Algorithmische Stablecoins reagieren auf Marktereignisse mit automatisierten Stabilisierungsmassnahmen. Dies erhöht ihre Dezentralisierung und bietet die Möglichkeit, eine intelligente, reaktionsfähige Währung zu schaffen, die nicht von einer einzigen Institution kontrolliert wird und in diversen Branchen als Tauschmittel dienen kann.
Algorithmus-basierte Stablecoins sind im Gegensatz zu ihren zentralisierten Gegenstücken nicht mit Sicherheiten verbunden. Daher werden sie auch als nicht-besicherte Stablecoins bezeichnet. Algorithmische Stablecoins stellen eine neue Art von Kryptowährungen dar, die auf eine verbesserte Preisstabilität ohne zentrale Instanz zugeschnitten sind. Oft geschieht dies durch die vorprogrammierte Anpassung des Angebots an die Nachfrage des Vermögenswertes.
Der Algorithmus oder das Protokoll, das diesen Stablecoins zugrunde liegt, fungiert als "Zentralbank". Er hilft bei der Erhöhung des Angebots im Falle einer deflationären Tendenz des Tokens oder bei der Verringerung des Angebots im Falle eines Rückgangs der Kaufkraft. Die Regeln für solche Aktionen des Algorithmus sind in Smart Contracts in eingebetteter Form verfügbar. Eine Änderung der Regeln ist bei dezentralen Stablecoins nur durch einen sozialen Konsens oder durch Governance-Abstimmungen möglich.
Nachteile der gegenwärtigen Stablecoins
Nachdem Facebook mit ihrer Kryptowährung "Libra" erstmals einen eigenen Stablecoin einführen wollte, wurden viele Regulatoren auf den Sektor aufmerksam. Mit der Möglichkeit, eine stabile Geldform mittels der Blockchain-Technologie zu emmittieren, können private Unternehmen eine grundlegende Funktion der Notenbanken übernehmen. So nahm die Regulierung von Stablecoins rasch eine hohe Priorität ein, sowohl bei Zentralbanken als auch anderen Regulierungsbehörden.
Neben der Anfälligkeit für ein hartes Durchgreifen der Regulatoren gehen besicherte Stablecoins wie Tether (USDT) und USD Coin (USDC) auch Kompromisse im Bereich der Zensurresistenz ein. Da die Smart Contracts der entsprechenden Token einer zentralen Instanz unterliegen, können Nutzer gezielt von Token-Transfers gesperrt werden - eine Idee, die laut Verfechtern des Web 3.0 nicht der erlaubnislosen und offenen Natur der Blockchain-Technologie entspricht. Algorithmische Stablecoins weisen dieses Problem üblicherweise nicht auf, da die Kontrolle über die Token-Kontrakte nicht in den Händen einer einzelnen Partei liegt. Die Nutzung dieser Protokolle und der daraufliegenden Werte bedarf somit weder Drittpartei noch Erlaubnis.
MakerDAO's DAI-Token
Mit MakerDAO wurde im Jahr 2015 das erste Protokoll zur Emmission eines algorithmischen Stablecoins gegründet. Dabei handelt es sich um ein überbesichertes Stablecoin-Produkt, das auf der Ethereum-Blockchain zuhause ist. MakerDAO wurde aus der Erkenntnis heraus geboren, dass frühe Kryptowährungen volatil und daher als Tauschmittel nicht besonders nützlich waren. Die Entwicklung des Projekts wurde ursprünglich von der Maker Foundation geleitet, wird jetzt aber von den einer dezentralisierten autonomen Organisation (DAO) kontrolliert.
Das Protokoll wurde offiziell im Jahr 2017 als Single Collateral DAI System (auch als SAI bekannt) eingeführt, das es den Nutzern ermöglichte, DAI mit Ether (ETH) als Sicherheit zu prägen. Bei einem Preiseinbruch der hinterlegten Sicherheiten wird die Position unter einer gewissen Schwelle automatisch liquidiert. Nach dem erfolgreichen Start von Single Collateral DAI führte Maker im Jahr 2019 das Multi Collateral DAI (MCD) System ein, das eine grössere Vielfalt an Sicherheiten über ermöglichte. Mit einer Marktkapitalisierung von 9 Milliarden US-Dollar handelte es sich hierbei die längste Zeit um den beliebtesten algorithmischen Stablecoin.
Der aufkommende Konkurrent UST
Der LUNA-Token befindet sich aktuell unter den 10 grössten Kryptowährungen nach Marktkapitalisierung und die zugehörige Terra Plattform dient zur Prägung des Stablecoins TerraUSD (UST). Terra wurde auf dem Cosmos SDK aufgebaut und verwendet einen delegierten Proof-of-Stake-Konsens. Nutzer, die UST prägen möchten, müssen die entsprechende USD-Menge an LUNA verbrennen. Ein kleiner Teil der LUNA-Token, die für die Prägung von Stablecoins verwendet werden - auch als Seigniorage bekannt - geht an das Treasury, was die Prägung von Stablecoins für das Netzwerk ein profitables Geschäft macht. Es ist ein ähnlicher Prozess wie die Seigniorage, von der Zentralbanken profitieren, wenn sie Geld drucken.
Der LUNA-Token ist wichtig für den Besicherungsmechanismus des Ökosystems, um die Preisstabilität von UST zu gewährleisten. Aus diesem Grund ist LUNA so konzipiert, dass es ein dynamisches Angebot hat, welches entsprechend dem Besicherungsalgorithmus des Protokolls schwankt. Der Name des Protokolls soll eine Analogie zu der symbiotischen Beziehung zwischen der Erde und dem Mond sein und der Art und Weise, in der die beiden Himmelskörper sich gegenseitig Gravitationsstabilität verleihen.
Magic Internet Money (MIM)
Abracadabra.Money ist eine Plattform, die mit Hilfe von zinstragenden Vermögenswerten funktioniert, um ihren eigenen Vermögenswert MIM zu prägen. Das Ziel des Protokolls ist es, einen exklusiven Weg für Nutzer zu schaffen, um DeFi-Kapital zu erhalten, damit sie effizient wirtschaften können. Das Protokoll gewährt den Nutzern leichten Zugang zu Krediten und ermöglicht es ihnen, mit Hebelwirkung Geld aufzunehmen.
Abracadabra ist ein Leihpool für verzinsliche Token. Daher ermöglicht es seinen Nutzern, ihre Sicherheitenraten im Vergleich zu herkömmlichen Kreditbörsen effizient zu kontrollieren. Die Sicherheiten werden zunächst auf der Abracadabra-Plattform hinterlegt, dann werden die Schuldzuteilung und die Zinsen auf den Kreditnehmer umgelegt. Anschliessend werden die MIM-Token an die Wallets der Nutzer gesendet. Ähnlich wie Terra besitzt Abracadabra zwei Token: Magic Internet Money, die an den US-Dollar gekoppelte Kryptowährung und SPELL - der Governance-Token und das Protokolldienstprogramm, welches für Anreize und Gebührenteilung verwendet wird.
Erste Mischung aus Besicherung und Algorithmusmechanismus
Indem Frax Finance von einer vollständigen Besicherung ausgeht und dann die Besicherungsquote senkt oder erhöht, stellen die Marktkräfte ein Gleichgewicht für eine angemessene Besicherung her. Er ist der erste und zur Zeit einzige Stablecoin, bei dem ein Teil des Angebots durch Sicherheiten gedeckt ist und ein Teil des Angebots algorithmisch erfolgt. Das bedeutet, dass FRAX der erste Stablecoin ist, bei dem ein Teil des Angebots variabel bzw. unbesichert ist.
Frax Shares (FXS) ist der Governance-Token, der Gebühren, Seigniorage-Einnahmen und Protokollgebühren anhäuft. Die Endvision von Frax ist es, die erste kryptonative Version des Verbraucherpreisindexes (CPI) - den Frax Price Index (FPI) - zu schaffen, der von FXS-Inhabern (und anderen Protokoll-Token) gesteuert wird. FRAX ist derzeit an den USD gekoppelt, strebt aber danach, die erste dezentrale, erlaubnisfreie Kryptowährung zu werden, die anhand dem Verbraucherpreisindex (CPI) stabil bleibt.