Seit einem halben Jahr bieten die Zuger, St. Galler und Luzerner Kantonalbanken Dienstleistungen für Kryptowährungen an. Bald könnte der Elefant den Raum betreten. Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) nähert sich einem Angebot für den Handel mit Bitcoin (BTC) und Ethereum (ETH), wie CVJ.CH erfahren hat.
Beide Kryptowährungen erschienen gestern Abend im Handelsabteil der ZKB-Mobilapp als die einzigen "Digitalen Vermögenswerte". Die App bietet eine historische Preisentwicklung in US-Dollar. Handeln können Kunden die Kryptowährungen nicht. Damit haben sie einen ähnlichen Status wie eingeschränkte Wertpapiere, die nur Preisinformationen enthalten. Aus Insiderkreisen ist allerdings zu vernehmen, dass sich die ZKB einer Krypto-Produktlancierung nähert. Auf Anfrage von CVJ.CH bestätigte die Medienstelle die Gerüchte nicht. Generell analysiere die Bank ihr Dienstleistungs- und Produktangebot fortlaufend und passe es bei Bedarf den veränderten Kundenwünschen und -bedürfnissen an. Informationen zu neuen Produkten würden im Rahmen der Produktlancierung kommuniziert.
Eine Kantonalbank folgt auf die nächste
Im Oktober 2023 schrieb die Zuger Kantonalbank Geschichte. Als erste Schweizer Staatsbank bot das Institut ihren Kunden direkten Zugang zu sechs verschiedenen Kryptowährungen an. Das Angebot stiess auf rege Kundennachfrage, wie die ZugerKB im Interview mit CVJ.CH bestätigte. Dass weitere Kantonalbanken folgen würden, kommunizierte man ebenfalls offen. Denn nur wenige Wochen danach betrat die St. Galler Kantonalbank das Feld. Und die Luzerner Kollegen feierten ihren Start im März 2024.
"Die Kantonalbanken stehen - wie auch bei anderen Themen - im losen Austausch miteinander. Ich bin davon überzeugt, dass noch weitere Institute einsteigen werden. Wann und in welcher Form diese Angebote auf den Markt kommen, darüber möchte ich nicht spekulieren. In fünf Jahren werden wahrscheinlich nicht alle Kantonalbanken Krypto-Anlagen anbieten, aber wir werden neben der LUKB und SGKB garantiert nicht die einzigen sein, die die Anlage in digitale Vermögenswerte anbieten." - Jan Damrau, Leiter der Unternehmenssteuerung der Zuger Kantonalbank
Laut gut informierten Quellen stehen angeblich zehn Staatsinstitute kurz vor der Lancierung eigener Kryptoprodukte, berichtete die Finanz und Wirtschaft vor zwei Wochen. Somit beschäftigen sich über die Hälfte aller Kantonalbanken mit der Thematik. Der Elefant im Raum ist die Zürcher Kantonalbank. Mit einer Bilanzsumme von 200 Milliarden Schweizer Franken (CHF) verwaltet das Institut mit Abstand die meisten Gelder aller hiesigen Staatsbanken. Die ZKB selbst gab nie Auskunft über ein geplantes Krypto-Angebot. Diverse Gespräche mit Branchenvertretern bestätigten die Vermutung allerdings. Die grösste Unbekannte bleibt das Datum für die offizielle Freigabe.
Konkurrenz heizt sich auf
Weitere Schweizer Finanzinstitute positionieren sich ebenfalls. Neben den Kantonalbanken ging die PostFinance diesen Februar mit ihrem Krypto-Angebot an den Start. Als Motivation dient das rege Kundeninteresse. So verzeichnete die PostFinance seit 2019 über 1 Milliarde Schweizer Franken an Abflüssen an Krypto-Börsen. Pioniere wie Swissquote profitierten von diesen Abwanderungen. Wer diese Kunden behalten möchte, braucht ein eigenes Angebot.
Andere Banken bleiben etwas zurückhaltender. Insbesondere die UBS verliert kaum ein positives Wort zu der Anlageklasse. Nichtsdestotrotz schreiten Pilotprojekte mit digitalen Assets in der Schweiz rasch voran. Am CBDC-Projekt "Helvetia III" beteiligten sich neben der Schweizerischen Nationalbank (SNB) die UBS, ZKB, Commerzbank, Hypothekarbank Lenzburg sowie die Kantonalbanken aus Waadt und Basel.