Seit 2019 gibt es die Möglichkeit einzigartige, nicht-fungible Token (NFTs) auf Ethereum zu kreieren. Das Erstellen von Einzelstücken und limitierten Serien hat sich mit der Zeit stark vereinfacht. Dies führte zu einem unaufhaltsamen Trend in der digitalen Kunstbranche. Doch was sind NFTs?
Obwohl das ursprüngliche Konzept für nicht-fungible Token (NFTs) auf das Jahr 2015 zurückgeht, war es nicht vor 2017, als die ersten Projekte auf der Ethereum-Blockchain auftauchten. In den nächsten zwei Jahren wurden weitere NFT-Standards entwickelt und genutzt. Mit diesen erweiterten Token-Standards wurde es möglich, den Token individuelle Metadaten zuzuordnen. Dies ermöglichte diverse neue Anwendungen, nicht nur für digitale Kunstwerke.
NFTs sind grundsätzlich nicht teilbar
Einer der Hauptunterschiede zwischen fungiblen Kryptowährungen und nicht-fungiblen Token ist, dass jeder NFT vollständig und nicht teilbar ist. Der spezifische NFT ist nicht ersetzbar, kann aber direkt durch eine Transaktion übertragen werden. Der Halter hat Anspruch auf den hinterlegten Vermögenswert, die Identität, das Recht und/oder den damit verbundenen Nutzen.
Nicht-fungible Token können für unzählige Zwecke eingesetzt werden. Wie bei den ICO ist nicht alles Gold was glänzt. Das Festschreiben der Rechte im Smart Contract ist so permanent wie die darunterliegende Blockchain. Je nach Art des NFTs ist der Ort der Metadaten-Speicherung wichtig für die Beständigkeit des Werkes oder des Objekts.
Der einzigartige (nummerierte) Token kann als Login, Gutschein oder Ticket Verwendung finden. Er ermöglicht aber auch lebendige Kunstwerke, digitale Provenienz und, wenn gewünscht, eine ewige Verbindung zwischen Künstler und Besitzer der Kunst. Um sicherzustellen, dass die Schöpfer angemessen gewürdigt werden, können die Token so programiert werden, dass sie bei jedem Verkauf Wertanteile an den Urheber zurückgeben.
Antrieb für die nächste Generation des Handels
Die NFT-Szene kann auf die hart erarbeiteten Errungenschaften ihrer Krypto-Vorgänger bauen und die nächste Generation des dezentralen Handels vorantreiben. Durch die Verwendung von NFTs zur Eliminierung von E-Commerce-Zwischenhändlern wird eine neue Ära des Peer-to-Peer-Handels geschaffen. Diese revolutionäre Innovation gibt die Macht zurück in die Hände der Verbraucher.
Der dezentrale Handel ermöglicht Einzelhändlern und Nischen-Unternehmen, inmitten der zunehmenden Dominanz der E-Commerce-Giganten wieder Fuss zu fassen. Zugleich wird der Handel demokratisiert und de-monopolisiert, wenn die Konsumenten mitziehen.
Der Einstieg in das dezentrale Web3 ist nur eine Wallet-Generation entfernt. Diverse Smartphone-Apps und webbasierte dApps ermöglichen den raschen Zugang. Kreative Menschen verwirklichen Träume, schaffen Kunst oder finden in limitierten digitalen Assets einen erweiterten Absatzkanal.
Verschiedene NFT-Segmente
Minting-Plattformen ermöglichen es Benutzern, auf einfache Weise ein digitales Sammlerstück zu erstellen. Für einfache Werke sind meist keine Programmierkenntnisse erforderlich. Die Nutzung der Plattform wird dabei oft belohnt, was zum Beispiel bei Rarible interessant umgesetzt wurde. Die digitalen Sammlerstücke werden mit Yield Farming / Liquidity Mining kombiniert. Die Benutzer werden für die Nutzung der Plattform mit Governance Token belohnt und quasi am Erfolg des Projekts beteiligt.
Die vielfältigen Möglichkeiten der digitalen Einzelstücke können in grobe Segmente unterteilt werden.
Kunst
Der Token kann als digitales Kunstwerk fungieren oder sich direkt auf eine Kunstform beziehen, unabhängig davon, ob sie manuell oder generativ erschaffen wurden. Die Leichtigkeit der Vervielfältigung machte es traditionell fast unmöglich, dem digitalen Medium Herkunft und Wert zuzuordnen. Die Einführung von Non-fungible Token (NFTs) und der Blockchain-Technologie hat es Sammlern und Künstlern gleichermassen ermöglicht, den rechtmässigen Besitzer und die Authentizität digitaler Kunstwerke zu verifizieren.
Christie's war das erste grosse Auktionshaus, welches ein rein digitales Werk mit einem einzigartigen NFT versteigert hat. Damit anerkennen sie NFTs als Garantie für Authentizität. Für das Kunstwerk wird die Kryptowährung Ether (ETH) als Zahlungsmittel akzeptiert.
Tokenisierung realer Werte
Ebenso kann der Besitz von realer Kunst tokenisiert werden. Die Besitzer solcher Token teilen sich das Recht am Wert des Objekts. Bei einer Wertsteigerung, durch Verkauf oder Schätzung, wird der Wert der Token entsprechend zunehmen. Durch Tokenisierung und das Teileigentum können die Nachteile illiquider Vermögenswerte überwunden werden und sich an einer höheren Liquidität erfreuen. Ein praxisorientiertes Beispiel bietet ein bolivianisches Rinderfarmprojekt. Mit dem sogenannten Finka-Token erlangt ein Investor eine Beteiligung an der Produktion und dessen Ertrag.
Sammlerstücke
Haben Sie jemals Turnschuhe oder Schallplatten in limitierter Auflage gekauft? Oder mussten Sie das begehrte Stück danach vom Zwischenhändlern zum Zehnfachen des Ausgabepreises abkaufen? Diese Zwischenhändler eroberten den Markt, nicht die Schöpfer. Der Preis steigt, weil das Angebot begrenzt, die Nachfrage aber riesig ist. Der Gewinn fliesst in die Taschen der Zwischenhändler, während die Schöpfer nur zuschauen können.
Mit NFTs kann dieser Markt vom Urheber aufgebaut werden und der Zwischenhändler entfällt. Über einen Smart Contract kann der Künstler oder Produzent bei jedem weiteren Verkauf einen Anteil vom Verkaufspreis einheimsen. Mit solchen, im Smart Contract festgeschriebenen Regeln, kann der Schöpfer am weiteren Erfolg seiner Werke beteiligt werden.
Loyalität & Werbung
NFTs können Treue- und Werbeprogramme grundlegend verändern, indem sie den Kunden einzigartige und personalisierte Erlebnisse bieten. Durch die Schaffung von NFTs, die Treuepunkte oder Belohnungen darstellen, können Unternehmen Anreize für Kunden schaffen, an ihren Programmen teilzunehmen und sich mit ihrer Marke auf sinnvollere Weise zu beschäftigen. Darüber hinaus können NFTs als eine Form der Werbung genutzt werden, indem NFTs in limitierter Auflage erstellt werden, die Markenkooperationen oder exklusive Inhalte enthalten. Diese Möglichkeiten nutzen bereits die grössten Markennamen der Welt.
Spiele
NFTs haben auch ein erhebliches Potenzial in der Spieleindustrie, da sie es den Spielern ermöglichen, Vermögenswerte im Spiel auf sichere und transparente Weise zu besitzen und zu handeln. Dies schafft neue Möglichkeiten für Spieleentwickler und Spieler, ihr Spielerlebnis zu monetarisieren und eine robustere Wirtschaft innerhalb des Spiels zu etablieren. Darüber hinaus können NFTs verwendet werden, um das Spielerlebnis zu verbessern, indem sie einzigartige und personalisierte Belohnungen für Erfolge oder Meilensteine bieten. So können Spieler beispielsweise NFTs verdienen, die ihren Fortschritt im Spiel repräsentieren, oder seltene NFTs freischalten, wenn sie anspruchsvolle Aufgaben erfüllen.
NFTs ermöglichen auch eine spielübergreifende Interoperabilität, d.h. Spieler können ihre NFTs in mehreren Spielen verwenden oder sie auf externen Marktplätzen handeln. Dies eröffnet den Nutzern eine neue Möglichkeit, sich mit den Spielen zu beschäftigen, die sie lieben, und schafft gleichzeitig eine neue Einnahmequelle für die Entwickler.
Metaverse
Metaversen sind parallele, digitale Universen, die dem Benutzer eine Reihe einzigartiger Erfahrungen bieten. Diese virtuellen Welten sind über einen Computer, ein Virtual-Reality-Headset oder sogar ein Smartphone zugänglich. Vergleichbar mit den Erfahrungen, welche die virtuelle Welt "Second Life" bietet oder der Film "Ready Player One" vermittelte.
Metaversen, insbesondere Cryptovoxels und The Sandbox, bieten dem Markt eine Vielzahl von unterstützten Assets (NFT) an. Darunter Namen, Wearables und verschiedene Objekte, welche in Form von Ethereum-Token in Umlauf gebracht werden. Die meisten Metaversen haben ihren Vorverkauf beendet und die Grundstücke stehen nun nur noch auf dem Sekundärmarkt zum Verkauf. Die etablierteren Metaversen können sich deshalb auf den Aufbau ihrer Welten und In-Game Erfahrungen konzentrieren.
Sport & Fan-Token
Sportprojekte befinden sich in der ungewöhnlichen Lage, dass sie um Assets herum gebaut werden. Sie stellen Persönlichkeiten aus der Welt des Sports dar, meist in Verbindung mit den realen Spielern. Mit den Teams aus Formel 1, Fussballvereinen, Basketballmannschaften und so weiter lassen sich interessante Modelle umsetzen. Damit erweitert sich die Verbindung zwischen Fan, Verein und Spieler/Fahrer.
.@TyHaliburton22 is a believer in NBA Top Shot 💯 pic.twitter.com/dZqhHHqM1O
— NBA Top Shot (@NBATopShot) March 8, 2021
Ein Projekt versucht zum Beispiel, Fussballbilder mit der Blockchain-Technologie zusammenführen. Seit der Einführung im Mai 2020 konnte die Plattform ein stetiges Wachstum verzeichnen. Sie erwerben bei den Fussballclubs die Bildrechte für die Spieler und verkaufen die „Blockchain-Karte“ via nicht-fungiblen Token (NFTs) anschliessend per Online-Auktion. Das Wachstum der gehandelten Bilder auf der Blockchain kommt durch eine wachsende Community und neuen Clublizenzen zustande.
Musik
NFTs ermöglichen es Künstlern, ihre Arbeit zu monetarisieren und mit ihren Fans auf neue und innovative Art und Weise in Kontakt zu treten. Durch die Schaffung von NFTs, die digitale Werte wie Musik, Kunstwerke oder Merchandise repräsentieren, können Künstler ihren Fans ein einzigartiges und personalisiertes Erlebnis bieten und gleichzeitig eine neue Einnahmequelle schaffen.
NFTs bieten Künstlern ausserdem eine sichere und transparente Möglichkeit, die Eigentumsrechte an ihren Werken nachzuweisen und deren Wert im Laufe der Zeit zu verfolgen, so dass sie mehr Kontrolle über ihr kreatives Schaffen behalten können. Darüber hinaus können NFTs dazu verwendet werden, limitierte Erlebnisse zu schaffen, wie z.B. exklusiven Zugang zu Konzerten, Meet-and-Greets oder anderen besonderen Veranstaltungen.
Nutzen (Utility)
Utility-Token können digitale Gutscheine sein, welche den Zugang zu einem Produkt oder einer Dienstleistung darstellen. Oder der Besitzer erhält spezielle Angebote, auf welche ohne NFT überhaupt nicht zugegriffen werden könnte. Utility-Token-Inhaber halten in keiner Form Eigentum am Unternehmen dahinter. Stattdessen hängt ihr Wert von der Nachfrage nach dem Produkt oder der Dienstleistung ab, welche sie repräsentieren.
Der Nutzen eines Token kann in dezentralen autonomen Organisationen (DAOs) auch zur Steuerung des Unternehmens verwendet werden. Jeder Token stellt dann eine Stimme in der virtuellen Leitung des Projekts dar. Die Besitzer akkumulieren Token, um die öffentlichen Abstimmungen zu ihren Gunsten oder zumindest in ihrem Sinne zu beeinflussen. Je nach Projekt können richtungsweisende Entscheide eine hohe Volatilität des Werts mit sich bringen. Nicht alle Utility-Token sind auf die Einzigartigkeit der Einheiten angewiesen.
Blockchain-Domains
Prozesse vereinfachen und Autonomie bewahren ist das Ziel von Blockchain-Domains. Das Ethereum-Name-System (ENS) ermöglicht es Websites, ihre Dienste dezentral auf der Ethereum-Blockchain aufzubauen und eine .eth-Adresse zu registrieren. Solche Websites unterliegen keinen Kontrollen und benötigen keine Genehmigung von ICANN (DNS) oder ENS, um loszulegen. Ein weiterer grosser Akteur ist Unstoppable Domains. Sie sind sowohl für das .zil als auch für das .crypto Domain-Namen-System verantwortlich. Das in San Francisco ansässige Unternehmen nennt den "Tribalismus" eines Grossteils der Krypto-Community als Haupthindernis für die Masseneinführung.
Der chinesische Einzelhändler Alibaba plant die Einführung eines Domain-Namen-Verwaltungssystems auf seiner eigenen Blockchain. Der Bezeichner in einem solchen Netzwerk wird einen lesbaren Namen haben, der es erlaubt, sich die Domain zu merken. Alibaba wird es in seinem eigenen System für geistiges Eigentum implementieren, um den Beschwerde-Prozess über Rechtsverletzungen zu erleichtern.
Speicherplatz
Blockchains sind wirklich schlecht und teuer darin, grosse Datenmengen zu speichern. Diese Einschränkung kann mit dem InterPlanetary File System (IPFS) umgangen werden. IPFS Hashes sind derzeit 46 Bytes gross. Die Grösse und Qualität des Bildes hat, so ausgelagert, keinen Einfluss auf die Minting-Gebühren auf der Blockchain. Die Daten werden zum Beispiel in das IPFS hochgeladen und nur der entsprechende Hash auf Ethereum gespeichert.
IPFS ist gut darin, Daten manipulationssicher zu speichern, aber es gibt keine Möglichkeit, zu beweisen, wann die Daten dem Netzwerk hinzugefügt wurden. Wenn wir Ethereum und IPFS kombinieren, erhalten wir die Möglichkeit, alle Daten mit einem Zeitstempel zu versehen - egal wie gross sie sind. Die IPFS-Hashes können dezentral angefordert werden und immer mehr Browser unterstützen den Cloudflare-IPFS Gateway nativ.
Kollektive Festplatte
Einen weiteren Ansatz verfolgt Arweave. Das Protokoll für ökonomisch nachhaltige Informations-erhaltung verspricht Anwendern und Entwicklern, Daten für immer zu speichern. Wie im traditionellen Web ist der potentielle Missbrauch ein ernstes Thema. Im Gegensatz dazu verfügt das Permaweb über Werkzeuge zur demokratischen Moderation seiner Inhalte, welche in den Kern des Protokolls eingebaut sind.
Die Kontrolle über das neue Web wird in die Hände der Benutzer, rsp. Node-Betreiber gelegt. Das Arweave-Gründungsteam arbeitet mit der Internet Watch Foundation zusammen. Die Betreuer des Netzwerks werden trainiert, um ihre Systeme und das Permaweb vor missbräuchlichem Material zu schützen. Auch das Permaweb steckt derzeit noch in den Kinderschuhen.