Bitcoin hat in den vergangenen neun Monaten um rund 50 Prozent zugelegt. Mit BlackRock hat der weltgrösste Vermögensverwalter einen Bitcoin-ETF beantragt. Deutschlands grösstes Kreditinstitut, die Deutsche Bank, ist gerade im Zulassungsprozess für eine Krypto-Verwahrlizenz. Und dank MiCA kommt regulatorische Sicherheit.
Dabei sah es im vergangenen Jahr im Kryptomarkt noch ganz anders aus. Im Krypto-Winter 2022 strauchelten Terra-Luna und Celsius, FTX musste ein Insolvenzverfahren einleiten und der Kryptomarkt verlor stark an Wert. Dazu kamen die Insolvenzen der US-Banken Signature und Silvergate mit erheblichen Konsequenzen für den Kryptohandel. Der Blick zurück offenbart viele Schwachstellen, die aktuell bereits behoben werden. Der Blick in die Zukunft zeigt, dass die institutionelle Adoption der neuen Asset-Klasse an einer wichtigen Schwelle steht.
Gegenparteienrisiko minimieren als zentrales Learning für Banken
Ähnlich wie bei traditionellen Vermögenswerten umfasst der Handel mit Kryptowährungen verschiedene Funktionen wie die Verwahrung oder das Brokerage. Diese sind im TradFi-Bereich strikt voneinander getrennt. Bei FTX & Co. wurde dieser Governance-Grundsatz im Rahmen eines stringenten Risikomanagements jedoch nicht eingehalten. Das Fehlverhalten in einem Bereich hatte damit unmittelbar negativ Einfluss auf das ganze Unternehmen und führte zu dessen Kollaps. Banken sollten also bei der Anbindung von Kryptobörsen und anderen Dienstleistern darauf achten, dass interne Governance-Richtlinien existieren und eingehalten werden.
Bei der Implementation ihrer Digital-Asset-Banking-Strategie trifft eine Bank zudem auf einen höchst fragmentierten Markt, mit hunderten von zentral und dezentral operierenden Kryptobörsen, OTC Desks und Brokern. Um für sich und ihre Kunden eine Best Execution-Policy zu gewährleisten, die u.a. auch im Rahmen von MiCA gefordert wird, muss eine Bank mehrere Handelsplätze an die eigene Plattform anbinden. Diese können grosse Differenzen bei den Preisen und der Liquidität aufweisen, die sich durch Smart Order Routing opportunistisch ausnutzen lassen.
Im Rahmen des Risikomanagements ist eine Diversifikation ebenfalls ratsam – denn im Falle eines Kollapses eines Handelsplatzes droht sonst der Totalausfall der Assets. Durch Anbindung mehrerer Handelskontrahenten steigen zwar Komplexität und Liquiditätskosten einer Bank, jedoch wird das Ausfallrisiko signifikant reduziert. Auch ist es erforderlich, die Handelskontrahenten im Rahmen der Due Diligence genauestens zu überprüfen und Haftungsfragen vorab zu klären. Hier sollte z.B. eruiert werden, wer haftet, wenn eine von einem Handelskontrahenten genutzte nachgelagerte Handelsplattform in Zahlungsschwierigkeiten gerät.
Nach Silvergate und Signature steht smartes Cash-Management im Fokus
Der diesjährige Kollaps der US-Banken Signature und Silvergate hatte nicht nur dramatische Auswirkungen für die dort investierten Kunden, sondern auch für den Kryptohandel als Ganzes. Denn besagte Banken ermöglichten den sofortigen USD-Transfer an Kryptobörsen und damit die Minimierung der dort geparkten Assets. Alternativen im Cash Management scheinen dabei oft noch nicht ausgereift.
Stablecoins haben mitunter eine hohe Volatilität und Transaktionen teils Verzögerungen. Sofortige Liquiditätsbereitstellung auf Euro-Basis ist SEPA, doch die Begrenzung der Transaktionshöhe und die mangelnde Marktdurchdringung stellen Hürden für den institutionellen Handel dar. Und der von der Federal Reserve lancierte Instant Payment-Service FedNow muss sich erst noch etablieren, um die gewünschten Netzwerkeffekte zu erzielen. Am ehesten bieten Lösungen für die ausserbörsliche Abwicklung über Anbieter wie Copper ClearLoop oder Fireblocks eine effektive Möglichkeit für effizientes Cash Management – so können Finanzmittel sofort zu den Börsenkonten vor einem Trade transferiert werden.
Neben einem zentral verwalteten Liquiditätspool stellt die Automatisierung des Liquiditätsmanagements einen sinnvollen Baustein für das smarte Cash Management dar. Dabei werden einzelne Funktionen wie das Pre-Funding, Rebalancing oder der Zahlungsausgleich automatisiert. Eine weitere Modalität ist das dynamische Cash-Management: so kann während der Handelszeiten das bei den Kryptobörsen geparkte Geld erhöht und ausserhalb der Handelszeiten verringert oder ganz abgezogen werden.
Orchestration des Handelslebenszyklus und nahtlose Integration
Die technische Umsetzung des Handels mit Kryptowährungen erfordert für eine Bank die Anbindung weiterer Systeme zusätzlich zum Kernbankensystem. Eine für den institutionellen Handel geeignete Verwahrstelle sichert die privaten Schlüssel, die eine sichere Verschlüsselung des Kryptohandels ermöglichen. Ausserdem wird ein System zur Ausführung der Handelsorder, das auf die verschiedenen Kryptobörsen zugreifen kann, benötigt. Schliesslich ist noch eine Lösung zur Orchestrierung der beschriebenen Funktionen sowie zur Einbindung weiterer Funktionen wie dem Liquiditäts- oder Risikomanagement erforderlich. Die Plattform von Wyden bietet derzeit als einzige einen solchen Funktionsumfang. Abschliessend sollten Banken immer ihre eigenen Bedürfnisse und Eigenschaften wie Risikoprofil und Kundenstruktur im Blick behalten, um eine optimale Digital-Asset-Strategie zu entwickeln.
Banken als etablierte und vertraute Access Points
Etablierte Finanzinstitute haben klare Anreize, ihre Digital-Asset-Strategien fortzusetzen. Aus Retail- bzw. Investorensicht bietet das Digital-Asset-Offering einer regulierten Bank eine elegante Lösung – schlägt es nämlich eine Brücke zwischen den Bedürfnissen nach Sicherheit und Bequemlichkeit.
Eine regulierte Bank als "Treuhänderin" von Kryptowährungen gewährleistet für Kunden die sichere Aufbewahrung ihrer Wallets. Darüber hinaus wird der Zugang zu Crypto & Digital Assets erheblich vereinfacht, da die Bank als One-Stop-Shop für alle Asset-Klassen fungiert – von traditionellen Vermögenswerten bis zu Kryptowährungen und DeFi-Produkten. Vermögensberater können umfassend über Risiken aufklären und helfen bei der Portfoliodiversifikation. Der Ausbau des eigenen Angebots über Staking, Tokenisierung usw. steigert dabei den Kundenkomfort, liefert der Bank wertvolle Daten und weitere Touchpoints, und macht sie zeitgleich zum zentralen, vertrauenswürdigen Partner.
Wenn Banken es schaffen, aus den Fehlern des vergangenen Kryptowinters zu lernen, steht dem Erwachsenwerden des institutionellen Kryptohandels nichts mehr im Wege. Die technologischen Voraussetzungen eines professionellen und vernetzten Handelsökosystems sind da. Nun gilt es, diese im Bankensektor flächendeckend zu implementieren.