Ein zusammenfassender wöchentlicher Rückblick auf die Geschehnisse an den Kryptomärkten mit Fokus auf Trendsektoren, Liquidität, Volatilität, Spreads und mehr in Zusammenarbeit mit Marktdatenanbieter Kaiko.
Die letzten 7 Tage auf den Krypto-Märkten:
- Preisbewegungen: Ethereum Classic hat sich im bisherigen Jahresverlauf besser entwickelt als Ether, während EOS nach der Nachricht über einen Hard Fork stark anstieg.
- Marktliquidität: Der ETH-Anteil am Volumen erreicht den höchsten Stand seit 2018 und Balancer überholt Sushiswap.
- Derivate: Das Open Interest an ETH fällt auf den niedrigsten Stand in diesem Monat, aber Long-Positionen werden auf niedrigeren Preisniveaus aufgebaut.
- Makro-Trends: Die Inflation im Vereinigten Königreich ist hoch und wird voraussichtlich steigen, was ein düsteres Bild für Europa zeichnet.
Stimmung verschlechtert sich durch zunehmende Liquidationen
Bitcoin (BTC) und Ethereum (ETH) sind in der vergangenen Woche prozentual zweistellig gesunken und fielen im Gleichschritt mit den globalen Aktien nach den aggressiven Handlungen der Fed-Sitzung vom Juli. Der Ausverkauf löste kaskadenartige Long-Liquidationen an den Derivatemärkten aus, welche dazu beitrugen, die Kryptomärkte weiter nach unten zu schicken. Ausserdem warnte die US Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) fünf Unternehmen, darunter FTX US, vor irreführenden Behauptungen über ihre Einlagensicherung.
Weiter denkt Südkorea darüber nach, Empfänger von Airdrops zu besteuern. Die schwierigen Marktbedingungen belasten weiterhin Stablecoins, während die Reserven von Tethers USDT im zweiten Quartal aufgrund von Rücknahmen um 16 Mrd. US-Dollar gesunken sind. Ausserdem verlor der Acalas Stablecoin aUSD auf Polkadot aufgrund eines Liquiditätspool-Bugs seine Bindung.
Ethereum Classic gibt Gewinne wieder ab
Angesichts der Gerüchte über eine weitere Abspaltung von Ethereum vor dem Merge (in Form von ETHPOW) haben sich die Anleger einer anderen alten Abspaltung des Ethereum-Netzwerks zugewandt; Ethereum Classic (ETC). Ethereum Classic ist ein früherer Hardfork von Ethereum und wurde von den Gegnern des Neustarts von Ethereum im Jahr 2016 gegründet. Die Abspaltung behielt die ursprüngliche Blockchain bei und benannte sie in Ethereum Classic um. Ethereum Classic hat im bisherigen Jahresverlauf nicht nur andere Forks wie Bitcoin Cash, sondern auch BTC und ETH selbst übertroffen.
Investoren in Ethereum Classic scheinen entweder auf einen gescheiterten Merge, einen verzögerten Merge oder ein verbessertes Netzwerk mit der Ankunft von mehr Minern zu wetten. Ethereum-Miner, die auf der neuen Proof-of-Stake (PoS) Ethereum-Blockchain ohne Aufgabe dastehen werden, werden vermutlich entweder zu Ethereum Classic strömen oder zur neueren Abspaltung ETHPOW. In der vergangenen Woche hat Ethereum Classic jedoch seine Gewinne wieder eingebüsst und ist um über 20% gefallen, da ein verzögerter Merge von Tag zu Tag unwahrscheinlicher erscheint.
EOS steigt nach Nachricht über Hard Fork
Am 18. August verweigerte ein New Yorker Richter die Zustimmung zu einem Kompromiss zwischen Block.one und den Anlegern. Unter anderem weil er der Meinung war, dass der Hauptkläger in der Sammelklage die US-Anleger nicht angemessen vertreten konnte. In den Tagen vor der Entscheidung hatten die Entwickler auf Twitter angedeutet, dass EOSIO von der EOS Network Foundation (die ihrerseits 4.1 Milliarden Dollar Schadensersatz von Block.one fordert) umbenannt werden würde. Später wurde bekannt gegeben, dass EOSIO in Antelope abgespaltet wird, das einen delegierten Proof-of-Stake-Konsensmechanismus verwendet. Der EOS-Token stieg nach der Bekanntgabe des Hardforks sprunghaft an, bevor er wieder auf das vorherige Niveau zurückfiel. Seitdem hat er jedoch wieder zugelegt und ist in den letzten 30 Tagen um über 40% gestiegen, während ETH in etwa gleich geblieben ist.
ETH-Volumenanteil erreicht höchsten Wert seit 2018
Der Marktanteil von Ethereum am wöchentlichen Handelsvolumen erreichte den höchsten Stand seit 2018 und übertraf seinen vorherigen Höchststand von 55% während des Ausverkaufs im Mai 2021. Der Marktanteil von ETH-USD im Vergleich zu BTC-USD an zehn Börsen ist von 38% Mitte Juli 2022 auf 57% in der vergangenen Woche gestiegen. Der Hauptgrund für die ETH-Handelsaktivität im Juli war der zunehmende Optimismus im Zusammenhang mit dem Merge und eine Verbesserung der globalen Risikostimmung. Der Ausverkauf der letzten Woche an allen Märkten bestätigt jedoch, dass ETH nach wie vor ein höheres Beta aufweist. Als sich die Risikostimmung verschlechterte, fiel der BTC-Preis um 12%, während ETH 17% seines Wertes verlor. Insgesamt ist das durchschnittliche wöchentliche Handelsvolumen im Vergleich zum Durchschnitt des letzten Jahres deutlich gesunken.
Betrachtet man die über dieselben Börsen aggregierte Markttiefe, so zeigt sich, dass die Markttiefe von Ethereum seit Anfang August rückläufig ist und um 23% auf rund 45'000 ETH gefallen ist. Allein am Freitag sank die Markttiefe von 2% ETH-USD um 10%, während die Markttiefe von Bitcoin ebenfalls abnahm. Dies da die Market Maker ihre Positionen inmitten eines breiteren Marktausverkaufs anpassten. Die Markttiefe von Bitcoin ist immer noch höher als Anfang August, was darauf hindeutet, dass die Market Maker asymmetrisch Liquidität für die beiden Vermögenswerte bereitstellen und die Stimmung in Bezug auf Ethereum vor dem Merge fragil ist.
Balancer überholt Sushi in Bezug auf DEX-Marktanteil
Balancer hat seit Anfang des Jahres erheblich an Boden gegenüber Sushi gewonnen und ist von 10% Marktanteil in den ersten Wochen des Jahres auf jetzt etwa 60% gestiegen. Dies wurde teilweise durch den jüngsten Erfolg des Balancer Boosted Aave USD Pools vorangetrieben, der erhöhte Volumina ermöglicht und einer der aktivsten Balancer Pools geblieben ist. Boosted Pools sind eine einzigartige Balancer-Innovation, um tiefe Liquidität bereitzustellen und gleichzeitig ungenutzte Token an Protokolle wie Aave zu senden. Dies macht die Bereitstellung von Liquidität attraktiver, da LPs Renditen von Aave und Swap-Gebühren vom Pool erhalten. Während diese Innovation für Balancer erfolgreich zu sein scheint, sind sowohl Sushi als auch Balancer relativ kleine Akteure in der DEX-Landschaft.
ETH Open Interest fällt mit dem Preis, steigt aber am Montagmorgen an
Das Open Interest an ETH erreichte seinen niedrigsten Stand in diesem Monat. Als der Preis jedoch unter 1'600 USD fiel, beobachteten wir am Montagmorgen einen deutlichen Anstieg des Open Interest. Ursprung war der Fluss von neuem Geld in den Futures-Markt für ETH. Anhand der Finanzierungsraten können wir die Richtung dieser neuen Positionen im Laufe des letzten Tages bestimmen, d.h. ob sie überwiegend Long- oder Short-Positionen waren.
Die Finanzierungsraten für ETH waren im August überwiegend negativ, wobei kurzfristig positive Finanzierungsraten verzeichnet wurden. Dies durch das Schwanken von ETH um die 2'000 USD Marke. Als ETH letzte Woche auf die 1'600 USD Marke abstürzte, fielen die Finanzierungsraten stark negativ auf monatliche Tiefststände. In den letzten ein oder zwei Tagen haben sich die Finanzierungssätze jedoch von den Tiefstständen erholt und sind deutlich angestiegen. Am Montagmorgen haben sie sich schliesslich dem neutralen Bereich genähert. In Verbindung mit dem beobachteten Anstieg des Open Interest scheint es, dass die neuen Positionen in ETH-Futures eher Long-Positionen sind und die Anleger bei diesen Preisniveaus optimistisch sind.
Britische Inflation liegt über den Schätzungen
Die Inflation im Vereinigten Königreich erreichte in der vergangenen Woche den höchsten Stand seit 40 Jahren und stieg im Juli auf 10.1% gegenüber dem Vorjahresmonat. Die zweistellige Inflationsrate lag über der Konsensschätzung von 9.8% und ist von 9.4% im Juni gestiegen. Im Gegensatz zu anderen Industrieländern wie den USA, deren Inflation ihren Höhepunkt erreicht zu haben scheint, wird die Inflation im Vereinigten Königreich bis zum Jahresende weiter ansteigen und nach einer neuen Prognose der Citigroup bis zu 18.6% betragen. Diese Werte erhöhen den Druck auf die Bank of England, die Zinssätze aggressiv anzuheben und deuten wahrscheinlich auf eine Rezession im Vereinigten Königreich hin. Die hohen Inflationszahlen im Vereinigten Königreich zeichnen ein beunruhigendes Bild für Europa und könnten darauf hindeuten, dass die Inflation auch dort ihren Höhepunkt noch nicht erreicht hat. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Energiepreise in ganz Europa steigen, während Russland seine Erdgaslieferungen zurückhält. Damit ist der Kontinent in diesem Winter mit einer möglichen Wirtschaftskrise konfrontiert.