Als führender Stablecoin-Anbieter sitzt Tether auf einer Goldgrube, die dem Unternehmen im Jahr 2024 zehn Milliarden USD Reingewinn einbrachte. Damit nimmt die Krypto-Firma vergleichbare Summen wie die weltgrössten Bankenriesen ein - allerdings mit einem Bruchteil der Angestellten.
Stablecoins sind Kryptowährung, die durch die Kopplung an einen herkömmlichen Vermögenswert wie den US-Dollar einen stabilen Wert beibehalten sollen. Zentralisierte Emittenten wie Tether gewährleisten diese Bindung, indem sie für jeden Dollar an Stablecoins (bspw. USDT) einen Dollar in Bargeldäquivalenten wie US-Staatsanleihen halten. Die Zinsen verbucht das Unternehmen selbst als Gewinn. Bei einem zirkulierenden Angebot von 140 Milliarden USDT erweist sich dieses Geschäft für Tether als hoch profitabel, wie aus einem Interview mit dem italienischen CEO Paolo Ardoino hervorgeht.
10 Milliarden mit 100 Mitarbeitern
Dank der Anbindung an Fiatgeld bieten Stablecoins einen Krypto-nativen Dollar, den Händler als Basiswährung an Börsen nutzen können. Auch in dezentralen Finanzprotokollen (DeFi) kommen USDT & Co. zum Einsatz. In einem boomenden Krypto-Markt wächst entsprechend die Nachfrage für Stablecoins. Fliesst neues Geld in den Bereich, stocken Anbieter wie Tether nach. Über das vergangene Jahr wuchs die Marktkapitalisierung aller Stablecoins so auf über 200 Milliarden USD.
Tether dominiert den Bereich ganz klar. USDT macht mittlerweile 68% der Stablecoin-Gesamtmarktkapitalisierung aus, während der US-Konkurrent Circle Marktanteile abgab. Der erhebliche Bindungsverlust des USDC-Stablecoins im Zuge der SVB-Pleite vom März 2023 erschütterte das Marktvertrauen zu stark. Tethers USDT hingegen hält seinen Wert seit Jahren stabil - das trotz einer intransparenten Geschichte mit Klagen des Justizministeriums. Auch einen umfassenden Audit der Reserven kann das Unternehmen bisher nicht ausweisen, was Tethers rechtlichen Status in Europa unter dem MiCA-Rahmenwerk gefährdet.
Standbein in den USA und der Schweiz
Zwei wichtige Märkte bleiben dem Stablecoin-Riesen jedoch offen. Howard Lutnick, den Trump zum Handelsminister ernannt hat, leitet die Bank Cantor Fitzgerald, die eine Beteiligung an Tether hält und einen erheblichen Teil der Reserven des Stablecoin-Emittenten verwahrt. Bereits vor einem Monat meinte Lutnick, er wolle die Geschäftsbeziehung mit Tether vertiefen. Mit einem Fuss im Weissen Haus dürfte Tether in den Vereinigten Staaten weiter wachsen.
Den zweiten Sitz hat das ursprünglich aus Italien stammende Unternehmen in Lugano. Im März 2022 unterstützte Tether die Tessiner Stadt beim Vorhaben, einen weiteren Blockchain-Hub in der Schweiz zu gründen. Krypto-Startups sollten über einen Fonds bis zu 100 Millionen USD zur Verfügung stehen. Ein Jahr später vertiefte Lugano die Zusammenarbeit mit Tether im Rahmen des Wirtschaftsprojekts "Plan B". Möglicherweise fliesst ein Teil des Tether-Umsatzes zurück ins Crypto Valley. Über die Hälfte des Reingewinns möchte die Firma im kommenden Jahr reinvestieren, meinte CEO Ardoino.