Dank dezentralen Leihdiensten - analog zu den DeFi-Kreditprotokollen - ist es seit einiger Zeit möglich, gegen nicht-fungible Token (NFTs) Darlehen aufzunehmen. Die jüngsten Ereignisse rund um eines der führenden Protokolle enthüllten die Gefahren, die sich für die NFT-Märkte ergeben.
BendDAO wurde in NFT-Kreisen rasch zum Gesprächsthema Nummer Eins und versprach mit seinem Angebot eine Brücke zwischen DeFi und NFTs. Allerdings enthüllte der jüngste Preisabschwung kritische Fehler in den Mechanismen der Plattform. Mit rund 3% aller zirkulierenden Bored Apes hinterlegt als Sicherheiten näherte sich der illiquide Markt einer Liquidations-getriebenen Abwärtsspirale, die in den oft überhebelten Krypto-Märkten schon oft beobachtet werden konnte.
Wie funktioniert BendDAO?
Bend ist ein dezentralisiertes, NFT-gestütztes Kreditprotokoll. Es erlaubt Nutzern als Kreditgeber oder -nehmer teilnehmen zu können. Kreditgeber stellen dem Lending Pool Ether-Liquidität zur Verfügung, um ein passives Einkommen zu erzielen, während Kreditnehmer über den Lending Pool ETH borgen können. Das Darlehen wird dabei in der Form von NFTs besichert. Nutzer können in der Regel einen Kredit in Höhe von 30 bis 40% des Mindestpreises (Floor) der NFT-Sammlung aufnehmen.
Doch hier liegt das Problem. Die Floorpreise von NFTs sind in den letzten Monaten erheblich gefallen, während einige "Blue Chip" Kollektionen ihren ersten Krypto-Bärenmarkt durchleben. Somit befanden sich anfangs Woche 45 der 272 Bored Apes, die an BendDAO-Darlehen geknüpft sind, in der "Gefahrenzone". Diese Bezeichnung wird verwendet, wenn sich ein als Sicherheit dienender NFT kurz vor der Versteigerung befindet. Mit anderen Worten: Bored Apes im Wert von 5.5 Millionen Dollar standen kurz vor der Liquidation.
Sorgen um einen weiteren kaskadierten Crash
Rasch stieg die Sorge, dass die Auktion dieser Bored Apes noch mehr Liquidationen auslösen könnte. Eine Massenliquidation würde nämlich auch Auswirkungen auf andere NFT-Leihdienste haben, die im letzten Jahr mit der explodierenden Popularität der NFT-Branche an Bedeutung gewonnen haben. Ausserdem ist der Bored Ape Yacht Club (BAYC) eine der grössten Sammlungen, wodurch kaskadenartige Liquidationen weitreichende Folgen über die Bored Apes hinaus haben könnten.
Bend musste rasch handeln und der Community einen Notfallvorschlag zur Verbesserung der Liquiditätsparameter unterbreiten. Die Anpassung umfassten den Auktionszeitraum, die Zinssätze und Liquidationsschwellen sowie die Absicht, den Dialog über die Behandlung von Forderungsausfällen fortzusetzen.
Der Vorschlag, dass die Liquidationsschwelle für Sicherheiten von 85% auf 70% sinkt, wurde mit hoher Zustimmung angenommen. Somit hat sich das Protokoll etwas Zeit gekauft, bevor weitere Preiseinbrüche zu katastrophalen Kaskaden führen. Mit einem weiteren Vorschlag wurde die Auktionsdauer von 48 Stunden auf vier reduziert, wodurch das Bereitstellen von Liquidität attraktiver wird.
Situation vorerst entschärft
Durch die rasche Beschlussfassung des Protokolls konnten Vorschläge zur Anpassung der Mechanismen den Kreditvergabe- und Liquidationsprozess verfeinern. Damit steht eine Massenkaskade für den Moment ausser Frage. Doch es unterstreicht, wie jung und fragil der Bereich der NFT-Kreditvergabe noch ist. Ein weiterer rapider Preisverlust - in Krypto-Bärenmärkten kein allzu seltenes Vorkommnis - könnte das Protokoll erneut an seine Grenzen bringen.
Schliesslich führt ein effizienterer Liquidationsmechanismus auch zu rascheren Marktbewegungen. Mit durchschnittlich fünf Käufen pro Tag könnte nicht einmal das NFT-Schwergewicht Bored Ape Yacht Club (BAYC) einer Massenauktion standhalten. Auch hier gilt nunmal das Gebot: "Finger weg von Leverage."