Die US-Börsenaufsichtsbehörde (SEC) hat das Krypto-Unternehmen NovaTech und seine Gründer verklagt. Mit mehr als 200'000 Investoren habe das Projekt auf betrügerische Weise über 650 Millionen US-Dollar eingenommen. Die Behörde fordert erhebliche Entschädigungszahlungen für die Opfer.
NovaTech soll Anlegern versichert haben, sie würden ohne Risiko ab dem ersten Tag einen Gewinn erwirtschaften. Laut der SEC-Klage verwendete das verheiratete Gründerpaar die Gelder aber nicht für echte Investitionen. Vielmehr wurden mit den neuen Mitteln frühere Anleger ausbezahlt und Provisionen an Vermittler verteilt. Die Masche von NovaTech entspricht damit dem klassischen Betrugsschema einer Pyramidenstruktur. Nach vier Jahren brach das Projekt im Mai 2023 schliesslich zusammen. Die New Yorker Staatsanwaltschaft, die vor zwei Monaten ebenfalls Klage einreichte, schätzt den Schaden auf über eine Milliarde USD.
Opfer der Masche religiös beeinflusst
Besonders an diesem mutmasslichen Betrug war die Beeinflussung potenzieller Anleger über Religion. Die Mitgründerin Cynthia Petion stellte sich selbst als "Reverend CEO" dar und behauptete, NovaTech sei "eine Vision von Gott". Werbung für das Projekt erfolgte hauptsächlich über soziale Medien, darunter Telegram und WhatsApp. Einige Nachrichten waren in der haitianischen Kreolsprache verfasst waren, um ein spezifisches Publikum zu erreichen, das für den religiösen Appell empfänglich war.
"Tausenden von New Yorkern wurde fälschlicherweise ein besseres Leben versprochen, wenn sie NovaTech und AWS Mining einfach ihr Geld anvertrauen würden. Aber das war alles eine Lüge. Dieses Kryptowährungsunternehmen hat sich auf Einwanderer und religiöse Gemeinschaften konzentriert und ihnen finanzielle Freiheit versprochen. Stattdessen haben sie ihr Geld gestohlen und ihre gesamten Ersparnisse geplündert." New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James
Nicht der erste Betrug
AWS Mining war der Vorgänger des angeblichen NovaTech-Betrugs. Dieses habe Anlegern eine monatliche Rendite von 15-20% versprochen. Trotz zig Millionen USD an Investorengeldern ging das Unternehmen 2019 pleite. Die Opfer gingen alle leer aus. Die Gruppe habe dann NovaTech gegründet und denselben Zyklus wiederholt. 2023 schloss diese Unternehmung ebenfalls die Türen. Laut der Klage der Staatsanwaltschaft habe NovaTech Krypto-Einlagen in Höhe von über 1 Milliarde US-Dollar überwacht, aber nur einen Bruchteil davon (26 Mio. USD) gehandelt.
Die SEC erhob ausserdem Anklage gegen sechs NovaTech-Promoter wegen Betrugs. Sie hätten trotz "Warnsignalen" wie verzögerten Auszahlungen und behördlichen Massnahmen in den USA und Kanada, die Fragen zur Legitimität von NovaTech aufwarfen, weiterhin Investoren angeworben. Einer der Angeklagten, Martin Zizi, erklärte sich zu einer Geldstrafe von 100'000 USD bereit. Beide Klagen zielen auf die Entschädigung der Opfer und die Verhängung von Geldbussen ab.