Die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs mit Hauptsitz in New York, nannte diese Woche in einer Präsentation fünf Gründe, warum Bitcoin "weder eine Anlageklasse" noch "eine geeignete Investition" ist.
Das Finanzinstitut hatte anlässlich einer Telefonkonferenz mit dem Titel "US Economic Outlook & Implications of Current Policies for Inflation, Gold, and Bitcoin" einen Bericht verfasst. Dabei stellt sich Goldman kritisch gegebüber der Krypto-Währung.
Fünf Hauptgründe für negative Einschätzung
Das Bankhaus sieht Bitcoin demnach weder auf strategischer, noch auf taktischer Basis geeignet für Investmentportfolios und führt dabei fünf Hauptargumente auf:
- Bitcoin erzeugt keinen Cashflow wie Anleihen.
- Bitcoin erwirtschaftet keine Erträge durch die Teilnahme am globalen Wirtschaftswachstum.
- Bitcoin bietet angesichts seiner unbeständigen Korrelationen keine konsistenten Diversifikationsvorteile.
- Angesichts einer historischen Volatilität von 76 % dämpft Bitcoin die Volatilität im Gesamtportfoliokontext nicht.
(Goldman weist dabei auf den 12. März hin, als Bitcoin an einem einzigen Tag um 37 % fiel) - Bitcoin besitzt keinen nachweislichen Schutz gegen Inflation
Die Bank führt dazu aus, sie halte einen Vermögenswert, "dessen Wertzuwachs in erster Linie davon abhängt, ob jemand anderes bereit ist, einen höheren Preis dafür zu zahlen", nicht für eine geeignete Investition. Dabei zieht das Haus sogar einen Vergleich zwischen Bitcoin und der Tulpenmanie, die in den Niederlanden im 16. Jahrhundert ausgebrochen ist. Diese gilt bis heute als eine der berüchtigtsten Spekulationsblasen aller Zeiten.
Hohe Volatilität von Bitcoin als zusätzliches K.O.-Kriterium
Die Volatilität der Krypto-Währung könnte sich zwar für impulsorientierte Händler eignen, wird aber für Kunden der Bank nicht in Betracht gezogen. Hedgefonds könnten die digitalen Token aufgrund dieser Eigenschaft möglicherweise attraktiv finden, dies allein sei jedoch kein tragfähiges Investitionsargument, so Goldman Sachs weiter. Bitcoin hatte in diesem Jahr um fast 30 Prozent zugelegt, liegt allerdings noch immer über 50 Prozent unter dem 2017 erreichten Rekordhoch.
Bitcoin Investoren führen häufig an, dass das limitierte Angebot von 21 Millionen Coins ein Katalysator für einen Preisanstieg wäre. Goldman Sachs sieht in Bitcoin hingegen keine knappe Ressource, da beispielsweise eine der grössten Krypto-Währungen (Bitcoin Cash) durch einen Fork entstanden sei. Auch Vorkommnisse von illegalen Aktivitäten wie Geldwäsche mit Bitcoin wurden von Goldman als negative Argumente aufgeführt.
Etliche Reaktionen auf den Goldman Sachs Report
Vor Veröffentlichung des besagten Berichts vermuteten viele Krypto-Enthusiasten, dass die Bank Positiveres über die digitalen Token äussern könnte. Diese Erwartung wurde allerdings enttäuscht. Das Echo auf Goldmans Meinung kam postwendend. Auf Twitter waren viele Reaktionen zu verzeichnen. Die Mehrzahl davon zeigten sich kritisch gegenüber den angeführten Punkten. Einige wiesen darauf hin, Goldman-Strategen hätten in der Vergangenheit schon oft fehlerhafte Prognosen abgegeben. Andere sagten, die Banken an der Wall Street seien zu langsam, um dem Trend zu folgen.
Goldmans Nichtanerkennung von Bitcoin als Assetklasse, wurde die Klassifizierung als Rohstoff durch die Aufsichtsbehörde CFTC entgegengehalten, welche bereits im Jahr 2015 erfolgte. Auch das Thema der Geldwäsche wurde aufgegriffen. So wurde unter anderem angedeutet, dass Goldman aufgrund erfolgter Skandale wie 1MDB, möglicherweise nicht in der besten Position ist, um die Rolle von Bitcoin bezüglich Geldwäsche zu beanstanden.
Der Bericht bedeutet nicht, dass die Bank in allen Bereichen gegen die Anlageklasse ist. Banken sind Unternehmen mit oft großen Organisationsstrukturen und verschiedenen Geschäftszweigen. Dabei kann es zu scheinbar widersprüchlichen Perspektiven kommen. So beschäftigt sich Goldman bereits seit 2017 mit Bitcoin, insbesondere mit dem Handel der Krypto-Währung. Tatsächlich hat das Haus 2018 eine bedeutende Investition in ein prosperierendes "Over-The-Counter" Bitcoin-Brokerage-Geschäft getätigt, welches Dienstleistungen für institutionelle Kunden anbietet.