JP Morgan Asset Management hat seinen ersten tokenisierten Geldmarktfonds auf der öffentlichen Ethereum-Blockchain lanciert. Der "My OnChain Net Yield Fund" (MONY) startet mit einem Anfangskapital von 100 Millionen US-Dollar. Damit markiert er einen bedeutenden Schritt in der institutionellen Blockchain-Adoption.
Als grösste systemrelevante Bank (GSIB) weltweit ist JP Morgan die erste Institution dieser Kategorie, die einen tokenisierten Geldmarktfonds auf einer öffentlichen Blockchain anbietet. Der Fonds steht qualifizierten Investoren ab einer Mindestanlage von 1 Million US-Dollar offen. Dabei ermöglicht er Zeichnungen und Rücknahmen sowohl in US-Dollar als auch in USDC, dem von Circle herausgegebenen Stablecoin. MONY investiert ausschliesslich in US-Staatsanleihen und vollständig durch US-Treasuries besicherte Repurchase Agreements.
Kinexys-Plattform als technologisches Fundament
Für MONY nutzt JP Morgan seine hauseigene Tokenisierungsplattform Kinexys Digital Assets, die im November 2024 aus der Umbenennung der Onyx-Einheit hervorging. Seit ihrer Einführung hat die Plattform Transaktionen im Wert von über 1.5 Billionen US-Dollar abgewickelt. Zudem verarbeitet sie täglich mehr als 2 Milliarden US-Dollar.
Der Fonds ist als 506(c) Private Placement strukturiert. Er wird über Morgan Money angeboten, die offene Handels- und Analyseplattform der Bank für Liquiditätsmanagement. Qualifizierte Investoren müssen mindestens 5 Millionen US-Dollar an Investments vorweisen. Institutionelle Anleger benötigen hingegen mindestens 25 Millionen US-Dollar. Die tägliche Dividendenreinvestition erfolgt automatisch, während die Transparenz durch die öffentliche Blockchain-Infrastruktur gewährleistet wird.
Wettbewerb um tokenisierte Treasury-Produkte intensiviert sich
Der Launch von MONY positioniert JP Morgan in direkter Konkurrenz zu etablierten Playern im Markt für tokenisierte Geldmarktfonds. Derzeit betreibt BlackRock mit seinem BUIDL-Fonds das grösste tokenisierte Treasury-Produkt mit einem verwalteten Vermögen von 2.5 Milliarden US-Dollar. Goldman Sachs und BNY Mellon kündigten im Juli 2025 eine gemeinsame Initiative an. Daran nehmen führende Asset Manager wie BlackRock, Fidelity und Federated Hermes teil.
Der Gesamtmarkt für tokenisierte Treasury- und Geldmarktfonds erreichte 2025 ein Volumen von 7.4 Milliarden US-Dollar. Dies entspricht einem Anstieg von 80 Prozent im Jahresverlauf. Dennoch bleibt der Anteil am globalen Geldmarktfondsvolumen von 10 Billionen US-Dollar marginal. Eine Studie von Boston Consulting Group, Aptos Labs und Invesco prognostiziert jedoch starkes Wachstum. Demnach könnten tokenisierte Fonds bis 2030 einen Marktanteil von 1 Prozent erreichen. Dies entspräche über 600 Milliarden US-Dollar.
Regulatorische Unterstützung als Katalysator
Die Expansion von JP Morgan in tokenisierte Produkte erfolgt vor dem Hintergrund verbesserter regulatorischer Rahmenbedingungen. Der GENIUS Act, der Anfang 2025 verabschiedet wurde, schafft erstmals umfassende Regulierungen für Stablecoins. Dadurch reduziert sich die rechtliche Unsicherheit für institutionelle Akteure.
Die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) empfahl Ende 2025 die Anerkennung tokenisierter Geldmarktfonds als zulässige Sicherheiten. Hierfür lancierte Acting Chair Caroline Pham eine dedizierte Initiative zur Förderung der Adoption von tokenisierten Collateral-Lösungen. Dennoch bleiben 41 Prozent aller tokenisierten Geldmarktfonds für US-Investoren aufgrund regulatorischer Unklarheiten unzugänglich.
JP Morgan demonstrierte bereits mehrfach die praktische Anwendbarkeit seiner Blockchain-Infrastruktur. So wickelte die Bank intraday Repo-Geschäfte mit tokenisierten Sicherheiten ab. Parallel dazu wird BlackRocks BUIDL-Fonds von Kryptobörsen wie Binance und OKX als Collateral akzeptiert. Ausserdem nutzten Lloyds Banking Group und Aberdeen Investments tokenisierte Geldmarktfonds für die Abwicklung von Devisenderivaten.
Ausblick auf institutionelle Blockchain-Integration
Die Lancierung von MONY unterstreicht die zunehmende Akzeptanz öffentlicher Blockchains durch traditionelle Finanzinstitutionen. Im Gegensatz zu früheren Experimenten auf privaten Ledgers setzt JP Morgan bewusst auf Ethereum als Settlement-Layer. Dadurch lassen sich Transparenz und Interoperabilität maximieren. Die Unterstützung von USDC-Rücknahmen signalisiert dabei das wachsende Vertrauen in regulierte Stablecoins als Settlement-Infrastruktur.
Für das institutionelle Ökosystem eröffnet die Peer-to-Peer-Übertragbarkeit tokenisierter Fondsanteile neue Effizienzpotenziale. Somit können Anleger Positionen ohne vorherige Liquidierung in Cash transferieren, was die Nutzung als Collateral für Handelsgeschäfte und Margin-Anforderungen vereinfacht. Die Blockchain-basierte Abwicklung reduziert zudem Settlement-Fails und ermöglicht nahezu instantane Eigentumsübertragungen.








