Von den ehrgeizigen Plänen, welche Facebook im Sommer 2019 der Öffentlichkeit als Libra präsentierte, ist nicht viel übrig geblieben. Der globale Konzern schaffte es nicht, die Bedenken der Kritiker auszuräumen. Sie unterschätzten den Widerstand der Notenbanken und Regulatoren.
Der Frontalangriff auf den Zahlungsverkehr und die Notenbanken brachte das umstrittene Projekt dermassen in die Bredouille, dass "Libra" aufgegeben wurde. Die Hoffnung auf eine Zulassung veranlasste die Stiftung, das Konzept sehr stark abzuwandeln. Mit der Namensänderung am 1. Dezember 2020 wurde das neue Konzept lanciert. Damit einher ging auch die (Neu-)besetzung wichtiger Schlüsselpositionen in der Diem Association.
Neue Pläne für Diem
Stuart Levey ist CEO der Schweizer Diem-Stiftung und Chief Legal Officer bei HSBC. Er war als erster Staatssekretär im US-Finanzministerium zuständig für Terrorismus und Finanzermittlungen. Levey war von zentraler Bedeutung, das Verhalten von Nordkorea und Iran im internationalen Finanzsystem zu bekämpfen. Er betont, dass der Strategieschwenk auf „anhaltendes und konstruktives Engagement mit Regierungen, Regulierern und anderen wichtigen Stakeholdern“ zurückzuführen sei. Facebook selbst äussert sich nicht zu den abgespeckten Plänen.
Ein gravierender Unterschied zur Ursprungsidee stellt die Zusammensetzung des Marktkapitals dar. In "Libra" wurden die Reserven für den Libra-Coin mit diversen internationalen Währungen abgebildet. Bei "Diem" wird der Korb nun mit einem US-Dollar äquivalenten Diem-Dollar befüllt. Auch bei der zugrunde liegenden Technologie der digitalen Transfers musste die Stiftung Abstriche machen. Ursprünglich war vorgesehen, das System in einer späteren Phase in eine „permissionless Blockchain“ umzuwandeln. Also ein öffentlich einsehbares Netzwerk und für alle Teilnehmer frei zugänglich.
Reaktion der Regulatoren
Nach einem virtuellen Treffen der Finanzminister und Notenbankgouverneure der G7-Länder signalisierte Olaf Scholz wenig Bereitschaft für Kompromisse. Deutschland und Europa können und werden einen Markteintritt nicht akzeptieren, solange die Risiken nicht angemessen regulatorisch adressiert sind. Daran wird auf europäischer Ebene mit Hochdruck gearbeitet. Es gilt die finanzielle Souveränität der Staaten und den Handlungsspielraum der Geldpolitik zu erhalten.
Christine Lagarde erklärte, dass digitale Währungen mit gekoppelten Preisen die „Wettbewerbsfähigkeit und technologische Autonomie“ der Europäischen Union bedrohen. Sie fügte auch hinzu, dass die Bemühungen von Big Tech zur Schaffung digitaler Währungen wichtige Fragen des Datenschutzes aufwerfen.
Durch den Sitz der "Weltwährung" in der Kryptonation Schweiz betreffen die Entscheide im EU-Raum ohne Zweifel die hiesige Kryptoszene. Die Eidgenössische Finanzaufsicht (Finma) arbeitet eng mit der SNB und anderen Zentralbank und Regulatoren.