Hardware-Wallets nicht auskennen oder den damals angebotenen Krypto-eigenen Lösungen nicht vertrauen, in vielen Aspekten erleichtern. Darunter zählt der Zugriff auf Kryptowährungen und die Assets ebenfalls sicher aufzubewahren.
Zunehmendes Interesse von institutionellen Akteuren an Krypto
Alle Augen richten sich auf Grayscales Klage gegen die Ablehnung ihres Bitcoin Trust-Antrags durch die SEC. Das Unternehmen erwartet im 3. Quartal oder später eine endgültige Entscheidung des Bezirksgerichts DC. Auf der anderen Seite der Welt erlaubt HSBC Hongkong, die grösste Bank in der Sonderverwaltungsregion China, ihren Kunden jetzt den Handel mit Bitcoin- und Ethereum-ETFs. Die neuen Produkte werden an der Börse von Hongkong gelistet. Wir erleben ein beispielloses wachsendes Interesse an dieser Anlageklasse, insbesondere auf institutioneller Ebene. Instiutionelle waren schon immer ein starker Katalysator für jede aufstrebende Technologie, die eine Massenadoption erreichen will.
Mehr regulatorische Klarheit für Krypto
In diesem Quartal gab es auch eine Kehrtwende, insbesondere in Bezug auf die Ansichten des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu Krypto. In seinem aktuellen Bericht über die Anwendungsfälle von Zentralbank-Digitalwährungen (CBDCs) in Lateinamerika und der Karibik stellt der IWF fest, dass ein vollständiges Verbot von Krypto-Assets langfristig unwirksam wäre. Obwohl der Bericht hauptsächlich die Vorteile von CBDCs gegenüber Krypto-Assets betont, ist die positive Wendung, dass Krypto-Assets nicht mehr als gänzlich betrügerisches Geldsystem angesehen werden. In den kommenden Quartalen werden wir Fortschritte in Richtung regulatorischer Klarheit in verschiedenen Regionen beobachten können.
Der Ausschuss für Finanzdienstleistungen des Repräsentantenhauses bereitet zwei Gesetzesentwürfe vor, die mehr Rechtssicherheit für Krypto-Assets, einschliesslich Stablecoins und Kryptobörsen, schaffen sollen. Der Vorsitzende der Federal Reserve, Jerome Powell, äusserte sich bereits mehrfach dazu. Seiner Meinung nach müssen Stablecoins als Zahlungsmittel von Zentralbanken beaufsichtigt werden. Chairman Patrick McHenry widersprach dieser Aussage und sagte, dass der Kongress möglicherweise eine Aufteilung von Aufsicht und Regulierung durch die Fed prüfen und eine grössere Aufsicht und Kontrolle gewinnen müsse. Powell erwähnte auch, dass eine US-amerikanische CBDC eine unrealistische Mission sei. Er fügte zudme hinzu, dass es den Fokus lediglich auf Stablecoins lenkt, die eine spürbare Akzeptanzsteigerung verzeichnen, wie in der untenstehenden Grafik gezeigt.
Dezentralisierte Börsen auf dem Vormarsch
Der Anteil des Handelsvolumens auf dezentralen Börsen im Vergleich zu zentralisierten Börsen erreichte im Mai mit 21.65% einen neuen Höchststand, nachdem er seit dem Zusammenbruch von FTX im November 2022 stetig gestiegen war. Angesichts des aktuellen regulatorischen Klimas in den USA stehen Binance und Coinbase stark unter Druck von der SEC. Zudem steht die Veröffentlichung von Uniswap V4 vor. Infolgedessen bildet sich ein perfektes Klima für dezentrale Börsen, um in den kommenden Quartalen weiter an Bedeutung zu gewinnen.
Kalender für den nächsten Monat
- 5. Juli: Protokoll der FOMC-Sitzung
- 11. Juli: Krypto-Gesetzesvorlage unter der Leitung von Abgeordnetem Patrick McHenry
- 26. Juli: Federal Fund Rate