Eine neue Social Media Seite eroberte die Blockchain-Welt über die vergangenen Wochen. Nutzer zahlten innerhalb von 24 Stunden über 1.6 Millionen USD an Gebühren, um die Applikation zu benutzen und auf Persönlichkeiten zu spekulieren. Doch was genau ist Friend.Tech; ist der Hype gerechtfertigt?
Friend.tech ist eine mobile Social Media Plattform, die Nutzern den Handel von "Anteilen" anderer Anwender ermöglicht. Jedem Nutzer bietet die Applikation einen Chatroom. Um die Nachrichten eines Nutzers lesen zu können, muss der Anteil der jeweiligen Person erworben werden. Nach Verkauf des Anteils ist der Chatroom nicht mehr sichtbar. Für Influencer ermöglicht Friend.tech somit das Anbieten exklusiver Interaktionen für ihre Anhänger.
Starke Anfänge für Friend.tech
Der anfängliche Erfolg der Plattform liess nicht lange auf sich warten. Innerhalb der ersten beiden Tage nach dem Start der öffentlichen Beta hatten sich bereits über 10'000 Nutzer auf Friend.tech angemeldet. Die Applikation verknüpft Anwender mit ihrem X-Profil (ehemals Twitter) und generiert eine neue Blockchain-Adresse zum Handel mit Anteilen. Als Grundlage dient das erst vor wenigen Wochen lancierte Base-Netzwerk der Krypto-Börse Coinbase. Auf jeden Handel entfällt eine steile Gebühr von 10%, die zur einen Hälfte an das Entwicklerteam, zur anderen in die Wallet der jeweiligen Persönlichkeit transferiert wird. Der Preis der einzelnen Anteile befolgt wie dezentrale Börsen einen Algorithmus, der den Wert nach einer mathematischen Kurve erhöht/verringert.
Krypto-spezifische Persönlichkeiten mit einer bestehenden Anhängerschaft auf X meldeten sich deshalb rasch auf Friend.tech an. Hohes Volumen für die eigenen Anteile bedeutet ebenfalls gute Kompensierung. Die Anreize für Interaktivität mit Fans sind dadurch gesetzt. Auf der anderen Seite können Anteilseigner von der Viralität eines spezifischen Influencers profitieren und darauf spekulieren. Diese Dynamik generierte für das Top-Profil der Plattform - die Krypto-Persönlichkeit Cobie - bereits 155'000 USD, wie Daten der Analyseplattform Dune zeigen.
App geht dank Umsatzbeteiligung viral
Eine Woche später lockten diese Zahlen auch Prominente ausserhalb des Krypto-Bereichs an. E-Sportler Richard “FaZe Banks” Bengtson und NBA-Spieler Grayson Allen waren nur 10 Tage nach dem Start der Plattform auf Friend.tech präsent. Dann folgten rasch weitere Persönlichkeiten; unter anderem auch jugendfreie Inhaltsersteller, die schon zuvor mit Abo-Modellen exklusive Inhalte an ihre Anhänger anboten. Bis dato zahlten Nutzer über 6.6 Millionen USD an Friend.tech Gebühren, von denen die Hälfte an Profileigentümer ausgeschüttet wurde. Mit fast 2 Millionen Transaktionen seit Lancierung vor zwei Wochen zählt Friend.tech aktuell zu den beliebtesten Blockchain-Apps.
Kritiker beleuchten Nachteile von Friend.tech
Während Friend.tech in der Krypto-Gemeinschaft weitgehend auf Anklang stiess, zeigten Skeptiker auch einige Schattenseiten der Plattform auf. Einer der prominentesten Kritikpunkte ist die etwas fragwürdige rechtliche Stellung der App. Zwar heissen die Anteile an einzelnen Profilen nicht mehr "Shares" (dt. = Anteile/Aktien) sondern "Keys" (dt. = Schlüssel), trotzdem ist die Verbindung zu traditionellen Wertpapieren naheliegend. Weiter kritisierten Beobachter auf sozialen Medien, die 10%ige Gebühr für jede Transaktion sei nicht nachhaltig. Effektiv zahlen Nutzer 20% für den Handel mit Anteilen - je eine Gebühr beim Kauf und Verkauf.
Egal ob Friend.tech oder eine andere Plattform wie Lens den Durchbruch für dezentrales Social Media schafft, der Bereich dürfte interessant zu verfolgen sein. In der aktuellen Welt haben die Tech-Giganten hinter den erfolgreichen sozialen Medien die vollständige Kontrolle über nutzergenerierte Inhalte, Daten und letztendlich die dadurch generierten Umsätze. Die Anwendung der Blockchain-Technologie könnte diese monopolartigen Konstrukte aufbrechen und Inhaltserstellern sowie Konsumenten das Eigentum an ihren Profilen übertragen. Denn genau das definiert die Ära des Web 3.0.