Was hat sich diese Woche rund um Blockchain und Krypto-Währungen getan? Die relevantesten lokalen und internationalen Geschehnisse sowie ansprechende Hintergrundberichte pointiert und kompakt im Wochenrückblick.
Letzte Woche hielt die geschäftsführende Direktorin des IWF in Washington, DC, Kristalina Georgiewa, eine Rede mit dem Titel „A New Bretton Woods Moment“. Georgiewa sagt, dass Regierungen zusammenarbeiten müssen, um die Weltwirtschaft wieder zu stärken, nachdem sie dieses Jahr stark unter der Pandemie litt. Dabei beruft sie sich auf das Bretton-Woods-System von 1944. Das Bretton-Woods-System war eine historische Veränderung im Weltwirtschaftssystem. Kurz nach dem zweiten Weltkrieg wurden zentralisierte Regeln für die Währungsführung zwischen Australien, Japan, den Vereinigten Staaten, Kanada und einer Reihe westeuropäischer Länder festgelegt. Dazu wurden Instanzen geschaffen wie der Internationaler Währungsfonds (IMF, IWF) oder die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD). Während Letztere die Aufgabe hatte, den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg zu beschleunigen und die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern, sollte der IWF zukünftig die Stabilität der Wechselkurse und Finanzströme unterstützen. Der erneute Aufruf Georgiewas für einen erweiterten Bretton Woods Moment haben Befürworter einer freien Marktwirtschaft besorgt. Nebst einer Beschleunigung der Geldentwertung wird auch ein zunehmender Verlust an monetärer Souveränität befürchtet. Zukünftige Möglichkeiten der Zentralbanken, über CBDCs direkt Geld zu schaffen und zu verteilen, liessen nicht nur Stabilitätsfragen offen, sondern zusätzliche Fragen zum Schutz der Privatsphäre. Auch wurde argumentiert, dass der Zusammenhang zur Corona-Pandemie nicht ganz schlüssig sei.
Als digitales Zahlungsmittel sind Kryptowährungen zwar vereinzelt einsetzbar, es fehlt aber an Anwendungen für die breite Masse. Neben regulatorischer Hürden wurde die allgemeine Einführung der digitalen Währungen traditionell durch ihren begrenzten Nutzen als Tauschmittel aufgrund der Volatilität, der Kosten und der Schnelligkeit der Transaktionen behindert. Diesem Manko wirkt nun Paypal entgegen. Zwar ist die Lösung Online-Bezahldienstes eine Hybridlösung; bei einem Kauf mittels Kryptowährung findet ein Umtausch in FIAT statt, trotzdem ist die Erweiterung einer Krypto-Zahlungsmöglichkeit auf 26 Millionen Händler ein grosser Wurf. 300 Millionen Verbraucher im PayPal-Netzwerk wird so zukünftig ein Zugang zu Kryptowährungen ermöglicht. Vorerst wird Paypal seinen US-Kunden die Möglichkeit bieten, verschiedene Kryptowährungen zu kaufen, zu halten, zu verkaufen und zu nutzen. Neben Bitcoin werden Ethereum, Bitcoin Cash und Litecoin unterstützt. Die Akzeptanz von Kryptowährungen durch PayPal wird eine breite Adaption wesentlich vorantreiben. Auch aus regulatorischer Sicht ist die Ankündigung beachtlich und stellt ein weiterer Schritt in Richtung Verschmelzung der dezentralen und der digitalen Finanzdienstleistungs-branche dar. Insbesondere in den USA ist das regulatorische Umfeld bezüglich des Angebots an Handel und Dienstleistungen mit digitalen Werten nicht einheitlich geregelt. Die zukünftige Möglichkeit für US-Verbraucher, über eine weitverbreitete Zahlungsapplikation einen einfachen Zugang zu Kryptowährungen zu erhalten, ist neben der im Juli überraschenden Ankündigung einer landesweiten Zulassung für US ansässige Banken Verwahrungsdienste für Krypto-Währungen anzubieten, ein gewichtiger Schritt in Richtung Anerkennung von Kryptowährungen als Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel.
Die Integration von digitalen Vermögenswerten in das traditionelle Bankwesen ist auch in der Schweiz zu beobachten. Die Privatbank Maerki Baumann & Co. AG und die Transaktionsbank InCore Bank AG gehören zu den Vorreitern einer neuen Banking-Ära. Im vergangenen Frühjahr haben die beiden Banken die Bewilligung der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA) für den Handel, die Verwahrung, den Transfer sowie die Schaffung von digitalen Vermögenswerten erhalten. In einem Interview mit den CEOs Dr. Stephan A. Zwahlen und Mark Dambacher wird auf die Verschmelzung der neuen und alten Finanzwelt eingegangen.
Wie wichtig eine klare Regulierung und die Einhaltung derer Vorgaben ist, wird im Fall der Börse OKEx wiedergegeben. Nach dem Bitmex Fall, ist mit der Verhaftung eines Gründers der Börse OKEx, eine weiterer Handelsplatz in den Fokus der Justiz geraten. Die in Malta ansässige Börse ist ein Schwergewicht in der Bitcoin-Börsen-Landschaft und zählt mit Huobi und Binance zu den weltweit grössten Krypto-Handelsplätzen. Die Verhaftung führte zu einer temporären Sperre der Abhebungen und trennte Zehntausende Nutzer von ihren an der Börse verwahrten Kryptowerten.
Ausserdem: Im Luxushotel Dolder Grand oberhalb von Zürich steht neuerdings ein Krypto-Bankomat. Bereits seit einiger Zeit können im Hotel Übernachtungen, Essen, Getränke sowie Spa-Treatments mit Bitcoin bezahlt werden. Ab sofort können mit dem neun Krypto-ATM auch Kryptowährungen vor Ort gekauft und verkauft werden.
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Redaktion CVJ.CH
Selektierte Artikel im Wochenrückblick:
Die letztwöchige Bretton Woods Rede der geschäftsführenden Direktorin des Internationalen Währungsfonds löste unter Kritikern einige Bedenken aus. Befürchtet wird nebst einer Beschleunigung der Geldentwertung auch ein zunehmender Verlust an monetärer Souveränität.
https://cvj.ch/fokus/hintergrund/bretton-woods-moment-zur-rettung-der-wirtschaft/
Als Zahlungsmittel haben sich Kryptowährungen bis anhin nicht durchgesetzt. Diesem Manko wirkt PayPal entgegen.
Paypal – Ein bedeutender Schritt für eine breitere Krypto-Adaption
Sie gehören zu den Vorreitern einer Banking-Ära mit digitalen Vermögenswerten. Im Interview erklären die CEOs der Bankhäuser Maerki Baumann und InCore BankAG warum der neue Bereich so wichtig ist und was sie sich davon erhoffen.
Vereinigung der alten und neuen Finanzwelt: Interview mit Dr. Stephan A. Zwahlen und Mark Dambacher
OKEx, eine der weltweit grössten Krypto-Börsen, hat aufgrund einer Verhaftung ihres Gründers, alle Abhebungen von Kryptowährungen für den Moment pausiert.
Gäste des Dolder Grand in Zürich können schon länger mit Bitcoin bezahlen. Ab sofort können sie am Krypto-Bankomaten im Hotel auch Kryptowährungen beziehen und verkaufen.
Luxushotel Dolder Grand führt neu einen Bankomaten für Kryptowährungen