Vergangenen März veröffentlichte die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) ein Whitepaper für den "Buchgeld-Token" (BGT) als digitalen Franken-Stablecoin. Nun haben die drei Banken UBS, PostFinance und Sygnum eine Absichtserklärung für ein Proof-of-Concept (PoC) bis 2025 unterzeichnet.
Das Projekt "Digitale Währungen" sei ein zentraler Schritt, um die Dienstleistungen des Schweizer Finanzplatzes zu verbessern und seinen Wettbewerbsvorteil in der digitalen Wirtschaft zu erhalten. Mit der Absichtserklärung habe die Initiative rund um einen Buchgeld-Token einen weiteren Meilenstein erreicht, so die SBVg in einer Medienmitteilung. In dem Proof-of-Concept fungiere die SBVg als Plattform, um sicherzustellen, dass die nicht teilnehmenden Marktakteure während des gesamten Projektzyklus informiert und in relevante Entscheidungen einbezogen werden.
Buchgeld-Token: ein digitaler Franken-Stablecoin
Während Zentralbanken weltweit mit der Einführung von CBDCs für das breite Publikum liebäugeln, sieht die Schweizerische Nationalbank (SNB) Innovationen auf diesem Gebiet als Sache der Privatwirtschaft. Das bestätigte Thomas Moser, stellvertretendes Mitglied des SNB-Direktoriums, im Gespräch mit CVJ.CH. Die Einführung des Buchgeld-Token (BGT) soll laut der Bankiervereinigung dazu beitragen, die Schweizer Finanzbranche wettbewerbsfähiger zu machen und den Zugang zu digitalen Zahlungsmöglichkeiten zu erleichtern.
Die Eigenschaften des Buchgeld-Token sind im Whitepaper der SBVg nachzulesen. Ein entscheidender Aspekt für die Vertrauensbildung sei, dass der Buchgeld-Token jederzeit in konventionelles Geld umgetauscht werden kann und zwar bei jeder Institution, die daran teilnimmt. Der BGT soll wie normales Bargeld durch Vermögenswerte wie Guthaben bei der Schweizerischen Nationalbank oder Geldmarktinstrumente in der Bilanz des Emittenten gedeckt sein. Die teilnehmenden Geschäftsbanken emittieren über ein gemeinsames Investment-Vehikel den BGT und sichern mit Reserven den Wert des digitalen Frankens. De facto handelt es sich beim Buchgeld-Token also um einen Stablecoin.
Erkennen Schweizer Banken das Potenzial der Blockchain?
Hinter der "staubtrockenen Medienmitteilung" verberge sich ein bemerkenswertes Eingeständnis, schreibt NZZ am Sonntag Redakteur Markus Städeli in seiner Berichterstattung. Die Schweizer Banken hätten diese Woche indirekt zugegeben, dass ihre Geschäftsprozesse und IT-Systeme überholt sind. Stattdessen evaluiere man eine Technologie, die in der obskuren Krypto-Branche entwickelt wurde.
Tatsächlich bietet die Blockchain entscheidende Effizienzgewinne für das heutige Finanzsystem. Im Gegensatz zu herkömmlichen Datenbanken sind dezentrale Technologien über ein Netzwerk von Computern verteilt. Das eliminiert "Single Point of Failures" (dt. = "einzelner Ausfallpunkt") und schützt das System vor externen Angriffen. Die ständige Synchronisierung und die öffentliche Überprüfbarkeit von Blockchain-Datensätzen, die an mehreren Orten gespeichert sind, verhindern Manipulationen und bieten starke Vertrauensgarantien auf der Grundlage kryptografischer Eigenschaften.
Beliebte Ausrede der "Blockchain statt Krypto"
Entscheidend ist genau diese dezentrale und öffentliche Natur der Blockchain-Netzwerke. Das kennt die SBVg auch in ihrem Whitepaper an. Im Gegensatz dazu nutzen private Blockchains zwar dieselbe Distributed-Ledger-Technologie (DLT). Das gesamte System baut aber auf einem geschlossenen Netzwerk an bemächtigten Akteuren auf. Dadurch entfällt ein Grossteil der Vorteile. Banken können sich in öffentlichen Medienmitteilungen trotzdem damit brüsten, "mit Blockchain zu experimentieren."
Die UBS, einer der Teilnehmer des BGT-Pilotprojekts, ist das Paradebeispiel für diesen cleveren Trick. Seit Jahren warnt die grösste Bank der Schweiz vor den "erheblichen Risiken" von Kryptowährungen. 2021 veröffentlichte die UBS über ihren Blog einen Warnbrief zu Bitcoin. Kunden sollen sich vor einem Totalverlust schützen, da Bitcoin ohnehin "keinen intrinsischen Wert" habe. Mittlerweile hat die Bank den Beitrag von ihrer Website gelöscht. Doch ist es ein offenes Geheimnis, dass die UBS noch heute Konten von Kunden schliesst, die in Verbindung zu der Krypto-Branche stehen.
Teilnahmen an Pilotprojekten zu Stablecoins und digitalen Zentralbankwährungen (CBDCs) ändern diese verschlossene Haltung nicht. Auf jegliche Anfragen zu der Thematik "Krypto" erwidert die Medienstelle der Bank, man beobachte die Entwicklungen "in den Bereichen Digital Assets und Distributed Ledger Technologie". Die Begriffe Krypto und Bitcoin umgeht die UBS dadurch gekonnt. Sollte der Buchgeld-Token effektiv eine öffentliche Blockchain nutzen, wäre dies ein immenser Schritt in die richtige Richtung.