Ein zusammenfassender wöchentlicher Rückblick auf die Geschehnisse an den Krypto-Märkten mit Fokus auf Trendsektoren, Liquidität, Volatilität, Spreads und mehr in Zusammenarbeit mit Marktdatenanbieter Kaiko.
Letzte Woche wurde die Untersuchung des US-Justizministeriums gegen Binance abgeschlossen. Die Börse stimmte zu, 4.3 Milliarden USD Strafe zu zahlen. Zudem trat mit dem Schuldeingeständnis ihr CEO Changpeng Zhao zurück. Ausserdem erhob die SEC Anklage gegen Kraken wegen des Betriebs einer nicht registrierten Wertpapierbörse.
Juristischer Kampf zwischen Binance und SEC
Nach monatelangem juristischem Gerangel hat Binance endlich einem historischen Vergleich mit dem US-Justizministerium in Höhe von 4.3 Milliarden USD zugestimmt und damit eine Untersuchung abgeschlossen, welche die Kryptobranche belastete. Aus der Sicht eines Aussenstehenden wirkte der Vergleich düster, dennoch herrschte in der Branche Erleichterung. Schliesslich kann Binance weiterhin operieren, wenn auch mit verschärften Einschränkungen und der Entlassung des CEO.
Obwohl die Börse Berichten zufolge Abflüsse von über 1 Mrd. USD verzeichnete, waren die unmittelbaren Auswirkungen auf Volumen und Liquidität gedämpft. Bitcoin (BTC) und Ethereum (ETH) schlossen die Woche sogar leicht im Plus. Die Markttiefe für die meistgehandelten Instrumente auf Binance ging zunächst um 25% zurück, erreichte aber bald wieder das vorherige Niveau von etwa 100 Mio. USD.
Wenn wir uns den Marktanteil anschauen, sehen wir eine etwas andere Geschichte. Seit Anfang des Jahres hat Binance erhebliche Marktanteile an andere Börsen verloren. Gestern betrug der Marktanteil nur noch 46%, ein starker Rückgang gegenüber den mehr als 70% zu Beginn des Jahres 2023.
Anfang September sank der Marktanteil aufgrund von Änderungen bei den gebührenfreien Promotionen von Binance erstmals durchgängig unter 50%. Unmittelbar nach der Einigung sank der Marktanteil von 49% auf 41%, erholte sich dann aber wieder auf 46%. Der BNB-Token von Binance war nach Bekanntwerden der Einigung sehr volatil und fiel um 6.8%, liegt aber seitdem stabil bei rund 230 USD.
Das BNB-Handelsvolumen stieg auf 1.6 Mrd. USD und erreichte damit den höchsten Stand seit dem FTX-Zusammenbruch. Auch das Open Interest war volatil und stieg zwischen dem 20. und 21. November um 23%, bevor es in den folgenden Tagen um 6.6% fiel. Die Finanzierungssätze gingen zwar zurück, blieben aber leicht positiv bis neutral, was darauf hindeutet, dass sowohl Verkäufer als auch Käufer aktiv waren.
Letztendlich ist Binance bis auf eine hohe Geldstrafe, den Verlust des CEOs und die laufende Überwachung weitgehend unbeschadet davongekommen. Wir werden den Marktanteil der Börse in den kommenden Wochen genau beobachten, um die wahren Auswirkungen zu verstehen.
PYTH-Token steigt
Der Oracle-Anbieter Pyth hat seinen lang erwarteten Token in Form eines Airdrops an Nutzer freigegeben, die mit Protokollen über Pyths Feeds interagiert haben. Der Token ist auf der Solana-Blockchain beheimatet, obwohl Nutzer auf vielen Blockchains den Airdrop erhalten haben. Ausserhalb der Blockchain kam es bei der Markteinführung zu den typischen Preisunterschieden, die wir bei früheren Markteinführungen per Airdrop gesehen haben.
Auf MEXC erreichte der Kurs des Tokens weniger als 10 Minuten nach Handelsbeginn 4 USD. Bei Huobi wurden zum Start zwischen 0.05 und 0.10 USD gehandelt. Grössere Umsätze wurden jedoch erst getätigt, als der Token auf OKX live ging; diese Umsätze werden durch die grösseren blauen Punkte dargestellt.
DeFi-Kreditzinsen bleiben hoch
Die Kreditzinsen auf Aave V2 und Compound V2 sind hoch geblieben - etwa 13% effektiver Jahreszins auf Compound und zwischen 4% und 15% auf Aave für USDC - da die Nachfrage nach Stablecoins gestiegen ist. Die Kurse auf Aave waren besonders volatil, da die Auslastungsrate für USDC, DAI und USDT sehr nahe am Optimum liegt. Die Auslastungsrate beschreibt, wieviel Prozent eines in ein Protokoll eingezahlten Tokens geliehen wird. Wenn der "optimale" Prozentsatz überschritten wird, steigen die Raten schnell an, um Rückzahlungen oder Einzahlungen zu fördern, wodurch die Auslastungsrate wieder sinkt. Die Auslastungsraten der oben genannten Protokolle sind tendenziell gestiegen, da die Nachfrage nach Stablecoins kurzfristig gestiegen ist und langfristig auf die jeweiligen V3-Protokolle umgestellt wird.
KI-verknüpftes Krypto-Token-Handelsvolumen nimmt Fahrt auf
Das wöchentliche Handelsvolumen von KI-Token erreichte Anfang November ein Mehrmonatshoch von über 3 Mrd. USD. Das vorallem weil sich die weltweite Stimmung aufgrund besserer makroökonomischer Bedingungen und besser als erwarteter Quartalsergebnisse des Chipherstellers Nvidia verbessert hat. Der Anstieg wurde von den mit Sam Altman verbundenen Unternehmen Worldcoin (WLD) und Render (RNDR) angetrieben, auf die mehr als die Hälfte des Gesamtvolumens im November entfiel.
Binance ist der grösste Markt für KI-verknüpfte Token. Sein Marktanteil ist jedoch deutlich gesunken, von 74% im Juli auf 61% in der letzten Woche. Im Gegensatz dazu ist der Anteil des Volumens an den in den USA verfügbaren Börsen gestiegen. Coinbase hat sich zum zweitgrössten KI-Markt entwickelt und macht 9% des weltweiten KI-Token-Volumens aus, im Juli waren es nur 1%.
Bitcoin korreliert zunehmend weniger mit Altcoins
Die Attraktivität von Bitcoin als Portfoliodiversifikator hat in diesem Jahr zugenommen, weil sich die Korrelation mit traditionellen Vermögenswerten verringert hat und gleichzeitig hohe Renditen erzielt wurden. XRP und BNB verzeichneten den grössten Rückgang der Korrelation mit BTC, während DOGE und ADA weitgehend korreliert blieben. Bitcoin hat sich in den letzten Monaten besser entwickelt als die meisten Altcoins und zog institutionelle Zuflüsse an, da der Enthusiasmus über die mögliche Zulassung eines Spot-ETF stieg. Die Altcoins hinkten zwar hinterher, haben aber im November, als sich die globale Risikostimmung verbesserte, etwas an Zugkraft gewonnen.