Ein zusammenfassender wöchentlicher Rückblick auf die Geschehnisse an den Krypto-Märkten mit Fokus auf Trendsektoren, Liquidität, Volatilität, Spreads und mehr in Zusammenarbeit mit Marktdatenanbieter Kaiko.
Die letzten 7 Tage an den Krypto-Märkten:
- Preisbewegungen: Huobi listete einen Token, der eine Forderung auf die Schulden von FTX repräsentiert. Er stieg kurzzeitig auf bis zu 100 US-Dollar, bevor er auf 13 US-Dollar abstürzte.
- Marktliquidität: Das Handelsvolumen von Coinbase übertrifft zunehmend das von Uniswap, was darauf hindeutet, dass Händler weiterhin CEXs bevorzugen.
- Derivate: Das Open Interest für BTC bleibt trotz starker Volatilität unverändert.
- Makro-Trends: Silvergate, einst der bevorzugte Bankpartner der Kryptoindustrie, musste im Zuge der FTX-Entgleisungen einen Einbruch seines Aktienkurses hinnehmen.
Märkte bereiten sich auf regulatorische Auswirkungen vor
Die Kryptomärkte haben ihren Höhenflug trotz einer weiteren Woche voller behördlicher Eingriffe fortgesetzt. Am vergangenen Donnerstag erhob die SEC offiziell Anklage gegen den Terra-Gründer Do Kwon, dem sie einen "Multi-Milliarden-Dollar-Betrug" gegenüber Investoren des UST-Stablecoins und von LUNA vorwirft. Ausserdem schlug die SEC neue Regeln für das Depotgeschäft vor, die es Wertpapierfirmen erschweren würden, mit Kryptounternehmen zusammenzuarbeiten. Die beiden Layer 2-Netzwerke Polygon und zkSync gaben einen Launch-Termin für ihre konkurrierenden Zero-Knowledge-Lösungen bekannt.
BNB von Binance entwickelt sich im Februar unterdurchschnittlich
Der BNB-Token von Binance hat sich im Februar schlechter entwickelt als der breite Markt. Die Paxos-BUSD-Situation lastet weiterhin auf der Börse, die letzte Woche massive Abflüsse verzeichnete. Das BNB-zu-BTC-Preisverhältnis, welches die relative Performance der beiden Token misst, fiel auf das niedrigste Level seit August 2022. BNB-Inhaber profitieren von niedrigeren Transaktionsgebühren, können über neue Coins abstimmen und erhalten passive Staking-Belohnungen. Der Token kann aber auch als Indikator für die Performance der Börse interpretiert werden. Bis November 2022 hatte sich BNB meist besser entwickelt als Bitcoin (BTC). Dann begann das Verhältnis nach unten zu tendieren, da sich die Stimmung nach dem Zusammenbruch von FTX verschlechterte.
Huobi listet neuen FTX-Schuld Token
Am 6. Februar hat Huobi einen FUD-Token auf den Markt gebracht, welcher einen Anspruch auf die Schulden von FTX darstellen soll. Die Schulden werden angeblich von einer DAO gehalten. Justin Sun hat seine Bescheinigung über die Schulden getwittert und angedeutet, dass sie sich im zweistelligen Millionenbereich bewegen. Die DAO gab 20 Mio. Token mit einem Abschlag von 1 USD pro Token heraus. Huobi behauptete, dass der Marktwert zwischen 1 USD und 5 USD liegt, was auf Schulden zwischen 20 Mio. und 100 Mio. USD hindeutet. Wenn die Schulden mehr als 20 Mio. USD betragen, wird die DAO den Rest des FUD an die Inhaber/innen ausschütten.
Die Spekulationen auf dem Markt über diesen Betrag scheinen sich durchgesetzt zu haben.FUD wird jetzt bei 13 USD gehandelt, nachdem er bei der Börseneinführung noch bei 100 USD lag. Es ist unklar, warum der Token so hoch gehandelt wird. Vor allem nachdem Huobi einen Hinweis auf den fairen Wert des Tokens gegeben hat. Die Börsennotierung wurde von den Anlegern kritisiert, weil sie einem Wertpapier ähnelt und die DAO noch keine Beweise dafür vorgelegt hat, dass sie Anspruch auf die FTX-Schulden hat.
Coinbase Handelsvolumen übertrifft zunehmend das von Uniswap
Nach dem Zusammenbruch von FTX kam die Befürchtung auf, dass Kleinanleger zu dezentralen Börsen abwandern würden, angesichts der wachsenden regulatorischen Unsicherheit. Doch hat Coinbase in diesem Monat und seit Anfang des Jahres kontinuierlich höhere Umsätze als Uniswap verzeichnet. Viele befürchteten, dass es als Nächstes von der SEC angegriffen werden könnte. Das kumulierte Volumen von Coinbase liegt in diesem Jahr bei über 185 Mrd. USD (im Vergleich: Das von Uniswap bei etwas über 93 Mrd. USD).
Letztes Jahr haben wir darüber berichtet, dass das Handelsvolumen von Uniswap durchgehend mit dem von Coinbase gleichgezogen hat. Dieser Trend scheint nur vorübergehend gewesen zu sein, denn Coinbase hat seine Position als Top-Börse beim Handelsvolumen erneut bestätigt. Der Coinbase/Uniswap-Indikator scheint einer der besten Indikatoren zu sein, um die Präferenzen der Händler/innen zu verfolgen. Es wird interessant sein, ihn angesichts der jüngsten Ängste vor einer zentralisierten Börse im Auge zu behalten.
SAND-Token steht nach der Freischaltung unter Verkaufsdruck
In einem kürzlich durchgeführten Deep Dive haben wir das Anlegerverhalten bei Token-Unlocks untersucht. Man konnte festgestellen, dass der Token umso stärker unter Verkaufsdruck steht, je höher der Anteil der frühen Investoren ist. Wir haben die SAND-Freigabe im vergangenen August als Beispiel herangezoge und die jüngste Freigabe am 14. Februar scheint nicht anders gewesen zu sein.
Wie im August wurden letzte Woche 12% des gesamten SAND-Angebots freigeschaltet. Dabei ging etwa 50% dieser Zuteilung an Investoren - ein relativ hoher Betrag im Vergleich zu anderen Freischaltungen. In den ein oder zwei Tagen nach der Freigabe haben wir mehrere grosse Verkaufsaufträge für die liquidesten USDT-Paare von SAND beobachtet: Am 15. Februar waren 55% dieser Aufträge Verkäufe, was einem zusätzlichen Verkaufsdruck von 7 Mio. USD allein für das USDT-Paar entspricht. Nach der Freischaltung bewegte sich SAND jedoch weitgehend im Einklang mit Ethereum (ETH) und übertraf diesen in den letzten 24 Stunden um 18%.
Die Alameda-Lücke bleibt bestehen
Die Liquiditätslücke, welche durch den Zusammenbruch von FTX und Alameda entstanden ist (auch als "Alameda-Gap" bezeichnet), besteht im Februar weiter fort. Dabei liegt die BTC-Markttiefe immer noch deutlich unter dem Level vom November. Die Anzahl der BTC-USD(T)-Gebote und -Bitten innerhalb von 2% des mittleren Kurses an 16 Börsen lag im Februar bei etwa 8k BTC. Das sind über 40% weniger als im Oktober, wo die Markttiefe über 13'000 lag. Die BTC-Liquidität ging an den kleineren Börsen am stärksten zurück, wobei Gemini und Kraken einen Rückgang von über 60% verzeichneten.
Die erhöhte Volatilität dürfte die Market Maker in Atem gehalten haben. Die Markttiefe ist nämlich im Februar um mehr als 2'000 BTC gesunken, obwohl sie in der letzten Woche wieder leicht gestiegen ist. Der Rückgang wurde von den USDT-Märkten von Binance verursacht, die zwischen dem 11. und 17. Februar um fast 50% fielen.
Binance bietet die meisten ewigen Termingeschäfte an
Ein nützlicher Indikator für die Marktführer im Bereich der Perpetual Futures ist die Anzahl der Paare, die jede Börse anbietet. Vor dem Zusammenbruch von FTX hatte FTX von allen Börsen die meisten Paare gelistet und war aufgrund der Anzahl der angebotenen Kontrakte einer der Marktführer für Perpetual Futures. Nach dem Zusammenbruch von FTX liegt Binance mit 236 verschiedenen Perpetual Futures-Paaren an der Spitze, nicht weit dahinter Bybit und OKX. Interessanterweise rangiert BitMEX bei der Anzahl der Kontrakte auf den hinteren Plätzen, obwohl das Unternehmen Ende letzten Jahres nach einer Reihe von Entlassungen zu einer "auf Derivate fokussierten Strategie" übergegangen ist.
Korrelation von Bitcoin und Aktien auf 4-Monats-Tief
Kryptowährungen haben sich im Jahr 2023 von den traditionellen Vermögenswerten abgekoppelt, da der makroökonomische Gegenwind nachlässt und kryptospezifische Ereignisse den Markt zunehmend bestimmen. Die negative Korrelation von BTC mit dem US-Dollar hat sich am stärksten in den positiven Bereich verschoben und liegt derzeit bei -0.1, dem schwächsten negativen Level seit August 2022. Der Dollar hat etwas Unterstützung erhalten, da die US-Wirtschaftsdaten weiterhin robust sind und die Atlanta Fed ein US-Wachstum von 2.4% im ersten Quartal erwartet.
BTC wies im Februar zwar eine starke Volatilität auf, entwickelte sich aber aufgrund der verbesserten globalen Liquidität besser als traditionelle Anlagen. Die Korrelation von BTC mit dem Nasdaq 100 hat sich ebenfalls abgeschwächt und ist zum ersten Mal seit dem FTX-Crash unter 0.4 gefallen. Weiter liegt die Korrelation mit US-Investment-Grade-Anleihen derzeit bei Null.
Silvergate-Aktienkurs korreliert nicht mehr mit dem Kryptomarkt
Silvergate hat sich einen Namen als Bank der Wahl für einige der grössten Kryptounternehmen gemacht. Hauptsächlich durch die Zusammenarbeit mit FTX, auf das rund 10% der Kryptoeinlagen entfielen. Aufgrund der grossen Exponierung in Kryptowährungen bewegte sich der Aktienkurs von Silvergate in den Jahren 2021-22 grösstenteils im Einklang mit den BTC-Renditen. Aufgrund der wachsenden rechtlichen und regulatorischen Risiken im Zusammenhang mit den Geschäften der Bank mit FTX und Alameda hat sich diese Korrelation 2023 jedoch deutlich abgeschwächt.
Die Bank hat seit November fast 70% ihres Wertes verloren und die Shortpositionen sind ebenfalls stark zurückgegangen. Anfang Januar gab Silvergate bekannt, dass es Vermögenswerte mit Verlust verkauft hat, um die massiven Abhebungen von Einlagen in digitalen Vermögenswerten von über 8 Mrd. USD im letzten Quartal 2022 zu decken. Letzte Woche stieg der Aktienkurs auf das höchste Level seit Dezember 2022, nachdem sich Citadel Securities in die Liste der anderen Grossinvestoren einreihte. Sie gaben eine Beteiligung an dem Unternehmen bekannt.
Insgesamt sehen sich Krypto-Banken in den USA mit einem strengeren regulatorischen Umfeld konfrontiert, das zu einer Neubewertung der Branche führen könnte. Grund dafür könnte sein, dass kleinere Projekte und unregulierte Offshore-Börsen als zu riskant angesehen werden. Anfang Februar hat eine andere grosse kryptofreundliche Bank (Signature) ihre Beziehungen zu Binance gekappt, das seither Überweisungen in USD ausgesetzt hat.