Lange wurde darauf spekuliert, nun ist es da. Seit einigen Stunden handelt an der New York Stock Exchange (NYSE) erstmals ein Bitcoin Fonds (ETF). Institutionelle Investoren erhalten damit leichter Zugang zum grössten digitalen Vermögenswert.
Die erste Anfrage für einen börsengehandelten Bitcoin-Fonds (ETF) in den Vereinigten Staaten geht ins Jahr 2013 zurück und wurde von den Winklevoss Brüdern eingereicht. Der Antrag wurde jedoch wie die unzähligen anderen, die in den acht Jahren darauf folgten, von der zuständigen Börsenaufsichtsbehörde (SEC) abgelehnt. Als Grund galt vornehm die unzureichende Reife des Marktes sowie die vergleichsweise tiefe Nachfrage für ein börsengehandeltes Produkt. Doch in den vergangenen Jahren hat sich viel geändert. Die zunehmende Verschmelzung der Kryptobranche mit der traditionellen Finanzwelt hat die Regulierungsbehörde schlussendlich dazu veranlasst, den ersten Bitcoin-ETF in den Staaten zu genehmigen.
Futures-basierter Bitcoin-ETF "BITO"
Beim ersten Bitcoin-ETF mit dem Börsenticker "BITO" handelt es sich um einen Futures-basierten Fonds des US-amerikanischen Emittenten ProShares. Das Unternehmen ist seit 2006 mit ETFs präsent und bietet aktuell eine breite Palette an ETF-Produkten, darunter gehebelte und inverse ETFs.
Bei einem Grossteil der bisher von der SEC abgelehnten Bitcoin ETF Anträge handelt es sich um Spot ETFs. Dabei werden die Bitcoins tatsächlich beim Emittenten verwahrt und der ETF Besitzer hat mit seinem Wertpapier einen Teilanspruch auf die hinterlegten Werte.
Das seit einigen Stunden gehandelte Proshares Bitcoin ETF ist allerdings ein Futures-basiertes ETF. Die Preisentwicklung wird hier anhand von Terminkontrakten abgebildet, den Bitcoin Futures. Terminkontrakte handeln je nach Verfalldatum auf abweichenden Preisen als sich der Kassamarkt (Spotmarkt) befindet.
Handelt der Terminmarkt auf einem höheren Preisniveau als der Kassamarkt, befindet sich der Markt in einer Contango Situation, im gegenteiligen Fall handelt der Markt in einer sogenannten Backwardation.
Bitcoin Futures-ETF nicht geeignet für Investoren mit längerem Anlagehorizont
Ein auf Futures basiertes ETF bietet gegenüber dem Spot-ETF eine Reihe von Vorteilen für den Emittenten, da deren Handhabung sich prinzipiell einfacher gestaltet. Für potenzielle Investoren gilt es allerdings gewisse Faktoren zu berücksichtigen. Handelt ein Terminkontrakt vorwiegend in einer Contango Situation, wie es bei Bitcoin üblicherweise der Fall ist, fährt ein Anleger über die Zeit schlechter als bei einem Direktinvestment. Denn weil der Emittent die hinterlegten Terminkontrakte an deren Laufzeitende in den nächsten Terminkontrakt tauschen muss, zahlt er den Aufschlag (Prämie) des nächsten Terminkontrakts, welcher schlussendlich zulasten des ETF Investors geht.
Über einen längeren Anlagehorizont führt dieser Umstand zwangsweise zu einer unterdurchschnittlichen Wertentwicklung gegenüber dem Basiswert. Ein gutes Beispiel stellt der mit Öl Terminkontrakten hinterlegte börsengehandelte Öl Fonds "USO" dar. Da sich die Aufbewahrung von Öl als kostenintensiv gestaltet, handeln die jeweiligen Öl-Futureskontrakte mit beträchtlichen Prämien. Durch die damit verbundenen teuren Umtauschaktivitäten verliert der Anleger bei jedem "Rollover" Geld durch den zu bezahlenden Aufschlag. Im illustrierten Beispiel führte dieser Umstand dazu, dass ein Investor seit 2020 gut 40% auf dem Öl ETF verloren hat, obwohl der Ölpreis im selben Zeitraum rund 40% zulegte.
Das lang ersehnte erste US-Bitcoin ETF ist also mit Vorsicht zu geniessen. Zwar bezeugt die Bewilligung die Reife von Bitcoin als Anlageklasse und öffnet vielen institutionellen Investoren eine Investitionsmöglichkeit, für Privatinvestoren empfiehlt es sich jedoch, auf Produkte mit direkten Bitcoininvestitionen zu setzen.