Ein zusammenfassender wöchentlicher Rückblick auf die Geschehnisse an den Krypto-Märkten mit Fokus auf Trendsektoren, Liquidität, Volatilität, Spreads und mehr in Zusammenarbeit mit Marktdatenanbieter Kaiko.
Die letzten 7 Tage an den Krypto-Märkten:
- Preisbewegungen: cbETH von Coinbase wurde mit einem Abschlag gehandelt, nachdem bekannt wurde, dass die SEC Kraken mit einer Geldstrafe von 30 Mio. USD belegt hatte.
- Marktliquidität: LocalBitcoins wurde nach 10 Jahren geschlossen, nachdem die Konkurrenz und eine lang anhaltende Baisse das Handelsvolumen verringert hatten.
- Derivate: ETH-Optionsmärkte sehen optimistisch aus, sind aber volatiler als BTC.
- Makro-Trends: Die Korrelation zwischen Bitcoin und Gold ist auf einem Jahreshoch, bleibt aber schwach.
Märkte bereiten sich auf regulatorische Auswirkungen vor
Die Kryptomärkte sind in der vergangenen Woche zurückgegangen, da die Aufsichtsbehörden die Branche in einer Art synchronisiertem Vorgehen ins Visier genommen haben. Bitcoin (BTC) und Ethereum (ETH) fielen in dieser Woche um 5% und 9%. Binance setzt vorübergehend USD-Zahlungen aus, wahrscheinlich aufgrund von Problemen mit ihrem Bankpartner Signature Bank. Unterdessen erzielten Genesis, Gemini und DCG eine Einigung vor dem Konkursgericht, ausserdem erhöhten Blackrock und State Street ihre Anteile an der Kryptobank Silvergate.
SEC nimmt zentralisierte Staking-Dienste ins Visier
Letzte Woche verhängte die SEC eine Geldstrafe in Höhe von 30 Mio. US-Dollar gegen Kraken für sein Staking-Programm mit der Begründung, dass es sich dabei um ein nicht lizenziertes Wertpapierangebot handelte. Der Dienst wurde seitdem für US-Kunden abgeschaltet. Coinbase, welches den grössten zentralisierten, liquiden Einsatzdienst betreibt, ist zu Recht besorgt. Dies obwohl sich die Struktur seines Dienstes von dem unterscheidet, was Kraken angeboten hat.
cbETH ist das Liquid Staking Derivat (LSD) von Coinbase. Es wird in einem 1:1 Verhältnis 1:1 an Kunden ausgegeben, die ETH in den Service einzahlen. Durch regulatortische Drücke bedingt stürzte cbETH am 8. Februar nach der Bekanntgabe der Regulierungsbehörde ab. Das Derivat unterscheidet sich von den meisten ETH-LSDs dadurch, dass die Staking-Belohnungen auf den Token angerechnet werden, anstatt ihn neu zu bewerten. Das bedeutet, dass der Preis von cbETH im Verhältnis zu ETH im Laufe der Zeit steigen sollte; sein aktueller fairer Wert liegt bei etwa 1.025 ETH. Interessanterweise erreichte der Preis von cbETH am 5. Februar, drei Tage vor der Ankündigung, einen Tiefstand von 0.984 auf Coinbase. Darüber hinaus gab es am 6. Februar einen sprunghaften Anstieg der cbETH-Verkäufe im selben Paar: 3'164 Verkäufe standen nur 143 Käufen gegenüber.
Die Schliessung von Krakens Staking-Service könnte die Tür für eine Reihe dezentraler Staking-Services öffnen. Innerhalb weniger Stunden nach der Entscheidung der SEC stiegen die Token-Preise einiger der grössten dezentralen ETH-Einsatzprotokolle sprunghaft an.
Coinbase und Kraken allein machen 20% des ETH-Stakingmarkts aus. Sollte die SEC also gegen zentralisierte Staker vorgehen, wäre dieser Marktanteil für Unternehmen wie Lido, Rocketpool und Frax, die das Rennen um dezentralisierte Einsatzoptionen anführen, zu erobern.
Dezentrale Futures-Token überflügeln den Markt
dYdX (DYDX) war der Top-Performer unter den grössten DeFi-Perpetual-Exchange-Token in diesem Jahr und legte um mehr als 125% zu, verglichen mit 110% für Gains Network (GNS) und 43% für GMX (GMX). dYdX ist mit fast 300 Mio. USD an Open Interest der grösste der Gruppe. GMX hat inzwischen 175 Mio. USD an offenen Positionen, davon 162 Mio. USD auf Arbitrum. Gains Network hat bei Polygon und Arbitrum ein Open Interest in Höhe von fast 35 Mio. USD, wovon der Grossteil auf Deviseninstrumente entfällt, im Gegensatz zu dYdX und GMX, die nur Kryptowährungen anbieten. Der DYDX-Token profitierte davon, dass die dYdX Foundation eine geplante Freigabe der Token bis Dezember verschoben hat.
LocalBitcoins wird eingestellt
Die Peer-to-Peer-Kryptowährungsbörse LocalBitcoins wird geschlossen, nachdem sie mehr als 10 Jahre lang als eine der ältesten Börsen in diesem Bereich tätig war. Die Schliessung kommt kurz nachdem das United States Financial Crimes Enforcement Network (FinCEN) die Plattform unter den grössten Bitcoin-Versendern an die mit Russland verbundene Börse Bitzlato erwähnt hat. Die Volumina an der Börse sind seit zwei Jahren kontinuierlich gesunken, da LocalBitcoins Mühe hatte, mit der Konkurrenz mitzuhalten. Insbesondere nachdem Binance im Jahr 2020 seine eigene Peer-to-Peer-Plattform startete. Interessanterweise spiegelte das LocalBitcoins-Volumen nicht den Trend der steigenden Volumina wider, die an anderen Börsen während der Hausse im Jahr 2021 zu beobachten waren. Dadurch die Börse im Wettbewerb mit weitaus grösseren Akteuren wie Binance ins Hintertreffen geriet.
ZK-bezogene Token-Volumina steigen auf DEXes
Token, die sich auf Zero-Knowledge-Proof-Systeme (ZKP) beziehen, sind in den letzten Wochen angesichts des wachsenden Interesses an dieser Technologie stark angestiegen. ZKPs ermöglichen es einer Partei zu beweisen, dass bestimmte Informationen wahr sind (z. B. eine Transaktion, eine Reihe von Transaktionen oder die Bestände einer Wallet), ohne die zugrundeliegenden Informationen preiszugeben. ZK-Rollups wurden als die Zukunft der Ethereum-Skalierung angepriesen, und andere Protokolle nutzen ZKPs, um die Privatsphäre auf der Blockchain besser zu schützen.
Wir haben zum Beispiel den Governance-Token von Mute Switch (MUTE), der auf dem zkSync Ethereum Layer 2 aufbaut, gezeichnet. Fast das gesamte Volumen findet auf Uniswap V2 statt. Das Diagramm zeigt, wie gedämpft das Volumen zu Beginn des Jahres war, da an den meisten Tagen weniger als 5 ETH gehandelt wurden. Seitdem ist der Preis jedoch sprunghaft angestiegen und hat sich im Vergleich zu ETH mehr als verdoppelt; am 9. Februar wurden knapp über 1'000 ETH (1.5 Mio. USD) gehandelt.
ETH-Optionsmärkte sind optimistisch
Die ETH-Optionsmärkte waren zu Beginn des Jahres 2023 bullisch, wobei über 60% des Volumens von Calls dominiert wurden. Die Volumina waren zu Beginn des Jahres gedämpft, da das tägliche Volumen um die 100 Mio. USD schwankte. Da die Kryptopreise gestiegen sind, haben die stets spekulativen Optionsmärkte ein erneutes Interesse erfahren, das allein im Februar mehrmals die 400 Mio. USD-Marke beim täglichen Volumen überschritt. Zurzeit beginnt die Volatilität in den Kryptomärkten zurückzukehren. Somit sollten wir auch weiterhin sehen, dass Investoren ihre Wetten in den Optionsmärkten, mit einer offensichtlichen Vorliebe für die Kaufseite, platzieren. Betrachtet man jedoch die implizite Volatilität, so scheint es, als ob die Anleger bei ETH mehr Volatilität erwarten als bei BTC.
Die implizite Volatilität ist eine vorausschauende Kennzahl, die Aufschluss über die Erwartungen der Optionsanleger hinsichtlich der Volatilität über verschiedene Zeiträume hinweg gibt. Auf den Ausverkauf in der vergangenen Woche reagierten die Anleger von BTC und ETH unterschiedlich, wobei die kurzfristige implizite Volatilität von ETH stärker anstieg als die von BTC. Ein Anzeichen für eine Marktpanik ist, wenn die kurzfristige implizite Volatilität grösser oder gleich der längerfristigen Volatilität ist. Dies konnten wir letzte Woche an den ETH-Märkten beobachten, als die 2-Wochen-Volatilität am 11. Februar kurzzeitig der 3-Monats-Volatilität entsprach, bevor sie wieder auf das übliche Niveau zurückfiel. Interessanterweise stieg die implizite Volatilität von BTC weniger stark an, was darauf hindeutet, dass die Anleger in den kommenden Wochen mit einer höheren Volatilität von ETH rechnen.
Korrelation von Bitcoin mit Gold steigt an
Während sich die Korrelation von Bitcoin mit Risikoanlagen im Jahr 2023 abgeschwächt hat und sich bei 0.5 stabilisiert, ist die Korrelation mit dem sicheren Gold auf den höchsten Stand seit über einem Jahr gestiegen. Sowohl der Gold- als auch der BTC-Preis sind im Januar in die Höhe geschnellt, bevor sie im Februar etwas an Zugkraft verloren, als die Zinserwartungen nach einem starken US-Arbeitsmarktbericht im Januar in die Höhe schossen. Insgesamt hat sich Bitcoin, das oft als High-Beta-Variante von Gold angesehen wird, in diesem Jahr weitgehend besser entwickelt als Gold. Das Verhältnis von BTC zu Gold ist aber trotz allem auf den höchsten Stand seit dem FTX-Zusammenbruch gestiegen. Die Korrelation zwischen den beiden Vermögenswerten ist nach wie vor nur schwach positiv und liegt bei etwas über 0.3.