Ethereum ist nach Bitcoin das zweitgrösste dezentrale Blockchain-Netzwerk. Ebenso handelt seit 2015 die native Kryptowährung Ether (ETH) auf verschiedensten Handelsplätzen. Dies sollte künftig nicht mehr so einfach sein. Denn mit einer aggressiven Kampagne möchte die US-Börsenaufsicht SEC Ether als Wertpapier einstufen.
Diesen Mittwoch machte eine besorgniserregende Schlagzeile die Runde. Die in Zug ansässige Ethereum Foundation werde von einer staatlichen Behörde untersucht. Es handle sich um eine vertrauliche Anfrage mit Geheimhaltungspflicht. Später enthüllte das Finanzmagazin Fortune mit Verweis auf Insiderquellen, die SEC habe "eine energische Rechtskampagne" gegen die Ethereum Foundation eingeleitet. Die Behörde wolle unter der Leitung des ehemaligen Investmentbankers Gary Gensler erneut versuchen, Ether (ETH) als Wertpapier zu klassifizieren.
SEC-Ermittlungen seit dem Ethereum "Merge"
Nicht nur die Ethereum Foundation selbst erhielt eine Anfrage der SEC. Diverse US-Kryptofirmen seien ebenfalls involviert. Im Rahmen der Ermittlungen fordere die SEC die Firmen auf, alle Dokumente und Finanzunterlagen mit Bezug auf ihre Geschäfte mit der Ethereum Foundation vorzulegen. Laut einer Person, die sich gegenüber Forbes äusserte, startete die Kampagne kurz nach dem Umstieg von Proof of Work (PoW) auf Proof of Stake ("Merge").
Zuvor nutzte Ethereum wie Bitcoin den Proof of Work-Konsensalgorithmus. Miner wendeten erhebliche Energie auf, um neue Blöcke an Transaktionen zu bestätigen. Proof of Stake (PoS) ist ein alternatives Modell. Statt Rechenenergie müssen Validatoren eine Sicherheit ("Stake") in Form der nativen Kryptowährung verpfänden. Je grösser der Stake, desto höher die Wahrscheinlichkeit, zur Validierung eines Blocks gewählt zu werden. Als Belohnung erhalten Validatoren wie die Miner in Proof of Work-Systemen eine Blockbelohnung sowie die Transaktionsgebühr. Die SEC möchte diese "Rendite" auf Ether-Staking jetzt als Argument für die Einstufung als Wertpapier nutzen.
Politischer Druck auf Gensler
Die fragwürdige Anti-Krypto-Einstellung des SEC-Vorsitzenden gerät seit seinem Amtsantritt im Jahr 2021 öfters in Kritik - selbst aus den eigenen Reihen. Ethers Status als Rohstoff war bisher jedoch unbestritten. Während seines Lehrstuhls am MIT meinte Gensler selbst, Ethereum sei dezentralisiert genug, um kein Wertpapier mehr darzustellen. Grund der jüngsten Kampagne sei politischer Druck von Seiten der Demokratischen Partei. Beispielsweise sprach sich Senatorin Elizabeth Warren öffentlich gegen die Genehmigung der Spot-Bitcoin-ETFs aus.
The @SECgov is wrong on the law and wrong on the policy with respect to the Bitcoin ETF decision.
If the SEC is going to let crypto burrow even deeper into our financial system, then it's more urgent than ever that crypto follow basic anti-money laundering rules.
— Elizabeth Warren (@SenWarren) January 11, 2024
Die SEC-Kampagne gegen Ethereum senkt die Chancen einer Ether-ETF-Genehmigung diesen Mai. Im Rennen befinden sich die Anbieter der Bitcoin-ETFs, unter anderem auch BlackRock und Fidelity. Wird die Entscheidung erneut vertagt, liegt die letzte Frist im August. Bei einer Ablehnung der Ether-ETFs aufgrund der Wertpapierbedenken der SEC dürfte eine weitere Klage zu erwarten sein. Für die Antragsteller würden die Chancen angesichts der klaren Sprache im Gerichtsfall SEC vs. Grayscale gut stehen. Erst diese Woche erlitt die SEC einen weiteren verheerenden Verlust gegen das Krypto-Unternehmen DEBT Box.