Die Europäische Union plant, bis 2027 ein umfassendes Verbot anonymer Kryptowährungstransaktionen einzuführen. Dies betrifft insbesondere sogenannte Privacy Coins wie Monero (XMR), Zcash (ZEC) und Dash (DASH).
Privacy Coins verschleiern durch spezielle Technologien Transaktionsdetails. Dadurch sollen diese Kryptowährungen nicht-zurückverfolgbare Transaktionen ermöglichen und so die Privatsphäre der Nutzer schützen. Wie alle Technologien können auch Privacy Coins für kriminelle Geschäfte missbraucht werden. Durch das Verbot möchte die EU Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung bekämpfen.
Regulatorische Massnahmen und Auswirkungen
Die geplanten Regelungen sehen vor, dass Krypto-Dienstleister wie Börsen und Wallet-Anbieter verpflichtet werden, die Identität ihrer Kunden zu verifizieren - selbst bei Transaktionen unter 1’000 Euro. Anonyme Wallets und Transaktionen sollen verboten werden, um die Nachverfolgbarkeit von Transaktionen zu gewährleisten. Zudem ist die Einrichtung einer zentralen Anti-Geldwäsche-Behörde (AMLA) geplant, die die Einhaltung der Vorschriften überwachen soll.
Die Krypto-Community reagiert gespalten auf die neuen Vorschriften. Während einige die Notwendigkeit zur Bekämpfung von Finanzkriminalität anerkennen, sehen andere die Gefahr einer übermässigen Überwachung und Einschränkung der individuellen Freiheiten. Kritiker befürchten, dass diese Massnahmen die finanzielle Privatsphäre der Bürger einschränken und die Innovationskraft der Krypto-Branche in Europa hemmen könnten.
Diese Bedenken sind nicht ganz unberechtigt. Bis zum Ende des Jahres möchte die Europäische Union ihre digitale Zentralbankwährung (Central Bank Digital Currency, CBDC) weiter vorantreiben. Eine solche staatliche Digitalwährung würde die vollständige Überwachung aller Finanztransaktionen ermöglichen. Kombiniert mit einem Verbot der Privacy Coins und der schleichenden Abschaffung des Bargelds bahnt sich eine düstere Zukunft an.
Anpassungen durch Krypto-Börsen
Einige Krypto-Börsen haben bereits auf die geplanten Regelungen reagiert. Binance kündigte zunächst an, Privacy Coins in mehreren europäischen Ländern zu delisten, revidierte jedoch später diese Entscheidung nach Rückmeldungen aus der Community und Anpassungen zur Einhaltung der EU-Vorschriften.
Ein zusätzlicher Aspekt, der in der aktuellen Debatte zunehmend Aufmerksamkeit erhält, ist die Frage nach der technologischen Neutralität und dem potenziellen „Chilling Effect“ auf Open-Source-Entwicklungen. Kritiker warnen davor, dass ein pauschales Verbot von Privacy Coins nicht nur Nutzer kriminalisieren könnte, sondern auch Entwickler, die lediglich an Datenschutztechnologien arbeiten.
Dies könnte dazu führen, dass sich Entwickler aus dem EU-Raum zurückziehen oder ihre Projekte in andere, regulierungsfreundlichere Regionen verlagern - mit potenziellen Nachteilen für die technologische Souveränität Europas. Auch der Zugang zu finanzieller Privatsphäre, etwa in repressiven Regimen oder für Journalisten und Dissidenten, könnte durch diese Regulierung unnötig erschwert werden.