Anfang Juni erschütterte ein 22 Millionen US-Dollar Hack der Zuger Kryptobörse Lykke das Crypto Valley. Seit bald einer Dekade bietet die Plattform Krypto-Dienstleistungen für Kunden aus der Schweiz und dem Ausland an. Für die "Katastrophe" muss Lykke jetzt einstehen, meint Gründer Richard Olsen im Gespräch mit CVJ.CH.
Lykke war eines der ersten Blockchain-Unternehmen des Crypto Valley. Ursprünglich aus einem Forex-Broker entstanden, nahm die Handelsplattform 2015 den damals jungen Krypto-Markt in Zug in Angriff. Der Plan: eine vollumfängliche Plattform für alles rund um Blockchain-basierte Vermögenswerte. Handel, Verwahrung, Staking und weitere Dienste wollte der bereits zuvor erfolgreiche Unternehmer Richard Olsen mit Lykke unter ein Haus bringen. Nach einigen holprigen Jahren begann das Geschäft schliesslich zu laufen. Man bereitete sich auf neue Produktlancierungen vor. Der kürzlich an die Öffentlichkeit getragene Vorfall, der zum Verlust von 22 Mio. USD an Kryptowährungen führte, schlug entsprechend hohe Wellen im Zuger Krypto-Tal.
Ein raffinierter Angriff
Im Gespräch mit CVJ.CH erläutert Olsen, wie es zu der regelrechten Katastrophe für das Unternehmen kommen konnte. Denn am vierten Juni verschaffte sich ein Angreifer unautorisierten Zugang zu Lykkes Firmennetzwerk. Er konnte eine der Partnerfirmen überzeugen, Kryptowährungen im Wert von über 22 Millionen USD an eine eigene Wallet des Hackers zu übertragen. Dort läuteten keine Alarmglocken. Olsen charakterisiert den Angriff aber als höchst sophistiziert - ohne einen einzelnen Schuldigen. Die genaueren Einzelheiten würden bald in einem Vorfallsbericht veröffentlicht.
Denn, so der Gründer, man müsse jetzt alle Fakten auf den Tisch legen und ehrlich mit der betroffenen Kundschaft kommunizieren. Der Vorfall sei ein Desaster, das als Weckruf diente. Lykke habe nach dem Hack alle Systeme durchgeleuchtet und überarbeitet. Ein solcher "Anfängerfehler" dürfe schliesslich nie wieder vorkommen. Jetzt stehe der Wiederaufbau des Vertrauens an erster Stelle.
"Kunden werden keinen Schaden tragen"
Lykke arbeite jetzt daran, die Handelsplattform so schnell wie möglich hochzufahren. Auf diese Weise können Kunden ihre Positionen wieder verwalten und schliessen. Der nächste Schritt sei die Öffnung von Abhebungen. Seit zwei Wochen ist die Börse nämlich vollständig geschlossen. Wie lange dieser Wartungsprozess dauert, bleibt unklar. Dem Unternehmer schwebe allerdings ein detaillierter Entschädigungsplan vor. Trotz dem Loch in der Bilanz werde kein Kunde geschädigt aus diesem Vorfall hervorgehen.
Dafür stehe hinter Olsen ein kompetentes Team mit tiefster Expertise in verschiedensten Bereichen; von Blockchain über Regulierung bis hin zu Finanzen und dem Grosshandel. Dieses sei ebenfalls voll motiviert, den Vorfall in eine Erfolgsgeschichte umzuwandeln. Man habe die Kapazität, eine breite Palette von Krypto-Dienstleistungen aus eigenem Haus anzubieten. Vorerst müsse aber der Chef für die Fehler einstehen. Olsen sei für jedermann erreichbar und wird an einem "Town Hall Meeting" (dt. = Bürgerversammlung) öffentlich Fragen beantworten. Jeden Freitag werde ausserdem ein Bericht zum aktuellen Stand der Dinge erscheinen. So möchte der Unternehmer das Vertrauen durch Ehrlichkeit und Authentizität wiederaufbauen.