Was hat sich diese Woche rund um Blockchain und Krypto-Währungen getan? Die relevantesten lokalen und internationalen Geschehnisse sowie ansprechende Hintergrundberichte pointiert und kompakt im Wochenrückblick.
Auch diese Woche sorgt ein aufflammendes institutionelles Interesse an der Kryptowährung Bitcoin für Schlagzeilen. Das erste Unternehmen, welches Bitcoin auf grosser Skala in ihre Treasury-Strategie aufnahm, war die Business-Intelligence-Firma MicroStrategy. Vor wernigen Monaten investierte das Unternehmen 250 Millionen Dollar ihrer liquiden Mittel in die Kryptowährung. Laut CEO Michael J. Salor wurden viele Vermögenswerte in Erwägung gezogen, allerdings sah man in Bitcoin die vielversprechendste langfristige Investition. Diese Überzeugung unterstrich die Firma diese Woche eindrucksvoll, indem sie Senior Convertible Notes im Umfang von $550 Mio. – mit dem alleinigen Zweck zum Erwerb weiterer Bitcoins emittierte. Die aktive Einbindung von Kryptowährungen in das institutionelle Treasury Management ist neu und dürfte Nachahmer anziehen. Die aggressive Strategie der an der Nasdaq kotierten Business Intelligence Firma ist allerdings einzigartig. Auf eine Börsenkapitalisierung von rund 2.7 Mrd USD wird ein Bitcoin Investment von über 1 Mrd. Dollar angestrebt. Analysten der Citibank reagierten prompt auf den neuesten Coup von Saylor. Wegen seines „unverhältnismäßigen“ Schwerpunktes auf Bitcoin, stuften sie die Aktien des Unternehmens von halten auf verkaufen herunter.
Mit Microstrategy und Square fielen hauptsächlich Firmen, die mit ihren Geschäftsfeldern einen direkten Bezug zur Digitalisierung aufweisen, in puncto Bitcoin Investitionen auf. Vor zwei Monaten gründete Stone Ridge Asset Management, einer der weltgrössten Vermögensverwalter, eine Tochterfirma zur Verwahrung von digitalen Vermögenswerten mit dem Namen New York Digital Investment Group (NYDIG). Der gewichtige US-Lebensversicherer Massachusetts Mutual Life Insurance Company (MassMutual), erwirbt nun eine Minderheitsbeteiligung an NYDIG und tätigt gleichzeitig eine Bitcoin-Investition über $100 Millionen für ihren Investmentfonds. Damit gesellt sich einer der grössten US-Lebensversicherer zu den institutionellen Bitcoin Investoren dazu. Eine interessante Entwicklung.
Auch in der "Crypto Nation" Schweiz, dem Heimatland des Crypto Valley, erlebt das Blockchainökosystem eine beachtliche Erweiterung der Dienstleistungen rund um digitale Assets. Diese Woche beteiligte sich die Schweizer Börse SIX an einem Joint Venture von Swisscom und der Schweizer "Krypto-Bank" Sygnum. Das Joint Venture mit dem Namen Custodigit soll institutionellen Marktteilnehmern einen einfachen Zugang zu digitalen Vermögenswerten gewähren. Sofern die Schweizer Finanzmarktaufsichtsbehörde (FINMA) das Projekt genehmigt, werden erste Dienstleistungen Anfang 2021 lanciert und im weiteren Jahresverlauf ausgebaut.
Auch wenn jeweils hauptsächlich Kryptowährungen und deren Preisbewegungen im Vordergrund stehen, bietet die Blockchain-Technologie vielschichtige und weitgehende Möglichkeiten. Insbesondere im traditionellen Finanzsektor sind dank der Technologie einfachere und effizientere Prozesse möglich. Eine Variante stellt dabei die Tokenisierung dar. Dabei spricht man generell von der Repräsentation eines Vermögenswertes auf der Blockchain. Besonders für illiquide Vermögenswerte wie Immobilien, Private Equity, Kunst oder Rohstoffe kann die Tokenisierung neue Welten öffnen. Dank ihrer Teilbarkeit, globalen Übertragbarkeit und tiefen Transaktionskosten von Token, bekommen auch kleinere Privatanleger Zugang zu „Non-Bankable Assets“. Die Spezialistin für digitale Vermögenswerte, Sygnum Bank, kündigte letzte Woche an, eine Plattform für die Emission und den Handel mit Token zu lancieren. Auch Ralph Hamers, der neue Geschäftsführer der UBS Group AG, äusserte sich zum Thema. Er sieht in der Technologie "nahezu unbegrenztes Potenzial" und meint, wir hätten noch nicht einmal "an der Oberfläche dessen gekratzt, wozu sie fähig ist".
Ausserdem: Regulatorische Vorgaben im Umgang mit den neuen digitalen Vermögenswerten sind der Grundstein für eine breite Adoption und runden den aktuellen Wochenrückblick ab. Kryptowährungen wie Bitcoin erfuhren besonders in den letzten zwei Jahren in verschiedentlichen Jurisdiktionen eine erste Rechtssicherheit. Beispielsweise dürfen deutsche und amerikanische Banken mittlerweile für ihre Kunden digitale Werte verwahren und handeln. Auch die Einbindung von Kryptowährungen in die Dienstleistungen von grossen Zahlungsanbietern wie Paypal zeigt, Auch die Einbindung von Kryptowährungen in die Dienstleistungen von grossen Zahlungsanbietern wie Paypal zeigt, dass die dazu nötigen rechtlichen Grundlagen geschaffen wurden. Mit der Anerkennung als digitaler Vermögenswert und legitimes Zahlungsmittel, wird ein potenzielles "Bitcoin Verbot" immer unwahrscheinlicher. Diese Sprache spricht auch ein Statement, welches aus dem Umfeld des Treffens der G7 Finanzminister zusammen mit den Leitern des Internationalen Währungsfonds (IWF), des Financial Stability Board (FSB) und der Weltbank verfasst wurde. Darin wird in erster Linie eine einheitliche Regulierung von Kryptowährungen gefordert. Kritischer werden dabei privat ausgegebene Stablecoins beleuchtet. Vor wenigen Wochen meldete sich auch Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) zu Wort. Sie sieht in Kryptowährungen wie Bitcoin keine Gefahr für die geldpolitische Stabilität und Souveränität der EU. Lagarde betonte, dass private Stablecoins die üblicherweise an eine Fiat-Währung gekoppelt sind, als Bedrohung für die finanzielle Stabilität wahrgenommen werden. Demzufolge wird die Einführung einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC) priorisiert.
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Redaktion CVJ.CH
Selektierte Artikel im Wochenrückblick:
Die Business Intelligence Firma MicroStrategy weitet ihre Bitcoin-Strategie aus. Sie emittiert Senior Convertible Notes im Umfang von $550 Mio., mit dem alleinigen Zweck mehr Bitcoins zu erwerben.
https://cvj.ch/aktuell/news/microstrategy-emittiert-wandelanleihe-ueber-550-mio-um-bitcoin-zu-kaufen/
Als erste bedeutende Versicherungsgesellschaft investiert MassMutual $100 Mio. in Bitcoin und beteiligt sich ausserdem an einem Spezialisten für die Verwahrung von digitalen Vermögenswerten.
Versicherungs-Gigant MassMutual investiert $100 Mio. in Bitcoin
Die Schweizer Börse SIX beteiligt sich an einem Joint Venture von Swisscom und Sygnum, um institutionellen Anlegern Zugang zu digitalen Vermögenswerten zu bieten.
Die Tokenisierung öffnet neue Welten. Dies anerkennt auch Ralph Hamers, der jüngste CEO der UBS Group, welcher von "nahezu unbegrenztem Potenzial" der Technologie spricht.
UBS CEO Ralph Hamers erkennt grosses Potenzial in Tokenisierung & Digitalen Assets
Kryptowährungen wie Bitcoin werden dank zusehender Regulierung nicht als Bedrohung wahrgenommen. Das demonstriert auch ein Statement der Finanzminister der G7 Staaten. In den Fokus der Währungshüter rücken allerdings zunehmend privat ausgegebene Stablecoins.
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