Die Schweiz beherbergt mit dem Crypto Valley eine Vielzahl hochrangiger Blockchain- und Krypto-Unternehmen. Andere Jurisdiktionen holen allerdings auf. Deshalb fordern Branchenvertreter zunehmend eine klare Stellung des Bundesrats.
Dank früher Richtlinien und Zusammenarbeit mit der Politik nahm das Crypto Valley in den Jahren 2015 bis 2019 eine Pionierrolle ein. Danach wurde es eher ruhig, zu ruhig. Die Schweiz rutschte nach und nach aus den Top-Standorten für Blockchain-Unternehmen. Vor diesem Hintergrund hat die Swiss Blockchain Federation (SBF) 30 Blockchain-Unternehmer und -Vertreter ins Bundeshaus eingeladen. Nach einer Führung durch das traditionsträchtige Gebäude vom Zuger Ständerat Matthias Michel hielt Bundesrat Guy Parmelin eine Ansprache, um der Branche die Unterstützung der höchsten Schweizer Behörde zuzusichern.
Gute Signale des Bundesrats
Blockchain und Krypto seien heute keine Nischen mehr, meinte der Wirtschaftsminister und bedankte sich bei den Unternehmern für ihr Engagement in der Schweiz. Er habe im Februar 2025 das Crypto Valley besucht und sei beeindruckt über das funktionierende Ökosystem, das zahlreiche Kantone umfasse.
"Es liegt dem Bundesrat am Herzen, die Schweiz langfristig als führenden Blockchain-Standort zu positionieren. Dies gelingt, indem man am Prinzip der Technologie-Neutralität festhaltet und nur so viel wie nötig (und so wenig wie möglich) reguliert." - Bundesrat Guy Parmelin
Als einen der Schwerpunkte identifizierte Parmelin die Stablecoin-Branche. Dies betrifft digitale Vermögenswerte, die in der Regel Fiatwährungen wie den US-Dollar abbilden. Deren Emission ist seit Veröffentlichung neuer Richtlinien der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA) im letzten Sommer faktisch verboten, wie CVJ.CH damals berichtete. Das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen SIF erarbeite derzeit eine Gesetzesvorlage, mit der das schweizerische Finanzmarktrecht gezielt angepasst werden soll, um die Rahmenbedingungen für Stablecoins zu bereinigen. Im Herbst werde diese für die öffentliche Konsultation bereit sein. Auch die FinTech-Bewilligung, die die FINMA nur sehr zögerlich verteilt, erhält eine Aktualisierung.
Was braucht es konkret?
In den Gesprächen wurde eins deutlich. Die Schweiz hat sich in den letzten Jahren als international anerkanntes Blockchain-Zentrum etabliert. Viele heute weltweit bekannte Blockchain-Unternehmen und Stiftungen haben sich in der Schweiz angesiedelt und an die Chancen des Landes geglaubt. Doch der internationale Wettbewerb hat sich verschärft. Rechtliche Unsicherheiten, regulatorische Herausforderungen und zunehmender globaler Standortdruck stellen die Attraktivität der Schweiz als Blockchain-Standort auf die Probe.
"Die weltweite Konkurrenz hat zugenommen, weshalb die Schweiz nicht stillstehen darf. Wir – Industrie, Politik und Verwaltung – müssen jetzt gemeinsam aktiv werden, um unsere Spitzenposition zu sichern. Zusammen können wir ein kraftvolles Zeichen setzen. Mit diesem Anlass im Bundeshaus wollten wir die Blockchain-Pioniere würdigen, deren Engagement massgeblich zur Ausstrahlung der Schweiz als globales Blockchain-Zentrum beigetragen hat. Zudem wollen wir die Weichen für die Zukunft der Blockchain-Branche richtigstellen. Deshalb sind wir sehr dankbar, dass Bundesrat Guy Parmelin unsere Anliegen und die Blockchain-Branche unterstützt." - Heinz Tännler, Zuger Finanzdirektor und Präsident der Swiss Blockchain Federation
In diesem Zusammenhang stellte die SBF erneut ihr kürzlich veröffentlichtes 12-Punkte-Manifest vor. Das Dokument analysiert die aktuelle Lage sowie die Stärken und Schwächen des Schweizer Finanzplatzes und leitet daraus Aktionspunkte und Empfehlungen für Politik, Verwaltung und Industrie ab. Getragen wird das Manifest von Swiss Blockchain Federation, Crypto Valley Association, Bitcoin Association Switzerland, DAO Suisse und Swiss FinTech.