Eine zusammenfassende wöchentliche Rückschau auf die Geschehnisse an den Kryptomärkten mit Fokus auf Trendsektoren, Liquidität, Volatilität, Spreads und mehr in Zusammenarbeit mit Marktdatenanbieter Kaiko.
Die letzten 7 Tage auf den Krypto-Märkten:
- Preisbewegungen: Ethereum durchbrach zusammen mit mehreren seiner Konkurrenten erneut die alten Höchststände.
- Volumendynamik: Trotz einer marktweiten Hausse bleibt das Handelsvolumen hinter den im Mai erreichten Allzeithochs zurück.
- Orderbuch-Liquidität: Die Markttiefe für Bitcoin und Ethereum ist seit März 2020 gemessen in nativen Einheiten stetig gesunken.
- Derivate: Steigende Ethereum-Optionsvolumina und ein sinkendes Put-Call-Verhältnis deuten auf eine positive Stimmung der Händler.
- Makro-Trends: Die beiden Futures-basierten Bitcoin-ETFs haben sich seit ihrer Auflegung schlechter entwickelt als der Bitcoin-Kassakurs.
Ethereum erreicht neue Allzeithochs
Am frühen Montagmorgen erzielte Ethereum ein neues Allzeithoch über 4'750 US Dollar, nachdem das Netzwerk seine erste deflationäre Woche hinter sich gebracht hatte, in der mehr ETH verbrannt als geschaffen wurden. Die Netzwerkaktivität auf der Blockchain befindet sich in der Nähe von Rekordwerten, was grösstenteils auf einen Anstieg der NFT-bezogenen Transaktionen zurückzuführen ist. Dies trotz anhaltender Bedenken hinsichtlich der Skalierbarkeit und hoher Transaktionsgebühren. Mehrere von Ethereums Layer-1-Konkurrenten - darunter Solana, Polkadot und Avalanche - hatten ebenfalls eine herausragende Woche mit neuen Höchstständen. Bitcoin hielt sich stabil über 60'000 US Dollar und bewegte sichg kaum nach der Bestätigung der Fed, dass das Tapering noch in diesem Monat beginnen würde.
Zudem schloss die Digital Currency Group eine 700-Millionen-Dollar-Runde unter der Leitung von Softbank ab, der neue Bürgermeister von New York möchte seine ersten drei Gehälter in Bitcoin ausbezahlt bekommen, und die Biden-Regierung veröffentlichte einen Rahmen für die Regulierung von Stablecoins.
DeFi-Coins können nicht mit Ether mithalten
Insgesamt sind die Preisentwicklungen der DeFi-Token seit dem 1. Oktober weiterhin positiv, verblassen aber im Vergleich zu den massiven Anstiegen, die der breitere Krypto-Markt in letzter Zeit verzeichnen konnten. Ethereum ist seit Anfang Oktober um mehr als 40% gestiegen, während die Mehrheit der DeFi-Token weniger als die Hälfte zugelegt hat. Der Governance-Token UNI der dezentralen Börse Uniswap ist mit mageren +1.5% der schlechteste Performer, während sein Konkurrent Sushiswap (SUSHI) um 12.7% gestiegen ist. UMA und Maker verzeichneten das stärkste Wachstum von 76% bzw. 26%.
Die relativ glanzlosen Resultate kommen in einer Zeit, in der die Branche mit einer Reihe von hochkarätigen Hacks und steigenden Ethereum-Transaktionsgebühren zu kämpfen hat. Letzte Woche wurde dem DeFi Lender bZx 55 Millionen Dollar entwendet. Der Hack von Cream Finance in der vergangenen Woche kostete mehr als 130 Millionen Dollar.
Trotz Rekordhochs hinkt das Handelsvolumen hinterher
Sowohl Bitcoin als auch Ethereum haben in den letzten Wochen neue Allzeithochs erreicht, doch das tägliche Handelsvolumen ist seit dem Sommer relativ stabil geblieben. Das Bitcoin-Handelsvolumen ist heute etwa halb so hoch wie im Durchschnitt der Monate Januar bis Mai. Das Ethereum-Volumen hat sich besser entwickelt und liegt seit kurzem wieder knapp unter dem Niveau vom Januar, auch wenn es deutlich hinter dem Mai-Volumen zurückbleibt. Es sei darauf hingewiesen, dass das rekordhohe Volumen im Mai das Ergebnis eines Allzeithochs war, gefolgt von einem massiven Preissturz. Hoffentlich ist ein Kurssturz nicht notwendig für die Erholung des heute schwachen Volumens. Denn es scheint, als ob die heutigen Höchststände nicht ausreichen, um so viele neue Anleger anzulocken, wie wir es Anfang des Jahres erlebt haben.
Ethereum verliert Marktanteil an Konkurrenten
Um zu analysieren, wie die Anleger auf den Aufstieg alternativer Smart-Contract-Plattformen reagieren, stellen wir deren Marktanteil im Vergleich zu Ethereum auf Binance - der weltweit grössten Krypto-Börse - dar. Seit Januar ist der Marktanteil von Ethereum im Verhältnis zu den Top-Layer-1-Token von 76% auf 42% des Gesamtvolumens gefallen. Unter den "Ethereum-Killern" hat Solana den Löwenanteil des Volumens für sich beansprucht. Die Blockchain wird zunehmend für NFT- und DeFi-Transaktionen genutzt, wobei die Sekundärverkäufe von NFTs im Netzwerk kürzlich die 0.5 Milliarden Dollar Marke überschritten haben. Die jüngste NFT-Begeisterung hat erneut zu hohen Transaktionsgebühren auf der Ethereum-Blockchain geführt, wodurch alternative Netzwerke attraktiver geworden sind.
Ethereum-Optionsmärkte verzeichnen höchstes Volumen seit Mai
Parallel zu den neuen Preisrekorden von Ethereum ist das Volumen des Optionshandels auf Deribit, der grössten Krypto-Optionsbörse, sprunghaft angestiegen. Wir stellen den gleitenden 7-Tage-Durchschnitt des Ethereum-Optionsvolumens auf Deribit zusammen mit seiner 7-Tage-Preisvolatilität dar. Das Optionsvolumen steigt im Allgemeinen an, wenn die Märkte volatil werden und Händler direktionale Wetten abschliessen. Damit haben Käufer von Optionen das Potenzial, hohe Gewinne zu erzielen und gleichzeitig ihre Verluste zu begrenzen (aufgrund einer nicht linearen Optionsauszahlung). Trotz der geringen Volatilität haben die Optionsvolumina jedoch kürzlich den höchsten Stand seit Mai erreicht.
Um diesen Trend zu analysieren, muss man sich die Zusammensetzung der Optionsvolumina genauer ansehen. Im Folgenden wird das Put-Call-Verhältnis dargestellt, das sich aus dem Verhältnis zwischen dem gehandelten Volumen für Puts und Calls ergibt.
Händler kaufen Call-Optionen, um auf Kurssteigerungen zu setzen, und suchen Schutz durch Puts, wenn sie Kursrückgänge vorhersehen. Ein Put-Call-Verhältnis von 0.7 bedeutet beispielsweise, dass das Put-Volumen das 0.7-fache des Call-Volumens beträgt. Ein steigendes Verhältnis wird als bärisch angesehen, da es darauf hindeutet, dass Händler mehr Puts (bärische Wetten) als Calls (bullische Wetten) kaufen.
Das Verhältnis erreichte im Mai einen Jahreshöchststand, da die Händler zunehmend nach einem Abwärtsschutz suchten, um die erhöhte Marktvolatilität zu kompensieren. Seit Mitte September befindet sich das Verhältnis in einem Abwärtstrend, was darauf hindeutet, dass die Händler mehr Vertrauen in den aktuellen Markt haben und weniger Schutz suchen.
Bitcoin-ETFs rollen ihre Futures-Allokationen zum ersten Mal
Letzten Monat erreichten die Kryptomärkte einen wichtigen Meilenstein mit der Einführung der ersten Futures-basierten Bitcoin Exchange Traded Funds (ETFs) in den Vereinigten Staaten. Während diese ETFs für Anleger attraktiv sind, die über ihre traditionellen Maklerkonten in Bitcoin investieren wollen, ohne sich um die Verwahrung zu kümmern, sind sie möglicherweise nicht das effizienteste Anlageinstrument. Sowohl die ProShares- als auch die Valkyrie-ETFs bauen ein synthetisches Exposure in Bitcoin über Futures auf und müssen ihre Positionen in längerfristige Kontrakte rollen, wenn die monatlichen Kontrakte auslaufen.
Beide ETFs rollten ihre Positionen zum ersten Mal am 26. und 28. Oktober. Oben vergleichen wir die Performance einer Erstinvestition von 100 US Dollar in Bitcoin-Futures-ETFs mit einer direkten Bitcoin-Investition. Derzeit sind die Futures-Preise höher als die Kassapreise (was als "Contango" bezeichnet wird), so dass die Fonds in die "teureren" langfristigen Kontrakte rollen mussten, was ihre Performance nach unten zieht. Wir stellen fest, dass der ProShares Bitcoin ETF die zugrundeliegenden Preisbewegungen besser abbildet als der Valkyrie ETF, obwohl beide ETFs den Bitcoin-Kassamarkt um 1.9% bzw. 3.1% untertreffen.
US-Aktien erreichen nach der Tapering-Ankündigung Rekordhöhen
Wie erwartet hat die US-Notenbank letzte Woche angekündigt, dass sie in diesem Monat mit der Reduzierung (Tapering) ihrer monatlichen Ankäufe von Vermögenswerten in Höhe von 120 Mrd. USD beginnt und das Programm bis Mitte 2022 beenden wird. Die Märkte scheinen den hawkischen Kurswechsel der Fed bereits eingepreist zu haben. Die wichtigsten Aktien brachen unmittelbar nach der Ankündigung neue Rekorde aufgrund starker Q3-Ergebnisse.
Seit März 2020 hat die US-Notenbank ihre Bilanz um über 4 Mrd. USD aufgestockt (Grafik oben), die sich derzeit auf fast 9 Mrd. USD oder über 40% des nominalen BIP der USA beläuft. Der breit gefasste S&P 500 hat seit Anfang 2020 über 43% zugelegt, während der technologielastige Nasdaq 100 um 82% gestiegen ist. Auch Bitcoin stieg von 7'000 auf 63'000 US Dollar, während "Smart Money" in die Kryptomärkte floss.
Die ausserordentlichen geldpolitische Stimulusmassnahmen seit Beginn der Pandemie hat die globale Marktliquidität angekurbelt, was die Anleger dazu veranlasst hat, auf der Suche nach Rendite die Risikokurve nach oben zu verschieben. Da sich die Liquiditätsspritzen abkühlen und die Märkte auf sich selbst gestellt sind, erwarten Analysten eine Verlangsamung des Wachstums von Aktien und Risikoanlagen. Nachfolgend finden Sie eine Übersicht über die wichtigsten geldpolitischen Massnahmen der globalen Zentralbanken seit März 2020.
Die Notenbanken in der ganzen Welt stehen vor der schwierigen Entscheidung, ein Gleichgewicht zwischen Inflationsrisiken und Wirtschaftswachstum herzustellen, da eine zu schnelle Anhebung der Zinssätze den Aufschwung abwürgen könnte. Trotz der Reduzierung ihrer monatlichen Käufe hat die US-Notenbank signalisiert, dass sie der Vollbeschäftigung Vorrang vor dem Risiko höherer Preise einräumt und es nicht eilig hat, die Zinsen zu erhöhen. Mehrere Länder waren jedoch in den letzten Monaten gezwungen, die Zinsen zu erhöhen (Infografik oben).