Ein zusammenfassender wöchentlicher Rückblick auf die Geschehnisse an den Kryptomärkten mit Fokus auf Trendsektoren, Liquidität, Volatilität, Spreads und mehr in Zusammenarbeit mit Marktdatenanbieter Kaiko.
Die letzten 7 Tage auf den Krypto-Märkten:
- Preisbewegungen: Das ETH-BTC-Verhältnis ist auf den höchsten Stand seit zwei Monaten angestiegen. Unterdessen wird stETH im Vorfeld der Fusion weiterhin mit einem Abschlag gegenüber ETH gehandelt.
- Orderbuchliquidität: Einen Monat nachdem Binance die BTC-Gebühren abgeschafft hat, werfen wir einen Blick darauf, wie sich die Marktstruktur dadurch verändert hat.
- Derivate: Das Put-Call-Verhältnis von ETH ist auf ein 6-Monats-Tief gefallen, was darauf hindeutet, dass Optionshändler optimistischer für Ether als für Bitcoin sind.
- Makro-Trends: Eine Analyse der BTC-Volatilität zeigt, dass die Volatilität in den Stunden nach den Fed-Sitzungen ansteigt; ein Trend, der erstmals im letzten Sommer auftrat.
Märkte handeln nach dem BTC-Verkauf von Tesla unverändert
In einer unruhigen Woche für die Kryptomärkte schnitt Ethereum (ETH) besser ab als Bitcoin (BTC), obwohl beide Vermögenswerte über Nacht zurückgingen und einen Teil ihrer wöchentlichen Gewinne wieder abgaben. Die Märkte reagierten ausserdem auf eine Nachricht von Tesla. Das Unternehmen war einer der Hauptkatalysatoren der Hausse von 2021 und gab bekannt, 75% seiner Bitcoin-Bestände im Wert von 936 Millionen Dollar verkauft zu haben. Weiter gerit Coinbase ins Visier. Das Justizministerium klagt einen ehemaligen Produktmanager wegen Betrug und Insiderhandel an. Die US-Börsenaufsicht SEC hat zudem neun der in den Fall verwickelten Kryptowährungen als Wertpapiere bezeichnet. Die Gründer von Three Arrows Capital, Su Zhu und Kyle Davies, gaben ihr erstes Interview seit dem Zusammenbruch des Hedgefonds und machten den Handel mit Luna, GBTC und stETH für den Untergang des Fonds verantwortlich.
An der Makrofront hat die EZB zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt die Zinsen angehoben. Dies steigert die Vorfreude auf die Fed-Sitzung in dieser Woche, auf welcher eine weitere Zinserhöhung um 75 Basispunkte erwartet wird.
stETH wird weiterhin mit einem Abschlag zu ETH gehandelt
Lido Staked Ether (stETH) wird weiterhin mit einem Abschlag gegenüber Ether auf Curve gehandelt: dem grössten Markt für stETH, der mehr als 95% des gesamten Marktanteils besitzt. stETH wird vom Lido-Protokoll ausgegeben, das eine liquide Lösung für das Ethereum-Staking im Vorfeld des Merge darstellt und es den Nutzern ermöglicht, Belohnungen für das Staking von ETH zu verdienen. Gleichzeitig können sie einen liquiden Token (stETH) in verschiedenen Defi-Protokollen verwenden. Der Preis von stETH ist zwar für langfristige Investoren, die ihre Ether einige Zeit nach dem Merge 1:1 direkt mit Lido einlösen können, irrelevant. Doch viele gehebelte Nutzer wurden während der jüngsten Massenliquidationen gezwungen, ihre Bestände mit einem erheblichen Abschlag zu verkaufen.
Die jüngste Aufwärtsstimmung in Bezug auf das Ethereum-Netzwerk - insbesondere die Bekanntgabe eines Zieldatums für den Merge - hat jedoch dazu geführt, dass der stETH-Abschlag auf den niedrigsten Stand seit dem Zusammenbruch von Terra gesunken ist. Mit dem Näherrücken des Merge scheinen die Investoren das kurzfristige Liquiditätsrisiko, das stETH darstellt, gerne auf sich zu nehmen. Basierend auf der Annahme, dass sie in nicht allzu ferner Zukunft in der Lage sein werden, es 1:1 mit Lido einzulösen.
ETH-BTC-Verhältnis steigt vor dem Merge an
Das ETH/BTC-Verhältnis dient als Massstab für die relative Stärke der beiden grössten Kryptowährungen. Wenn das Verhältnis ansteigt, bedeutet das, dass ETH besser abschneidet als BTC und umgekehrt. In der letzten Woche erreichte dieses Verhältnis den höchsten Stand seit über zwei Monaten und erreichte fast wieder den Stand vor dem Terra-Einbruch Mitte Mai. BTC schneidet in Bärenmärkten in der Regel besser ab, da es als die sicherste Investition in Kryptowährungen ausserhalb von Stablecoins gilt. Anleger nehmen eine Periode, in der ETH besser abschneidet, oft als bullischen Indikator für die Performance von Token mit geringerer Marktkapitalisierung.
Die Stimmung im Ethereum-Ökosystem hat sich in den letzten Wochen verbessert, da der Übergang zu Proof of Stake (PoS) - bekannt als "Merge" - endlich ein Zieldatum für den 19. September erhalten hat. Es wird erwartet, dass der Energieverbrauch durch die Umstellung des Netzwerks um 99% gesenkt wird. Eine verbesserte Skalierbarkeit soll dann mit der Einführung von Sharding Anfang 2023 erreicht werden. Die Umweltbelastung und Skalierbarkeit waren zwei der grössten Kritikpunkte am Ethereum-Netzwerk. Ein erfolgreicher, planmässiger Übergang zu Proof of Stake sollte helfen, diese Probleme zu lösen.
Eine Analyse der Binance-Marktstruktur nach der Abschaffung der BTC-Gebühren
Es ist nun einen Monat her, dass Binance.US zum ersten Mal ankündigte, die Handelsgebühren für alle BTC-Paare abzuschaffen. Zwei Wochen später folgte Binance (global) - die grösste Kryptowährungsbörse der Welt - diesem Beispiel und schaffte die Gebühren für 13 BTC-Paare ab. Trotz steigender Volumina hat sich die Liquidität, gemessen an der Geld-Brief-Spanne, von durchschnittlich 0.03 Basispunkten auf 0.8 Basispunkte für das Paar BTC-USDT verschlechtert. Die BTC-USDT-Spreads von Binance sind jetzt mit denen von FTX vergleichbar, wobei Huobi und Okex nun die engsten Spreads aller Kryptomärkte aufweisen.
Der Grund für diese starke Verschiebung in der Marktstruktur könnte in den gestiegenen Kosten für Market Maker liegen; kurz nach der Abschaffung der Gebühren schloss die Börse die 13 BTC-Paare aus ihren Spot-Liquiditätsanbieter- und VIP-Programmen aus, um die Anreize für Wash-Trading zu begrenzen, nachdem das BTC-USDT-Volumen am 8. Juli auf ein Allzeithoch (in nativen Einheiten) gestiegen war. Die Programme bieten verschiedene Vorteile, darunter reduzierte Market-Maker-Gebühren, Rabatte auf BNB-Gebühren und höhere Auszahlungslimits.
3AC auf Deribit inmitten eines Rechtsstreits liquidiert
Letzte Woche wurde bekannt, dass 3AC eine 17%ige Beteiligung an Deribit hält. Der Wert der Anteile an der grössten Optionsbörse ist nun Gegenstand eines chaotischen Streits über die Bewertung des Unternehmens. Deribit behauptet, dass 3AC der Börse 80 Millionen Dollar schuldet.
Am 17. Juni wurde berichtet, dass Deribit die Positionen von 3AC (bei denen es sich laut Dokumenten um BTC- und ETH-Futures handelte) in der Vorwoche an der Börse liquidiert hatte. Bei der Untersuchung des Open Interest in nativen Einheiten für BTC- und ETH-Perpetual-Futures auf Deribit können wir in den Tagen vor dem 17. Juni einen starken Anstieg und Rückgang beobachten. In USD ausgedrückt sank das Gesamt-OI für beide Paare von 960 Millionen am 13. Juni auf 650 Millionen Dollar am 17. Juni. Ein grosser Teil des Rückgangs kann durch die Preisbewegungen bei BTC/ETH erklärt werden. Dies deutet darauf hin, dass 3AC zwar eine grosse Position an der Börse hatte, diese aber bei weitem nicht systemrelevant war und die Beteiligung des Unternehmens an Deribit immer noch wertvoll ist.
BTC-Volatilität steigt in den Stunden nach der Fed-Sitzung an
Zu Beginn einer weiteren Fed-Woche werfen wir einen Blick auf die Reaktion von Bitcoin auf Fed-Sitzungen in den letzten zwei Jahren. Die Volatilität von Bitcoin - gemessen an den absoluten stündlichen Renditen - steigt in den Stunden nach den Fed-Sitzungen deutlich an. Der Trend war erstmals im Sommer 2021 zu beobachten. Dieser Trend spiegelt sich in der steigenden Korrelation von BTC mit Risikoanlagen wider und zeigt die zunehmende Auswirkung der Veröffentlichung wichtiger Makrodaten auf die Kryptomärkte. Die durchschnittliche Volatilität liegt bei etwa 0.5%, während die durchschnittliche Volatilität nach Fed-Sitzungen im Jahr 2022 zwischen 1% und 2% lag.
Die Reaktion des Marktes auf die Veröffentlichung von Schlüsseldaten und die Reden der Zentralbanken wird sich in den kommenden Monaten wahrscheinlich noch verstärken. Sowohl die Fed als auch die EZB verfolgen einen stärker datengestützten Ansatz in der Geldpolitik und geben die so genannte Forward Guidance auf. Die EZB kündigte einen "meeting-by-meeting"-Ansatz an, während die Fed im vergangenen Monat angesichts der unerwartet hohen Verbraucherpreisinflation die Zinsen unerwartet um 75 Basispunkte - statt der ursprünglich angekündigten 50 Basispunkte - anhob.