Ethereum, aktuell 25% unter seinem Allzeithoch, erholte sich kürzlich vom Sommerverkauf. Trotz Aufschwungs ist der führende dezentralisierte App-Store wachsender Konkurrenz durch Solana und andere Netzwerke ausgesetzt. Gleichzeitig verliert Ethereum Nutzer an Plattformen, die auf seiner eigenen Infrastruktur aufbauen.
Es steckt jedoch mehr hinter den Entwicklungen, als auf den ersten Blick ersichtlich ist. Während der Boomphasen von Decentralized Finance (DeFi) und NFTs führte die Netzwerküberlastung zu berüchtigt hohen Transaktionsgebühren bei Ethereum. So erreichten die mittleren Gasgebühren 2023 bis zu 13.92 US-Dollar. Diese Probleme offenbarten die Skalierungsgrenzen Ethereums und beschleunigten die Entwicklung von Layer-2-Lösungen (L2), Sidechains und grösseren Upgrades wie des Ethereum-Merge. Diese Fortschritte reduzierten die Kosten deutlich: Die durchschnittlichen Gasgebühren liegen nun bei 2.95 US-Dollar, was einem Rückgang von 78% entspricht. Selbst die teuerste L2-Lösung, Linea, weist derzeit mittlere Gebühren von nur 0.063 US-Dollar auf.
Proto-Danksharding: Ethereum's Skalierungs-Meilenstein
Mit der Einführung von EIP-4844 (Proto-Danksharding) im März wurde ein bedeutender Fortschritt erzielt. Das Upgrade ermöglicht die Nutzung von sogenanntem „Blob Space“, einem neuen Skalierungskonzept, das Daten effizienter speichert und die Transaktionskosten senkt. Obwohl die Gebühren, die L2-Netzwerke an Ethereum abführen, dadurch reduziert wurden, eröffnete das Upgrade neue Skalierungsoptionen. Dies steigert die Effizienz des Netzwerks und macht es für Entwickler und Nutzer zugänglicher. Tatsächlich nähert sich Ethereums Blob-Speicher bereits seiner Zielkapazität (Abbildung 2), was auf eine mögliche Wiederbelebung der Netzwerk-Einnahmen hinweist.
Dieses Konzept wird weiter untermauert durch die steigenden Zahlungen an Ethereum (Abbildung 3). Der Anstieg der Gebühren resultiert daraus, dass Layer-2-Netzwerke tatsächlich ihre Kapazitätsgrenzen erreichen, was höhere Zahlungen für die Datenspeicherung im Netzwerk erforderlich macht.
Regulatorische Veränderungen, L2-Konkurrenz und wachsende ETF-Nachfrage
Auf der regulatorischen Seite zeichnen sich bedeutende Veränderungen für Ethereum ab. Gary Genslers bevorstehender Rücktritt von der SEC, kombiniert mit potenziellen politischen Veränderungen unter der Präsidentschaft von Donald Trump, könnte die regulatorische Landschaft für Krypto-Assets dramatisch verändern. Ethereum ist in einer einzigartigen Position, um von diesem Übergang zu profitieren, angesichts seines Status als dominantes DeFi-Ökosystem. Doch, wie in Abbildung 4 gezeigt, ist sein Total Value Locked (TVL) von 70 Milliarden USD durch die Layer-2-Netzwerke, die darüber aufgebaut sind, bedroht.
Trotz der in diesem Jahr aufgetretenen Herausforderungen verstärkt Ethereums seine Fähigkeit, in diesem sich entwickelnden Umfeld zu gedeihen. Dieser Wandel fällt auch mit einem gestiegenen Interesse an Ethereum ETFs zusammen, was zu Rekord-Nettozuflüssen von fast 380 Millionen USD am 29. November führte und die Bitcoin ETFs mit rund 270 Millionen USD übertraf.
Die Einführung von Spot Ethereum ETFs im Juli 2024 hat neue Möglichkeiten für Investoren eröffnet, insbesondere im Bereich des Basis-Handels mit Ethereum-Futures-Kontrakten. Diese Strategie nutzt die Preis-Annäherung zwischen Futures- und Spot-Märkten und bietet eine Möglichkeit, Risiken im Zusammenhang mit der Preisvolatilität von Ethereum effektiv zu managen. Aktuell liegt der Basis-Handel von Ethereum auf einer rollenden 3-Monats-Basis bei 15.63%, was auf Contango oder positive Basis hinweist, was eine bullische Stimmung bezüglich der zukünftigen Preisentwicklung von Ethereum widerspiegelt. Der aktuelle Contango zeigt, dass die Nachfrage nach Ethereum-Futures-Kontrakten höher ist als nach Spot-Ethereum, wodurch der Basis weiter steigt und Vertrauen in den zukünftigen Wert der Pionier-Smart-Contract-Plattform signalisiert wird.
Was ist also die Beziehung zwischen Ethereum und seinen Skalierungslösungen?
Skalierungslösungen ermöglichen die benötigte Skalierbarkeit, um als globale Abwicklungsplattform zu funktionieren, während Ethereum die Grundlage liefert, die ihre Einführung unterstützt. Angesichts dieser wechselseitigen Beziehung könnten ihre Leistungen und Preisbewegungen miteinander korrelieren. pDa Skalierungslösungen jedoch als Tor zu einer erschwinglichen und effizienten Nutzung von Ethereum gelten, könnten sie periodenweise, wo allgemeines Interesses am Ethereum-Ökosystem verstärkt ist, in den Fokus rücken.
Wie in Abbildung 7 zu sehen, bestätigen die Leistungsdaten diese Annahme. Skalierungslösungen haben Ethereum seit Beginn der Rallye im November deutlich übertroffen. StarkNet führt das Feld an, gefolgt von Polygon mit 88,18 % und Arbitrum mit 83,90 %. Ethereum hat im Vergleich eine immer noch beeindruckende, aber weniger ausgeprägte Rendite erzielt. Diese Divergenz unterstreicht das wachsende Interesse von Investoren an den späteren Phasen des Ökosystems, da es weiterhin wächst.
Jedoch bewegen sich nicht alle dieser Assets im Gleichschritt mit Ethereum. Ein Blick auf Abbildung 8 zeigt, dass die Preisbewegungen von Optimism, Arbitrum und Polygon unterschiedliche Muster aufweisen. Optimism und Arbitrum spiegeln die Bewegungen von Ethereum wider, allerdings mit verstärkter Volatilität, was auf eine engere Verbindung hinweist. Diese enge Verbindung ist nachvollziehbar, da beide direkt als echte L2-Lösungen auf Ethereum arbeiten und dessen Sicherheit sowie Infrastruktur nutzen. Polygon folgt hingegen einem eigenständigeren Pfad und weicht deutlich von Ethereums Rhythmus ab – ein dynamisches Muster, das wahrscheinlich mit seiner Rolle als Sidechain anstelle eines reinen L2 sowie seiner etablierten Marktpräsenz zusammenhängt. Dies wird sich jedoch ändern, wenn Polygon vollständig zu einem ZK-basierten Rollup wird, wodurch es stärker mit Ethereum in Einklang kommt.
Beta-Dynamik von Ethereum-Skalierungslösungen
Ethereum zeigt die stabilste Wachstumsdynamik und festigt damit seine Position als etablierteres Asset. Im Gegensatz dazu deutet die Divergenz von Arbitrum und Optimism auf eine höhere Volatilität hin, bietet jedoch auch das Potenzial für ein attraktiveres Risiko-Rendite-Profil. Um die Beziehung zwischen Ethereum und seinem Ökosystem vollständig zu verstehen, betrachten wir deren Beta-Werte zu Ethereum. Das Beta misst die Sensitivität der Preisbewegungen eines Assets in Bezug auf ein anderes. Werte über 1 deuten auf eine verstärkte Reaktionsfähigkeit hin, während Werte unter 1 auf eine verringerte Sensitivität hinweisen.
Wie in Abbildung 9 zu sehen ist, zeigen Optimism und StarkNet mit Betas von über 140% verstärkte Preisbewegungen im Vergleich zu Ethereum. Dies bedeutet, dass sie während bullischer Phasen stärkere Renditen liefern können, jedoch möglicherweise mit einem höheren Risiko in Abwärtsphasen verbunden sind. Im Gegensatz dazu weist Polygon ein Beta unter 1 auf, was auf eine geringere Volatilität hinweist und mit seinem reiferen Status als Sidechain sowie seinem relativ unabhängigen Verhalten im Ökosystem übereinstimmt.
Abbildung 10 bietet eine tiefere Perspektive in diese Beziehung. Optimism und Arbitrum zeigen eine starke und verstärkte Korrelation mit Ethereum, wie an der engen Clusterung ihrer Datenpunkte um ihre Trendlinien zu erkennen ist. Diese Konsistenz deutet darauf hin, dass ihre Preisbewegungen eng mit der Performance von Ethereum verbunden sind, was sie vorhersehbarer macht. Polygon hingegen weist eine andere Beziehung auf, die sich in der breiteren Streuung seiner Renditen widerspiegelt. Diese Variabilität lässt darauf schliessen, dass der Preis von Polygon mehr von externen Faktoren beeinflusst wird, wie etwa netzwerkspezifischen Entwicklungen, anstatt vorwiegend von der Performance von Ethereum getrieben zu sein – eine Dynamik, die mit seiner relativ eigenständigen Natur übereinstimmt. Während diese Unabhängigkeit Polygon wenig zuverlässig ist Schlüsse auf Ethereums Preisbewegung zu machen, könnte es für diejenigen von Interesse sein, die unkorrelierte Renditen suchen, während sie weiterhin mit dem breiteren Ethereum-Ökosystem verbunden bleiben.
1. Sidechains: Eine Methode zur Skalierung von Ethereum
Die 2018 durch CryptoKitties ausgelöste Überbelastung, was zu über 100 USD Gebühren führte, verstärkte Ethereums Skalierungsbemühungen. Sidechains tauchten als erste Generation von Lösungen auf, die unabhängig arbeiteten, jedoch mit Ethereum für die Sicherheit verankert waren. Diese sind mittlerweile veraltet, da sie nicht mehr mit Ethereums Sicherheits- und Einnahmemodell im Einklang stehen. Dieser Bericht konzentriert sich auf nachfolgende Skalierungslösungen, insbesondere auf echte L2s, die besser mit Ethereums Ökosystem und Sicherheit in Einklang stehen.
2. Optimistische und Zero-Knowledge (ZK)-basierte Rollups
Optimism und StarkNet haben 2021 die optimistische und ZK-Rollups eingeführt, die schnellere Ethereum-Skalierungslösungen bieten. Optimistische Rollups gehen von der Gültigkeit von Transaktionen aus, es sei denn, sie werden angefochten. ZK-Rollups auf der anderen Hand bieten sofortige Endgültigkeit durch mathematische Beweise. Dennoch verwenden die meisten L2-Netzwerke einen einzigen Sequencer für die Transaktionsverarbeitung, was effizient ist, aber Zentralisierungsrisiken mit sich bringt. Ethereum klassifiziert diese derzeit als "Stufe 0-Dezentralisierung", aber Vitalik Buterin plädiert dafür, auf Stufe 1 überzugehen, mit dem Ziel:
- Die Abhängigkeit von zentralisierten Sicherheitsräten für die Implementierung von Upgrades zu verringern.
- Offene Validierungsherausforderungen gegen zentrale Sequencer zu ermöglichen.
Optimism und Arbitrum haben bereits Dezentralisierungsmerkmale der Stufe 1 implementiert, die auch auf Netzwerke wie Base ausgeweitet wurden. Schliesslich dominieren optimistische und ZK-Rollups die Nutzeraktivitäten im Ethereum-Ökosystem, wie in Abbildung 11 unten dargestellt.
3. Based Rollups
Die neueste Iteration von Rollups wird als Based Rollups bezeichnet. Kurz gesagt, sie gelten als Hybrid zwischen optimistischen und ZK-basierten Rollups, wobei der Hauptunterschied darin besteht, dass sie Ethereums Validatoren-Set anstelle eines zentralisierten Sequencers nutzen. Da Based Rollups direkt das Validatoren-Set von Ethereum für die Transaktionsordnung verwenden, anstatt separate Sequencer wie bei optimistischen und ZK-Rollups zu nutzen, erhöht diese Dynamik die Sicherheit. Sie erfordern jedoch mehr Ethereum-Ressourcen. Der Ansatz stimmt mit der Ökonomie von Based-Rollup-Netzwerken wie Taiko überein, die den Wert von Layer 1 steigern, wie bereits in Abbildung 3 gezeigt. Obwohl teurer, bietet es eine einfachere Architektur, die den Wert von Ethereum durch eine höhere Nachfrage nach Blockspace steigern könnte.
Dennoch hat die rasche Expansion von L2s zur Skalierung von Ethereum zu einem vielfältigen Ökosystem mit über 100 Netzwerken geführt. Obwohl dieser Ansatz eine erhebliche Menge an DeFi-Aktivitäten auf die neue Ausführungsschicht ausgelagert hat, wie in Abbildung 12 unten zu sehen ist, hat diese Art der Verbreitung auch zu einer Fragmentierung des Ökosystems geführt. Der aktuelle Zustand des Ökosystems hat daher die Wahrnehmung der Nutzer einer einheitlichen Ethereum-Erfahrung herausgefordert und die Liquidität erheblich über die L2-Landschaft verstreut.
Was ist also die Lösung der L2-Fragmentierung?
Obwohl dieses komplexe Thema eine detaillierte Untersuchung verdient, konzentrieren wir uns auf zwei grundlegende Prinzipien, die darauf abzielen, die Fragmentierung des Ökosystems zu mildern: Das erste ist Polygon AggLayer, das voraussichtlich noch vor Jahresende live gehen wird. Es handelt sich um ein Cross-Chain-Protokoll, das es unabhängigen Chains ermöglicht, Liquidität, Nutzer und Zustände zu teilen und so ein nahtloses Netzwerk souveräner Blockchains zu schaffen. Kurz gesagt, es wird den Nutzern ermöglichen, auf Liquidität aus mehreren Quellen zuzugreifen, als ob sie eine einzige Chain verwenden würden.
Eine weitere hoch erwartete Lösung, die derzeit übernommen wird, sind Cross-Chain-Intents. Vereinfacht gesagt handelt es sich dabei um eine vereinfachte Möglichkeit für Nutzer, Transaktionen über verschiedene Blockchain-Netzwerke hinweg auszuführen. Nutzer geben ihr gewünschtes Ergebnis an (z.B. Token tauschen), ohne den komplexen Prozess dahinter verstehen zu müssen. Dies ermöglicht es Dritten, die Ausführung zu optimieren, was Kosten senkt und Effizienz steigert. Gleichzeitig ist die Nutzererfahrung verbessert und die Fragmentierung der Liquidität adressiert.
In dieser Hinsicht hat Uniswap mit Across Protocol – dem Vorreiter im Bereich Cross-Chain-basiertes Bridging – zusammengearbeitet, um einen neuen Standard einzuführen: ERC 7638. Diese Innovation kommt zu einem entscheidenden Zeitpunkt, wie an der steigenden Beliebtheit von Across zu erkennen ist, wie in Abbildung 14 unten dargestellt. Nutzer suchen zunehmend nach einem vereinfachten Ansatz für Cross-Chain-Transaktionen, um die traditionellen Komplexitäten von Blockchain-Brücken zu umgehen.
Dennoch ist dies von Bedeutung, da es einen gemeinsamen Rahmen für die Ausdrucksweise und Ausführung von Nutzerintents über mehrere Blockchains hinweg einführt, wie z.B. Swaps, Staking und Lending. Dies hat viele der führenden L2s, wie Arbitrum, Optimism, Scroll, Linea, Polygon, Mantle und Taiko, dazu veranlasst, Unterstützung für den neuen Standard anzukündigen. Daher glauben wir, dass die Einführung dieser Lösung die Migration der Nutzer in die On-Chain-Welt beschleunigt, da es einfacher ist, mit verschiedenen Ökosystemen zu interagieren.
Wo geht der Sektor hin?
Es lässt sich ein bemerkenswerter Anstieg von sektor-spezifischen L2s beobachten. Ethereums Skalierungslösungen entwickeln sich weiter, um den einzigartigen Bedürfnissen unterschiedlicher Industrien und Anwendungen abzudecken. Diese L2s sind darauf ausgelegt, Leistung, Kosten und Nutzererfahrung für spezifische Anwendungsfälle zu optimieren, was sie von allgemeinen Lösungen wie Arbitrum oder Optimism abhebt. Indem sie sich auf Sektoren wie DeFi, Gaming oder KI konzentrieren, bieten sektor-spezifische L2s eine grössere Anpassungsfähigkeit, um den einzigartigen Anforderungen dieser Anwendungen gerecht zu werden – sei es schnellere Transaktionsgeschwindigkeiten für Gaming, verbesserte Liquiditätsoptimierung für DeFi oder effiziente Datenverarbeitung für KI-Arbeitslasten.