Ein zusammenfassender wöchentlicher Rückblick auf die Geschehnisse an den Krypto-Märkten mit Fokus auf Trendsektoren, Liquidität, Volatilität, Spreads und mehr in Zusammenarbeit mit Marktdatenanbieter Kaiko.
Bitcoin wird weiterhin auf einem 9-Monats-Hoch gehandelt, nachdem die Fed die Zinsen um einen Viertelprozentpunkt angehoben hat. Dies deutet darauf hin, dass die Erhöhungen bald zu Ende sind. Die Kryptomärkte ignorierten weitgehend die Nachrichten, dass Coinbase eine Wells-Notice zugestellt wurde, die SEC Justin Sun wegen Marktmanipulation anklagte und Sushi eine Vorladung von der SEC erhielt. Heute erkunden wir:
- Das Ende des gebührenfreien Handels auf Binance.
- Verknappte Liquidität bei Curve's 3pool.
- Die visualisierten TRX Wash-Trading-Vorwürfe.
Binance-Liquidität im Wandel nach Abschaffung des gebührenfreien Handels
Am 22. März beendete Binance seine gebührenfreie Handelsaktion für 13 BTC-Spotpaare und machte damit einen Schritt rückgängig. Er hatte massgeblich dazu beigetragen, den Marktanteil der Börse im Vergleich zu ihren Konkurrenten um mehr als 20% zu steigern. Ausserdem kündigte die Börse an, dass sie die Handelsgebühren für das Paar BTC-TUSD abschaffen würde, welches im September eingemottet und erst vor kurzem wieder auf die Liste gesetzt wurde. Es ist unklar, warum Binance sich entschieden hat, das TUSD-Paar zu fördern. Es hat den Anschein, dass die Börse den Stablecoin als Nachfolger für BUSD ausgewählt hat. Jener läuft aufgrund von Regulierungsmassnahmen in den USA aus.
Letztendlich können die Auswirkungen des gebührenfreien Handels auf Binance nicht unterschätzt werden. Bis Mitte März 2023 machte das Handelsvolumen zum Nulltarif einen Grossteil des Gesamtvolumens aus und erreichte einen Höchststand von 66%.
Vor dem 8. Juli 2022, dem Tag der Einführung der Nullgebühren, betrug der Marktanteil des Volumens für die 13 BTC-Paare nur 25%. Seit der Wiedereinführung der Gebühren sind nun gerade einmal 5 Tage vergangen und schon hat sich der Marktanteil halbiert: Derzeit liegt er unter 30%. Das gebührenfreie Paar BTC-TUSD macht jetzt 2.8% des Gesamtvolumens aus.
Das Handelsvolumen von BTC-USDT, dem liquidesten Markt in der Kryptowelt, ist mit einem Rückgang des durchschnittlichen Volumens um satte 90% am stärksten betroffen. Das stündliche Volumen für BTC-TUSD ist auf ~5 Mio. USD gestiegen aber immer noch winzig im Vergleich zum Gesamtvolumen.
Turbulente Kursentwicklung bei Arbitrum
Die Token des Arbitrum-Ökosystems mit kleineren Marktkappen stiegen nach der Nachricht, dass der Layer-2 endlich seinen ARB-Token verteilen würde. Dieser Airdrop war für Nutzer und Protokolle im Netzwerk, wobei GMX und Treasure DAO (MAGIC) die höchsten Zuteilungen von jeweils 8 Mio. ARB erhielten. Camelot DEX (GRAIL), eine schnell wachsende Arbitrum-native Börse, erhielt 2.1 Mio. Token. während Radiant Capital (RDNT), ein interoperables Kredit- und Darlehensprotokoll, 3.3 Mio. erhielt.
Während GMX und MAGIC einen Anstieg von etwa 25% verzeichneten, ist dies im Vergleich zu neueren Token mit geringerer Marktkapitalisierung, nur ein Klacks. GRAIL und RDNT legten um 150% bzw. 90% gegenüber dem Stand vom 1. März zu. Sie erreichten jedoch einen Tag vor dem Airdrop ihren Höchststand. Sie sind danach gesunken, da sich der Hype verflüchtigt hat und ARB sich in einer Preisspanne eingependelt hat.
USD-Arbitrage-Möglichkeiten nehmen zu
Die Arbitrage zwischen den Börsen wird schwieriger, da die Schliessung der USD-Zahlungswege die Logistik für einige Market Maker erschwert hat. Da die Liquidität auf ein 10-Monats-Tief gesunken ist, werden die Preisdiskrepanzen zwischen einigen US-Börsen häufiger und die Volatilität steigt.
Im Jahr 2022 lagen die Preise auf Binance.US in der Regel innerhalb einer Spanne von 0.1% des Durchschnittspreises an 10 anderen Börsen. In diesem Monat wiesen die Preise auf Binance.US im Vergleich zu den anderen Börsen weitaus mehr Diskrepanzen auf: Sie lagen regelmässig ausserhalb einer Spanne von 0.2% und überstiegen dreimal eine Differenz von 0.5%. Coinbase wies in diesem Monat ähnliche Preisdiskrepanzen auf, mit einer grösseren Spanne an Differenzen und einigen Ausreissern, da die Volatilität zunahm. Insgesamt scheint es, dass die Bankensperre in den USA die Homogenität der Preise an den US-Börsen beeinträchtigt.
TRX Wash Trading in historischen Daten erkennbar
Justin Sun, der stimmgewaltige Gründer des Tron-Netzwerks, wurde gerade von der SEC mit einer massiven Marktmanipulationsklage konfrontiert. Die Klage wirft Ihm ein umfangreiches Wash-Trading-Programm für die Token TRX und BTT vor. Die in den USA ansässige Börse Bittrex wurde ausdrücklich als einer der wichtigsten Handelsplätze genannt. Daher dachten wir, dass wir versuchen würden, einige Muster in den alten historischen Daten von 2018-19 zu erkennen. Die Volumentrends stimmen perfekt mit dem detaillierten Bericht überein, wobei der Marktanteil von TRX an den Tagen, an denen die Wash-Trades stattfanden, ungewöhnlich stark anstieg.
Wir können auch künstliche Orderbuchmuster anhand der historischen Snapshot-Daten von Kaiko identifizieren. Über einen Zeitraum von drei Monaten war die Anzahl der Gebote immer grösser als die der Nachfragen. Das deutet darauf hin, dass die Market Maker eine Bid Wall platzierten, um Preisbewegungen nach unten zu verhindern. Normalerweise halten Ungleichgewichte im Auftragsbuch nicht so lange an.
Letztendlich ist die Klage keine besondere Überraschung, vor allem wenn man bedenkt, dass Krypto-Wash-Trading von 2017-2018 notorisch weit verbreitet war. Seitdem haben die Börsen ihre Systeme zur Erkennung von Marktmanipulationen verbessert und Datenanbieter haben begonnen, Rankings zur Transparenz der Börsen zu veröffentlichen.
Curve 3pool bleibt nach dem Ausstieg von USDC unter Druck
Erinnert sich noch jemand daran, als der zweitgrösste Stablecoin vor ein paar Wochen auf unter 0.90 Dollar fiel? Kryptowährungen entgingen nur knapp einem der grössten Marktereignisse aller Zeiten, doch die Märkte und Narrative gingen unbeeindruckt ihren Weg. Aber die Auswirkungen sind immer noch zu spüren.
Nirgendwo ist dies offensichtlicher als im 3pool von Curve, einem der besten Barometer für die Stablecoin-Stimmung. Sein TVL liegt derzeit bei nur 420 Mio. USD, ein starker Rückgang gegenüber 5.5 Mrd. USD im Januar letzten Jahres. Darüber hinaus besteht der Pool nur zu 11% (weniger als 50 Mio. USD) aus USDT. Die Nutzer haben sich wohl dafür entschieden auf USDC und DAI umzusteigen, welche (anscheinend) nicht von den aktuellen Bank- und Regulierungsproblemen in den USA betroffen sind.
ARB stagniert nach kurzem Aufstieg
Der ARB-Handel begann an den meisten Börsen, sobald der Token verteilt wurde. Es gab jedoch einige Schwierigkeiten für die Nutzer, ihre Token einzufordern und zu bewegen. Das Arbitrum-Netzwerk war extrem überlastet und die Forderungsseite der Arbitrum Foundation stürzte ab.
Daher waren die meisten zentralisierten Börsenpaare in den ersten Stunden des Handels relativ illiquide. Es dauerte 6 Stunden, bis die 1%ige Markttiefe (die Summe der Gebote und Nachfragen innerhalb von 1% des mittleren Preises) fast 2 Mio. ARB erreichte. Im Laufe des Wochenendes nahm die Liquidität jedoch weiter zu und erreichte fast 2 Mio., wovon der Grossteil auf USDT-Paare entfiel. USD-Paare weisen mit 325k zu 160k etwa doppelt so viel Liquidität auf wie die in Other (USDC, EUR und BTC) enthaltenen Paare, während USDT-Paare 1.9 Mio. ARB halten. Tether ist im CEX-Handel weiterhin absolut dominant.
Preisabweichungen haben an den US-Börsen zugenommen
Für einen Verkaufsauftrag in Höhe von 100'000 USD auf den BTC-Märkten wiesen das liquideste USD-Paar (Coinbase) und das liquideste USDT-Paar (Binance) Anfang März eine ähnliche Abweichung von 0.1% auf. Die Befürchtungen bezüglich der USD-Zahlungsschienen haben jedoch die Liquiditätsmärkte in den USA erfasst. Wir können den Anstieg der Slippage bei Coinbase um den 13. März herum beobachten, während sie beim USDT-Paar auf Binance nur leicht anstieg. Die Slippage für das BTC-USD-Paar auf Coinbase ist nach wie vor doppelt so hoch wie zu Beginn des Monats, da die USD-Liquidität auf den Kryptomärkten insgesamt leidet.
Die nächstliquideren BTC-USD-Paare auf Bitfinex und Binance.US litten beide unter einem sprunghaften Anstieg der Slippage. Sie nahm seit Monatsbeginn um 0.1% zu, mit Spitzen von 0.2% bzw. 0.4% während des Höhepunkts der US-Bankenängste.