Ripple Labs hat im November 2025 eine Finanzierungsrunde über 500 Millionen Dollar abgeschlossen, die das Unternehmen mit 40 Milliarden Dollar bewertet – die höchste Bewertung, die je für ein privat geführtes Krypto-Unternehmen erreicht wurde.
Zu den Investoren zählen prominente Namen der Wall Street wie Citadel Securities, Fortress Investment Group, Marshall Wace, Brevan Howard, Galaxy Digital und Pantera Capital. Die Transaktion unterscheidet sich jedoch fundamental von klassischen Venture-Capital-Finanzierungen: Die Investoren sicherten sich aussergewöhnliche Absicherungsmechanismen, die ihre Kapitaleinlagen gegen die Volatilität von XRP schützen. Mehrere der beteiligten Fonds kamen intern zum Schluss, dass etwa 90 Prozent des Nettovermögens von Ripple direkt an den XRP-Token gebunden ist – trotz der wiederholten Beteuerung des Unternehmens, XRP rechtlich und operativ unabhängig zu sein.
Die Deal-Struktur offenbart die ambivalente Haltung institutioneller Investoren gegenüber Krypto-Beteiligungen: Während das Interesse an digitalen Assets zunimmt, verlangen traditionelle Finanzakteure strukturelle Garantien, die das Downside-Risiko erheblich begrenzen.
Garantierte Rendite und Rückverkaufsrechte als Risikopuffer
Die Investoren verhandelten Konditionen, die eher an strukturierte Kreditprodukte als an klassisches Venture Capital erinnern. Konkret erhielten sie das Recht, ihre Anteile nach drei oder vier Jahren zu einer garantierten jährlichen Rendite von 10 Prozent an Ripple zurückzuverkaufen – es sei denn, das Unternehmen geht vorher an die Börse. Sollte Ripple selbst einen vorzeitigen Rückkauf erzwingen, steigt die garantierte Rendite auf 25 Prozent jährlich.
Zusätzlich wurden Liquidationspräferenzen vereinbart, die den neuen Investoren im Fall eines Verkaufs oder einer Insolvenz Vorrang vor bestehenden Altaktionären einräumen. Diese Kombination aus Rückkaufgarantien und bevorzugtem Liquidationsrecht schafft einen synthetischen Kapitalschutz, der in Late-Stage-Tech-Finanzierungen selten anzutreffen ist, aber zunehmend zum Standard wird, wenn traditionelle Finanzinstitute in volatile Krypto-Assets investieren.
Die Struktur reflektiert das zentrale Risiko der Investition: XRP verlor zwischen seinem Höchststand Mitte Juli 2025 und der Finanzierungsrunde im November etwa 40 Prozent an Wert. Im Juli kontrollierte Ripple XRP-Bestände im Wert von 124 Milliarden Dollar – ein Vielfaches der vereinbarten Unternehmensbewertung von 40 Milliarden Dollar. Die Diskrepanz zwischen Marktwert der XRP-Holdings und Unternehmensbewertung zeigt die Unsicherheit der Investoren bezüglich der tatsächlichen Realisierbarkeit dieser Token-Bestände.
90 Prozent des Werts an XRP gebunden – trotz rechtlicher Distanzierung
Zwei der beteiligten Fonds führten interne Bewertungsanalysen durch und kamen unabhängig voneinander zum Ergebnis, dass mindestens 90 Prozent des Nettovermögens von Ripple direkt vom XRP-Kurs abhängen. Diese Einschätzung steht im Kontrast zur öffentlichen Kommunikation von Ripple, wonach das Unternehmen XRP nicht kontrolliere und der Token als unabhängiges Asset funktioniere.
Die rechtliche Distanzierung zwischen Ripple und XRP war zentral für den langwierigen Rechtsstreit mit der US-Börsenaufsicht SEC, der im März 2025 mit einem endgültigen Sieg für Ripple endete. Die SEC akzeptierte schliesslich, dass XRP als Rohstoff (Commodity) und nicht als Wertpapier (Security) einzustufen ist. Dennoch bleibt die wirtschaftliche Realität unverändert: Ripple hält massive XRP-Bestände, deren Marktwert die operative Unternehmensbewertung bei weitem übersteigt.
Trotz des Kursrückgangs im Herbst 2025 waren Ripples XRP-Bestände Anfang Dezember immer noch rund 83.3 Milliarden Dollar wert – deutlich über der Bewertung von 40 Milliarden Dollar, die der Finanzierungsrunde zugrunde lag. Die Investoren sicherten sich damit gegen ein Szenario ab, in dem XRP weiter an Wert verliert oder Ripple seine Token-Bestände nicht liquidieren kann.
Institutionelle Krypto-Investitionen unter veränderten Vorzeichen
Die abgesicherte Finanzierungsstruktur steht exemplarisch für einen breiteren Trend: Institutionelle Investoren zeigen zunehmendes Interesse an Krypto-Assets, verlangen aber gleichzeitig robuste Risikomanagement-Mechanismen, die aus traditionellen Finanzmärkten bekannt sind. Die Beteiligung von Citadel Securities – einem der grössten Market Maker im traditionellen Finanzsektor – und Fortress Investment Group signalisiert, dass etablierte Wall-Street-Häuser Krypto nicht länger meiden, aber ihre Investitionen mit strukturellen Sicherheitsnetzen versehen.
Der Zeitpunkt der Finanzierungsrunde ist bemerkenswert: Sie fiel in eine Phase erhöhter regulatorischer Klarheit für Ripple nach dem SEC-Vergleich, aber auch in eine Periode signifikanter XRP-Volatilität. Die Investoren nutzten diese Konstellation, um sowohl am potenziellen Aufwärtspotenzial von XRP zu partizipieren als auch ihr Downside-Risiko durch die vereinbarten Garantien zu begrenzen.
Für Ripple selbst bietet die Finanzierung Kapital zur Expansion seines Zahlungsnetzwerks RippleNet und der On-Demand Liquidity (ODL)-Lösung, die XRP als Brückenwährung für grenzüberschreitende Transaktionen nutzt. Das Unternehmen hat mehrere strategische Initiativen lanciert, darunter die Unterstützung institutioneller XRP-Treasury-Vehikel und die Entwicklung einer Ethereum-kompatiblen EVM-Sidechain.








