Im Juni 2019 gab die Financial Action Task Force ("FATF") einen Leitfaden heraus, der die Kryptoindustrie den gleichen Konformitätsstandards unterwirft wie Finanzinstitute. Die Open VASP Initiative aus dem Crypto Valley möchte dieser Regelung möglichst effizient gerecht werden.
Eine der umstrittensten und herausforderndsten Maßnahmen war die Anwendung der "Travel Rule" auf alle Anbieter virtueller Vermögenswerte ("VASPs"). Während die FATF-Regeln den Regulierungsbehörden der Welt als Richtlinien dienen, laufen Nationen die sich nicht daran halten, Gefahr auf eine schwarze Liste gesetzt zu werden. Die FATF wird bis Juni 2020 damit beginnen zu überprüfen, wie die Regel unter ihren Mitgliedern angewandt wurde.
Die Einhaltung der Reiseregel durch die VASPs könnte der gesamten Kryptophilosophie etwas zuwiderlaufen. Auf der anderen Seite könnte sich die Anwendung der "Travel Rule" aber auch positiv auswirken. So könnte sie das Vertrauen der institutionellen Akteure stärken und damit den Weg für eine breite Annahme von Krypto-Assets ebnen.
Zwei Probleme erschweren die Aufgabe
Seit dem Urteil von 2019 versuchen Krypto-Unternehmen herauszufinden, wie die "Travel Rule" in der Praxis umgesetzt werden kann. Dabei stechen zwei Hauptprobleme hervor: Die Identifizierung des wirtschaftlichen Berechtigten sowie dessen Datenübertragung.
Die OpenVasp-Initiative wurde im November 2019 von Bitcoin Suisse, Lykke, Seba Bank, Sygnum, Avaloq und MME mit der Unterstützung der Crypto Valley Association (CVA) und der International Digital Asset Exchange Association (IDAXA) ins Leben gerufen. Ziel der Initiative ist es, der Kryptoindustrie bei der Einhaltung dieser FATF Richtlinie zu helfen. Es soll dabei ein konformer Industrie Standard geschaffen werden. Die Open VASP Initiative begann als Arbeitsgruppe und ist seit dem 27. März in Zug als Verband eingetragen. Ziel ist es, ein offenes und dezentralisiertes Protokoll aufzubauen, wie es im OpenVASP-Whitepaper vorgeschlagen wird. Ein SWIFT-ähnliches Messaging-System, das auf Kryptographie basiert.
Die "Travel Rule" bezieht sich auf die Übertragung von Sender- und Empfängerinformationen bei Werttransfer-Transaktionen. Sie soll nun auch für Transaktionen mit Krypto-Vermögenswerten zwischen VASPs und anderen "Verpflichteten" gelten. Dabei sollen sogenannte «virtual asset service providers (VASPs)» nach den erlassenen Vorgaben operieren. Die Empfehlungen lehnen sich stark an die Regulierung des traditionellen Bankengeschäfts. Bei der sogenannten «Travel Rule» müssen Transfers über 1’000 USD Informationen des Senders sowie des Empfängers enthalten. Diese müssen an die empfangende Finanzinstitution weitergegeben werden.
Die «Travel Rule» stellt Akteure vor erhebliche Herausforderungen bezüglich Einhaltung der Vorschriften und gleichzeitiger Berücksichtigung des Datenschutzes
Die OpenVASP-Initiative versucht, ein klares Bild der FATF-Konformität zu vermitteln. Dies auf der Grundlage eines Open-Source-Protokolls, das eine sichere Kommunikation von Absender- und Begünstigteninformationen bei Krypto-Asset-Transaktionen ermöglicht. Das OpenVASP-Protokoll ist ein dezentralisiertes Protokoll mit starker End-zu-End-Verschlüsselung persönlicher Daten, das die "Anonymität" der Kundendaten bewahrt und schützt. Es ist so konzipiert, dass es technologieunabhängig, vollständig dezentralisiert und erweiterbar ist, so dass es von VASPs jeder Größe mit mehreren Implementierungen und zu minimalen Kosten auf breiter Basis übernommen werden kann. Die erste Version wurde in C# mit Lykke business und Bitcoin Suisse AG entwickelt. EPAM Systems, ein weltweit führender Anbieter von Engineering- und Entwicklungsdienstleistungen für digitale Plattformen, ist vor Kurzem dem Verband als Mitglied beigetreten und entwickelt die Java-Version des Protokolls. Auch weitere Firmen aus dem Crypto Valley, wie beispielsweise 21 Analytics arbeiten an Lösungen zur Implementierung von Open VASP und anderen offenen Protokollen.
Die Adressierungs- und Authentifizierungsteile des OpenVASP-Protokolls verwenden die dezentralisierte Public-Key-Infrastruktur von Ethereum. Das bedeutet, dass VASPs einen intelligenten Vertrag (smart contract) einsetzen müssen, der die Identität auf der Blockchain repräsentiert. Durch die Verwendung von smart contracts auf Ethereum, wird ein Blockchain-Verzeichnis mit öffentlichen Schlüsseln für den VASP und ein IBAN-ähnliches Nummerierungsformat erstellt: die Virtual Asset Account Number (VAAN).
Open VASP in regelmäßigem Kontakt mit FATF Regulierungsbehörde
Die Open VASP Association plant, im Mai die ersten "Real-Life"-Tests des Protokolls durchzuführen und im Juni eine offizielle Version zur Verfügung zu stellen.
Der OpenVASP-Verband steht regelmässig in Kontakt mit VASPs, Banken, Börsen, Organisationen und anderen Verbänden, die als Mitglieder aufgenommen werden sollen. Sie ist bestrebt, so viele neue Mitglieder wie möglich zu begrüssen. Sie unterstützt nachdrücklich die Prinzipien des freien und offenen Marktes und hat begonnen, an der Interoperabilität zu arbeiten. Hierbei sind einige der Branchenführer ebenfalls an Lösungen für die "Travel Rule" am entwickeln.
Der Verein OpenVasp mit Sitz in Zug (Schweiz) wurde gegründet, um die gesamte Kryptoindustrie bei der Einhaltung der "travel rule" im Anschluss an die jüngsten FATF- und FINMA-Richtlinien zu unterstützen. Ihr Ziel ist es, bis Juni 2020 über eine erste Arbeitsversion des Protokolls zu verfügen.
Kontakt zur Open VASP Initiative kann über Delphine Forma hergestellt werden. delphine.forma@openvasp.org / openvasp.org