Mehrere der grössten chinesischen Technologieunternehmen, darunter die Ant Group und JD.com, haben ihre Pläne zur Emission eigener Stablecoins in Hongkong vorerst auf Eis gelegt.
Der Schritt folgt einer deutlichen Intervention der People’s Bank of China (PBOC) und der Cyberspace Administration of China (CAC), die eine zu schnelle Liberalisierung des digitalen Finanzsektors verhindern wollen. Die Unternehmen hatten ursprünglich gehofft, unter dem neuen Lizenzrahmen Hongkongs Stablecoins herauszugeben, die an Fiatwährungen wie den Hongkong-Dollar oder den US-Dollar gekoppelt sein sollten. Ziel war es, den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr zu erleichtern und langfristig den internationalen Einsatz des chinesischen Renminbi zu fördern.
Zwischen Ambition und Aufsicht
Doch Pekings Regulierer sahen in diesen Vorhaben offenbar mehr Risiko als Potenzial. Nach Angaben der Financial Times wurden die Projekte auf Anweisung aus Peking gestoppt. Grund war die Sorge, private Konzerne könnten zu viel Einfluss auf digitale Währungen erlangen und damit indirekt die Kontrolle der Zentralbank über Kapitalströme und Geldpolitik schwächen.
Auch Befürchtungen über Kapitalflucht, Spekulation und den Verlust der geldpolitischen Souveränität spielten eine Rolle. Für die betroffenen Unternehmen ist dies ein empfindlicher Rückschlag in ihren Bestrebungen, ihre Finanzdienstleistungen international auszuweiten und in den wachstumsstarken Bereich digitaler Vermögenswerte vorzudringen.
Hongkong zwischen Hoffnung und Kontrolle
Für Hongkong, das sich mit einem klaren Regulierungsrahmen für Stablecoins als Knotenpunkt für die Krypto- und Web3-Industrie positionieren wollte, ist die Entscheidung ein Dämpfer. Noch im Sommer hatten mehrere Konzerne angekündigt, Lizenzen beantragen zu wollen, nachdem die Stadt im Mai ein neues Regelwerk für sogenannte „Ffiat-referenzierte Stablecoins“ in Kraft gesetzt hatte. Die Hoffnung war gross, dass Hongkong - als Sonderverwaltungszone mit grösserer Autonomie - als Brücke zwischen Chinas streng reguliertem Festland und den internationalen Kryptomärkten fungieren könnte.
Die nun erfolgte Intervention aus Peking macht jedoch deutlich, wo die Grenzen dieser Freiheit liegen. Während der Handel mit Kryptowährungen auf dem chinesischen Festland weiterhin verboten bleibt, investiert die Regierung in den digitalen Yuan und in eigene Blockchain-Infrastrukturen. Private Stablecoins, die ausserhalb direkter Kontrolle der Zentralbank zirkulieren, gelten als potenzielle Gefahr für Chinas finanzielle und digitale Souveränität. Das „Münzrecht“ - also die Hoheit über die Ausgabe digitaler Währungen - soll ausschliesslich beim Staat liegen. Auch bei den Tokenisierungsbemühungen führender Broker drückte Peking auf die Bremse, wie CVJ.CH im September berichtete.








